Faktor-Zertifikate kaufen – Chancen und Risiken

Ein Blatt Papier mit der Aufschrift "Zertifikate". Ein Kugelschreiber ist auf das Papier gerichtet.
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Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste zu Faktor-Zertifikate zusammengefasst

  • Durch ein Faktor-Zertifikat haben Anleger die Möglichkeit, unter Einbezug eines Hebels an der Kursentwicklung des Basiswertes teilzuhaben.
  • Basiswerte für die Zertifikate sind normalerweise Aktien, Indizes, Rohstoffe und Währungen.
  • Faktor-Zertifikate besitzen keine Knock-out Schwelle, wie es bei vielen anderen Hebelzertifikaten der Fall ist.
  • Aufgrund der Hebelwirkung müssen Sie bei einem Faktor-Zertifikat verhältnismäßig wenig Kapital einsetzen.
  • Trotz keiner Knock-out Schwelle gibt es auch beim Faktor-Zertifikat die Gefahr, dass Sie Ihr eingesetztes Kapital komplett verlieren.

Es gibt es eine Reihe von Zertifikaten, die zum Teil unterschiedlich konstruiert sind. Zu den sogenannten Hebelzertifikaten gehören unter anderem die Faktor-Zertifikate als besondere Variante. In unserem Beitrag erfahren Sie, was ein Faktor-Zertifikat ist und wie es funktioniert. Wir gehen ferner auf die Vor- und Nachteile ein, wo Sie Faktor-Zertifikate handeln können und beantworten die Frage, für wen sich diese Zertifikate eignen.

Was ist ein Faktor-Zertifikat?

Faktor-Zertifikate fallen in die große Gruppe der sogenannten Hebelprodukte. Anleger haben dadurch die Möglichkeit, mit einem Hebel auf steigende oder fallende Kurse eines Basiswertes zu spekulieren. Typische Basiswerte für ein solches Zertifikat sind:

  • Aktien
  • Indizes
  • Währungen
  • Zinsen
  • Rohstoffe

Aufgrund des Hebels nimmt der jeweilige Anleger überproportional an der Veränderung des Kurses beim Basiswert teil. Steigt der Wert des Basiswertes beispielsweise um zwei Prozent und hat das Faktor-Zertifikat einen Hebel von 5, steigt damit der Wert des Zertifikates um 10 Prozent. Kennzeichnend für Faktor-Zertifikate, die übrigens mittlerweile auch häufiger als Faktor-Optionsscheine bezeichnet werden, ist zudem eine unbegrenzte Laufzeit. Das ist ein wesentlicher Unterschied zu viele anderen Zertifikatearten.

Im Vergleich zu den meisten Hebelzertifikaten gibt es bei einem Faktor-Zertifikat keine Knock-out Schwelle. Das bedeutet, dass das Zertifikat nicht sofort wertlos wird, sollte der Kurs des Basiswertes einen bestimmten Punkt erreichen. Grundsätzlich entwickeln sich der Wert des Faktor-Zertifikats dabei parallel zu der Kursentwicklung des Basiswertes. Steigt also der Kurs beim Basiswert, steigt ebenfalls der Wert des Faktor-Zertifikates. Das gilt natürlich nur für eine Long-Position, während das Verhältnis bei einem Faktor Short genau umgedreht ist, weil Sie damit auf fallende Kurse spekulieren.

Wie funktioniert ein Faktor-Zertifikat?

Mit einem Faktor-Zertifikat haben Anleger die Möglichkeit, sowohl auf steigende als auch fallenden Kurse beim Basiswert zu spekulieren. Daher gibt es auch im Hinblick auf die „Richtung“ bei diesen Zertifikaten die folgenden zwei Varianten:

  • Faktor Long Zertifikate: Profitieren von steigenden Kursen beim Basiswert
  • Faktor Short Zertifikate: Profitieren von fallenden Kursen beim Basiswert

Am besten lässt die Funktionsweise von Faktor-Zertifikaten in Zusammenhang mit dem Hebel an einem kurzen Beispiel verdeutlichen.

Beispiel – so funktioniert ein Faktor-Zertifikat

Nehmen wir dazu an, dass Sie durch das Faktor-Zertifikat auf steigende Kurse bei bestimmten Aktien spekulieren möchten. Das Zertifikat hat einen Hebel bzw. Faktor von 3. Steigt nun der Kurs des Basiswertes, also der Aktie, zum Beispiel um vier Prozent an, würde der Wert des Faktor-Zertifikats um 12 Prozent steigen.

Das bezieht sich – wie zuvor erläutert – auf ein Faktor Long Zertifikat. Wenn Sie sich stattdessen dafür entschieden, auf fallende Kurse der Aktien zu spekulieren, würde die Rechnung bei einem Faktor Short Zertifikat identisch ausfallen. Allerdings ist der große Unterschied, dass der Wert in dem Fall nicht um 12 Prozent steigen, sondern sinken würde.

Wann ist ein Faktor-Zertifikat wertlos?

Auch wenn es bei einem Faktor-Zertifikat keine Knock-out Schwelle gibt, kann dessen Wert faktisch bei Null sein. Das geschieht in der Regel unter der Voraussetzung, dass der Basiswert massiv im Kurs gefallen (Faktor Long) oder erheblich gestiegen (Faktor Short) ist.

Was sind die Vorteile und Chancen beim Faktor-Zertifikat?

