Hohe Renditen, hohes Risiko? Außerbörsliche Anleihen

Inhaltsverzeichnis

Immer mehr Unternehmen bieten außerbörsliche Anleihen. Damit liegen sie im Trend. Generell sind Unternehmensanleihen gefragt. Zwar richten sie sich nach dem allgemeinen Marktzins, der nach wie vor auf einem Rekordtief liegt, doch etliche Firmen bieten gerade zum Einstand etwas bessere Renditen.

Höhere Renditen durch ersparte Börsengebühren

Sie nutzen das niedrige Zinsumfeld, schlagen ein paar Prozentpunkte auf und sammeln im Anschluss Geld bei Anlegern ein. Bankkredite hingegen kommen die Unternehmen nicht nur teurer, sie müssen zudem verschärfte Bonitätsregeln erfüllen. Stattdessen lassen sie sich ihre Kreditwürdigkeit von Ratingagenturen bestätigen.

Je nach Bewertung sind die Zinsen teilweise sehr attraktiv. Doch Zinsvorteile erklären sich nicht nur mit schlechteren Ratings. Häufig sind es außerbörsliche Anleihen, die mehr bringen. Vor allem Mittelstandsunternehmen vermeiden gerne den Weg über die Börse und bevorzugen den Direktvertrieb.

Grund: Die Platzierung über die Börse kostet Extragebühren. Werden die gespart, lässt sich die Verzinsung um gut eineinhalb Prozentpunkte anheben. 7,5% oder 8% und mehr sind für außerbörsliche Anleihen keine Seltenheit, und das bei oft halbwegs passabler Bonität.

Höchst unterschiedliche Informationsqualität

Mancher Anleger muss sich erst gar nicht um derartige Zinsanlagen kümmern. Nicht selten flattern sie als Werbung in den Briefkasten. Genussscheine, Anleihen… wenn Mittelständler oder Start-Ups um private Geldgeber buhlen, ist das Risiko meist groß. Das beginnt schon damit, dass die Firmen höchst unterschiedliche Auffassungen von Transparenz haben.

Wer etwa anruft und eine ausführliche Bilanz sehen will, bekommt unter Umständen einen Flyer mit dürftigen Auskünften. Andere wiederum geben einigermaßen aussagekräftige Informationen als Emissionsprospekt mit Risikohinweisen, einem Wirtschaftsprüferbericht und der Kreditwürdigkeitsbewertung der Creditreform.

Direktbroker werben mit Vorteilen

Etwas geordneter ist der Weg, Anleihen bei Direktbrokern zu vergleichen. Aber auch einige Banken bieten Anleihen sowohl über die Börse als auch außerbörslich. Doch wer die Vorteile im außerbörslichen bzw. OTC-Handel nutzen will, verzichtet auf das Mehr an Sicherheit, das die Börse mit ihren strengen Regularien bietet. OTC steht übrigens für Over-the-counter, das Geschäft läuft unter zwei Partnern sozusagen direkt über den Ladentisch.

Am OTC-Markt ist das Zahlungsausfallrisiko deutlich höher und die Transparenz wesentlich geringer. Die Informationen sind bei außerbörslichen Anleihen uneinheitlicher und im Schnitt wesentlich schlechter. Zudem fehlen oft die wichtigen Bonitätsbewertungen unabhängiger Ratingagenturen.

Nicht selten erfahren Anleger mehr oder weniger zufällig, dass ein Unternehmen in Schieflage gerät. Doch das nützt ihnen dann wenig, weil sie ihre Anleihe kaum verkaufen kann. Anders an der Börse: Knickt der Kurs extrem ein, kann man zeitig aussteigen und muss nicht auf den Schiffbruch zum Laufzeitende warten.

Nichts für unerfahrene Anleger

Anleger sollten sich auch nicht von der Tatsache irritieren lassen, dass der OTC-Markt der weitaus größere ist. Zwar werden die meisten Anleihen außerbörslich gehandelt, was aber daran liegt, dass institutionelle Investoren wie Banken oder Pensionsfonds den direkten Weg bevorzugen. Die aber kennen sich in allen Details aus.

Für unerfahrene Anleger sind außerbörsliche Anleihen generell nicht empfehlenswert. Nicht alle mögen schlecht sein, aber dann sollte das Unternehmen genau unter die Lupe genommen werden. Der graue Kapitalmarkt ist voller Risiken. Die Zahl der Pleiten von Anleihe emittierenden Firmen ist beachtlich. Bei einer Abwicklung erhalten Anleger eine Quotenzahlung, die im Schnitt bei gerade mal 5% liegt.