Absicherungsstrategien an der Börse – So schützen Sie sich vor Kursverlusten

Inhaltsverzeichnis

Mit dieser Ausgabe starten wir heute eine kleine Serie zum Thema „Absicherungsstrategien an der Börse“. Diese Serie soll Sie dazu befähigen, sich selbstständig vor Kursverlusten an der Börse zu schützen. Das Thema Absicherungsstrategien und Schutz vor Kursverlusten ist für viele Anleger ein sehr wichtiges Thema.

Ich werde Ihnen die besten Absicherungsstrategien mit den Stärken und Schwächen vorstellen. In dieser Serie tauchen auch neue Börseninstrumente wie Put-Optionsscheine und Short-Zertifikate auf. Ich werde Ihnen diese Instrumente im Rahmen der Serie kurz vorstellen.

Die Formel für Ihre Depot-Sicherheit

Zunächst die gute Nachricht für Sie: Wenn Sie einen einfachen und wirksamen Schutz für Ihr Aktien-Depot wünschen, können Sie die „Depot-Versicherung“ innerhalb von 30 Minuten kalkulieren und die entsprechende Order Ihrer Bank mitteilen. Die Depot-Absicherung ist sehr einfach. Als Basis reicht eine kleine Formel:

Anzahl der Put-Optionsscheine =

Depotwert

Index-Stand x Bezugsverhältnis

Praxisbeispiel für die Anwendung dieser Depot-Versicherungs-Formel

Ein Beispiel: Sie besitzen für 10.000 Euro Index-Fonds auf den DAX (oder Einzelwerte aus dem DAX). Der DAX notiert am fiktiven Stichtag bei 6.900 Punkten. Sie suchen dann einfach über eine Börsenseite im Internet wie etwa onvista.de, www.finanzen.net oder www.finanztreff.de einen Put-Optionsschein auf den DAX mit dem Basispreis 6.900 und einer Laufzeit von 12 Monaten.

Ein Put-Optionsschein mit dem Basispreis 6.900 erlaubt Ihnen, den DAX am Tag der Fälligkeit für 6.900 Punkte zu verkaufen (auch wenn der Index dann nur noch bei 4.000 Punkten notieren sollte). Die Anzahl der erforderlichen Put-Optionsscheine können Sie rechnerisch ermitteln:

Anzahl der Put-Optionsscheine =

10.000

6.900 x 0,01

=144, 9

Ergebnis: Wenn Sie (aufgerundet) 145 dieser Put-Optionsscheine kaufen, haben Sie eine Art Depot-Versicherung abgeschlossen.

Wirksamkeit der Depot-Versicherung

Angenommen, ein Jahr nach dem Kauf der Put-Optionsscheine notiert der DAX nur noch bei 3.450 Punkten (-50%). Ihre DAX-Indexfonds wären dann nur noch 5.000 Euro wert (10.000 Euro – 50%). Gleichzeitig wäre der Wert der Put-Optionsscheine sprunghaft angestiegen.

Wie beschrieben, verbrieft der ausgewählte Put-Optionsschein das Recht, dass Sie den DAX für 6.900 Punkte verkaufen dürfen. Da der DAX nur noch bei 3.450 Punkten notieren würde, würden Sie die Differenz zwischen 6.900 und 3.450 Punkten (multipliziert mit dem Bezugsverhältnis des Optionsscheins) kassieren.

Die Rechnung lautet:

3.450 x 0,01 = 34,50 Euro je Put-Optionsschein. Da Sie 145 Put-Optionsscheine gekauft haben, würde Ihr Wertpapier-Depot wie folgt aussehen:

Position 1: Die Indexfonds auf den DAX sind noch 5.000 Euro wert

Position 2: Die 145 Put-Optionsscheine sind 5.002,50 Euro wert (145 x 34,50 Euro) Ihr Gesamt-Depot läge damit bei 10.002,50 Euro.

Fazit: Während der DAX in diesem Beispiel innerhalb von 12 Monaten um 50 Prozent eingebrochen wäre, hätte sich Ihr Depot-Wert praktisch nicht verändert. Sie besäßen noch immer Wertpapiere im Wert von rund 10.000 Euro. Praxis-Test bestanden.

Die Kosten der Depot-Versicherung: 5 bis 12% pro Jahr

Sie kennen das von Ihren normalen Versicherungen: Einen Versicherungsschutz bekommen Sie niemals gratis. Für die Sicherheit müssen Sie zahlen. Sie zahlen den Preis dafür, dass Sie das Risiko minimieren und nachts ruhiger schlafen können. Was kostet eine solche Depot-Versicherung?

Eine exakte Zahl kann ich Ihnen nicht nennen. Das hängt zum Beispiel davon ab, mit welchen Instrumenten Sie Ihr Depot schützen und wie stark die Märkte zum Zeitpunkt des Kaufs der Put-Optionsscheine schwanken. Als Faustformel gilt: Je höher die Schwankungen, desto teurer wird die Absicherung (höhere Schwankungen = höheres Risiko, dass die „Versicherung“ greifen muss).

Da wir einen echten Optionsschein ausgewählt haben, können wir die genauen Kosten berechnen, die im Muster-Beispiel angefallen wären. Nehmen wir an, der DAX ist nach dem Kauf der Put-Optionsscheine nicht gefallen, sondern auf 8.000 Punkte gestiegen. In diesem Fall würden die Put-Optionsscheine am Ende der Laufzeit wertlos ausgebucht, da der Indexstand über 6.900 lag. Das Geld für die Put-Optionsscheine wäre verloren.

Die Rechnung: 145 Put-Optionsscheine zu je 6,44 Euro = 933,80 Euro Diese Investition, eine Art „Versicherungsprämie“, wäre dann wertlos verfallen. Bei einem Depot-Stand von 10.000 Euro und Versicherungskosten von 933,80 Euro läge die Kostenbelastung bei knapp 10 Prozent. Diese Größenordnung passt zu meinen Erfahrungen.

In sehr ruhigen Marktphasen können Sie Put-Optionsscheine günstiger einkaufen (aufgrund der niedrigen Volatilität -> weniger Schwankungen), in ganz heißen Börsenphasen wird es (wie eben schon beschrieben) noch teurer. Insgesamt müssen Sie bei dieser Absicherungsstrategie mit Kosten von etwa 5 bis 12 Prozent pro Jahr rechnen.

Große Investoren sind hier im Vorteil, da diese am Terminmarkt maßgeschneiderte Absicherungen deutlich günstiger erwerben können. Als Privatanleger haben Sie diese Möglichkeit im Regelfall nicht. Stattdessen müssen Sie auf einfache und relativ teure Instrumente zurückgreifen.

Tipp: So sparen Sie Absicherungs-Kosten durch Selbstbeteiligung

Es gibt eine Möglichkeit, diese Kosten zu senken. Wie bei einigen anderen Versicherungen gilt auch beim Depot-Schutz: Wenn Sie eine höhere Selbstbeteiligung wählen, sinken die Kosten.

Wenn Sie nicht den aktuellen Index-Stand absichern, sondern einen Basispreis wählen, der 10 Prozent unter dem aktuellen Kurs liegt, werden die Optionsscheine deutlich günstiger. Diese Variante bietet sich an, wenn Sie mit kleineren Kursrückschlägen gut leben können, aber einen Schutz gegen einen Crash einbauen möchten.