Bevor Sie sich für Faktor-Zertifikate entscheiden, sollten Sie sich über die wichtigsten Vor- und Nachteile sowie die Chancen nebst Risiken informieren. Die wichtigsten Vorzüge bei einem Faktor-Zertifikat sind:

  • Höhere Gewinne in kurzfristigen Trend-Phasen möglich
  • Es gibt keine Knock-out Schwelle
  • Relativ geringer Kapitaleinsatz aufgrund des Hebels
  • Spekulieren auf fallende oder steigende Kurse
  • Zahlreiche Basiswerte bei Faktor-Zertifikaten zur Auswahl

Hauptvorzüge beim Faktor-Zertifikat sind zum einen die überproportionalen Gewinne, die Sie aufgrund des Hebels erzielen können. Daraus ergibt sich ein weiterer Vorteil, dass Sie verhältnismäßig wenig Kapital einsetzen müssen. Auf der anderen Seite profitieren Sie bei Faktor-Zertifikaten im Gegensatz zu anderen Hebelzertifikaten davon, dass es keine Knock-out Schwelle gibt und das Faktor-Zertifikat zumindest aus diesem Grund nicht wertlos werden kann.

Was sind die Nachteile und Risiken bei Faktor-Zertifikaten?

Um eine gute Entscheidung für oder gegen Faktor-Zertifikate treffen zu können, sollten Sie neben den Vorteilen ebenso die Nachteile und Risiken kennen. Das sind insbesondere:

  • Totalverlust möglich
  • Emittentenrisiko
  • Liquiditätsrisiko
  • Ungünstige Entwicklung in Seitwärtsmärkten
  • Kosten bei Faktor-Zertifikaten
  • Kündigungsrecht des Emittenten

Da es sich auch bei einem Faktor-Zertifikat um eine Schuldverschreibung handelt, gibt es ein Emittentenrisiko. Sollte der Emittent des Zertifikates insolvent werden, droht ein Kapitalverlust bis hin zum Totalverlust. Einen Totalverlust kann es beim Faktor-Zertifikat auch dann geben, wenn sich der Kurs des Basiswertes massiv in eine für Sie ungünstige Richtung entwickelt. Diese Gefahr verbindet sich oft mit dem Liquiditätsrisiko, dass kein Interesse mehr an dem Zertifikat besteht, sodass es keinen Handel mehr gibt.

Ebenfalls zu den Nachteilen der Faktor-Zertifikate gehört, dass sich diese in Seitwärtsmärkten vom Wert her meistens ungünstig entwickeln. Der Verlust fällt umso höher aus, je höher der Hebel ist und je größer die Schwankungsbreite innerhalb der Seitwärtsbewegung ausfällt. Kosten gibt es beim Faktor-Zertifikat ebenfalls, zum einen tägliche Finanzierungskosten und zum anderen bei der Anpassung der Zertifikate. Zudem ist es für den Inhaber ein Nachteil, dass der Emittent jederzeit das Recht hat, das Zertifikat zu kündigen.

Wo kann ich in Faktor-Zertifikate investieren?

Es gibt mehrere Möglichkeiten, wo Sie Faktor-Zertifikate kaufen und verkaufen können:

  • Handel an der Börse
  • Außerbörslicher Handel
  • Kauf beim Emittenten

In den meisten Fällen kaufen und verkaufen Anleger die Faktor-Zertifikate an einer regulären Börse, wo zum Beispiel auch Aktien gehandelt werden. Das ist zu den entsprechenden Börsenöffnungszeiten möglich. Alternativ bieten einige Banken und vor allem Broker den Handel über Plattformen an, dann in Form des außerbörslichen Handels. Ebenfalls existiert die Option, die Zertifikate direkt beim jeweiligen Emittenten zu erwerben.

Wenn Sie Faktor-Zertifikate kaufen oder verkaufen möchten, dann erteilen Sie Ihrer Bank oder Ihrem Broker eine entsprechende Order. Dazu müssen Sie allerdings ein Wertpapierdepot besitzen, da die entsprechenden Zertifikate dort ein- und ausgebucht werden.

Kann man Faktor-Zertifikate immer verkaufen?

Faktor-Zertifikate haben keine begrenzte Laufzeit. Sie können die Zertifikate jederzeit an der Börse kaufen und verkaufen, da es diesbezüglich keine Einschränkungen gibt.

Wie lange sollte ich Faktor-Zertifikate halten?

Grundsätzlich können Sie Faktor-Zertifikate aufgrund der unbegrenzten Laufzeit so lange halten, wie Sie möchten. Allerdings empfehlen die meisten Experten eine relativ kurze Haltedauer von wenigen Tagen oder maximal einigen Wochen. Die Haltedauer ist jedoch von mehreren, individuellen Faktor abhängig, insbesondere:

  • Anlagestrategie
  • Handelsstil
  • Risikobereitschaft
  • Anlegertyp

Sind Sie beispielsweise sehr risikofreudig eingestellt, können Sie Faktor-Zertifikate durchaus für einige Wochen und sogar Monate halten. Möchten Sie hingegen mit einem eher geringeren Risiko lediglich kurzfristig Gewinne erzielen, ist eine Haltedauer von wenigen Tagen die beste Option.

Für wen eignen sich Faktor-Zertifikate?

Faktor-Zertifikate eignen sich ausschließlich für risikofreudige Anleger. Zudem sollten Sie sich am Markt auskennen, denn Faktor-Zertifikate zählen zu den nicht so leicht verständlichen Finanzprodukten. Ihr Ziel sollte darin bestehen, in kurzer Zeit höhere Gewinne mit einem vergleichsweise geringem Kapitaleinsatz zu erzielen. Absolut ungeeignet sind Faktor-Zertifikate definitiv zum Vermögensaufbau sowie als mittel- oder langfristige Kapitalanlage.