Italien: Bankanleihen bedrohen Anleger

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Sie galten einst als sichere Geldanlage, Bankanleihen waren neben Staatspapieren eine Art Garantie als Teil der Altersvorsorge. Doch die Zeiten haben sich geändert. Das Problem wackeliger Geldhäuser beschränkt sich schon lange nicht mehr auf Zypern oder Griechenland. Es erfasst immer weitere Teile Europas.

Italienische Kreditinstitute verdeutlichen Sprengpotenzial

Eines der ganz großen Sorgenkinder derzeit ist Italien, wo Bankanleihen unter Privatkunden beliebter sind, als die des eigenen Staates. Aus deutscher Sicht sollte man nicht übersehen, dass das europäische Bankenwesen historisch wesentlich durch italienische Kredithäuser mitgeprägt wurde. Doch bei allem Stolz auf die Tradition, das Vertrauen in die Institute ist gebrochen.

Wer in Italien Bankanleihen hält, verfolgt die Lage mit größter Sorge. Hatte der Bankensektor des Landes 2014 schon beim EZB-Stresstest am schlechtesten abgeschnitten, sitzt er laut Schätzungen mittlerweile auf faulen Krediten in Höhe von 360 Mrd. €. In einer akuten Krise wäre das gesamte Eigenkapital der Banken weg.

Die mit 544 Jahren weltweit älteste Bank „Monte dei Paschi“ schafft es nicht mehr ohne eine Überbrückung von 6 Mrd. €. Selbst die UniCredit, die sich die HypoVereinsbank einverleibt hatte, ließ kürzlich verlauten, dass sie Geld braucht – Analysten gehen von bis zu 10 Mrd. € aus. Und im Überlebenskampf sind schon einige auf der Strecke geblieben, auch Privatanleger.

Italiens Bankanleihen bedrohen Anleger

Nüchterne Fakten sind nur eines. Zum Thema Italien und Bankanleihen wurde die breite Öffentlichkeit durch einen tragischen Fall Ende letzten Jahres wachgerüttelt. Ein Rentner nahm sich das Leben als seine Hausbank in die Pleite rutschte. Seine gesamte Ersparnis von 110.000 € hatte er in deren Anleihen gesteckt. Das Geld war weg, genauso wie das von zehntausenden anderer Italiener bei vier weiteren Pleitebanken.

Alle hatten ein gemeinsames Problem: Sie waren nicht nur einfache Bankkunden, sondern zugleich Gläubiger. Bei den Rettungsaktionen der Banken wurden erstmals die neueren EU-Regeln angewendet, die verhindern sollen, dass nur der Steuerzahler einspringt: Zuerst werden Aktionäre und Gläubiger zur Kasse gebeten, zu denen auch Kleinanleger mit ihren Bankanleihen gehören.

Was das bedeutet, zeigt ein Szenario des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu einer Bankenabwicklung im größeren Stil: Bei den meisten der 15 Großbanken Italiens würde es sowohl nachrangige also auch vorrangige Schuldtitel treffen. Privatanleger halten etwa ein Drittel von den 600 Mrd. € vorrangiger Anleihen und gut die Hälfte der 60 Mrd. € an nachrangigen Anleihen.

Eine Warnung auch für deutsche Kunden

Das alles sollte auch deutsche Bankkunden und Anleger zum Nachdenken bewegen. Immerhin haben die Kreditinstitute hierzulande wegen der niedrigen Zinsen zunehmend Probleme sich zu refinanzieren. Im Notfall trifft es nämlich mehr Gläubiger als die mit klassischen Anleihen. Zunächst sind auch Pfandbriefe Anleihen, nur eben als Daueremission. Ebenso betroffen wären Zertifikate, sie sind ebenfalls eine Art Schuldscheine.

Ausgenommen sind nur Sichteinlagen, also Termingelder bis zu 100.000 €, sowie Girokonten und Sparbücher. Als Anleger sollte man nicht vergessen, dass man der Bank sein Geld leiht. Natürlich kann man versuchen, das Risiko, also die Bonität, über ein Rating von Agenturen einzuschätzen.

Doch auch das beruht nur auf Zahlen aus der Vergangenheit. Schon der Fall einer einzigen Großbank kann plötzlich weltweit andere mitreißen. Laut IWF hat etwa ein Kollaps der Deutschen Bank das Potenzial, eine Kettenreaktion und internationale Bankenkrise auslösen.