Knock Out Zertifikate: Das müssen Sie wissen

Knock Out Zertifikate: Das müssen Sie wissen
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Inhaltsverzeichnis

Knock-Out Zertifikate werden von Banken herausgegeben und erlauben vor allem die Spekulation mit einer Hebelwirkung auf steigende oder fallende Kurse eines bestimmten Wertpapiers.

Die Hebelwirkung erlaubt es, mit wenig Kapital an der Kursentwicklung zum Beispiel einer Aktie oder eines Indexes überproportional zu partizipieren. Knock-Out Zertifikate, die auf steigende Kurse setzen, werden typischerweise als Long oder Call Knock-Out Zertifikate bezeichnet, während Zertifikate, die von fallenden Kursen profitieren, als Short oder Put Knock-Out Zertifikate bezeichnet werden.

Knock-Out Zertifikate lassen sich auf eine Vielfalt von Wertpapieren handeln, wie Aktien, Rohstoffe, Indizes und Währungen, und gehören aufgrund ihrer Hebelwirkung zu der Kategorie der Hebelprodukte.

Manchmal werden Knock-Out Zertifikate, je nach Emittent, auch unter den Namen Turbo Zertifikate oder Sprinter Zertifikate gefunden.

Welche Faktoren definieren ein Knock-Out Zertifikat?

Neben des Typen Long oder Short, wofür sich der Anleger entsprechend entscheiden muss, gibt es weitere Faktoren, die in der Auswahl eines Knock-Out Zertifikats beachtet werden müssen. Dazu gehören:

  • Der Hebel oder der Hebelfaktor: Dieser Wert beschreibt, wie sich das Knock-Out Zertifikat bewegen wird, wenn sich die zugrunde liegende Aktie um 1% bewegt. Liegt der Hebel zum Beispiel bei 2, wird ein Long Knock-Out Zertifikat um 2% steigen, wenn die Aktie um 1% steigt. Andersrum wird es um 2% fallen, wenn die Aktie um 1% fällt. Ein Short Knock-Out Zertifikat wird sich entsprechend in die entgegengesetzte Richtung bewegen: Bei einem Hebel von 2, steigt es um 2%, wenn die Aktie um 1% fällt, und fällt um 2%, wenn die Aktie um 1% steigt. Der Hebel ist also ein zweischneidiges Schwert. Ein Anleger kann zwar überproportional an der Kursentwicklung eines Basiswerts partizipieren, wenn sich dieser Basiswert in die erwartete Richtung bewegt, er verliert aber auch überproportional, wenn sich dieser Basiswert in die entgegengesetzte Richtung bewegt.
  • Die Knock-Out Schwelle: Dieser Wert beschreibt den Kurs, zu dem das Knock-Out Zertifikat verfällt (beziehungsweise „ausgeknockt“ wird). Die Zertifikate verdanken ihren Namen dieser Schwelle. Wenn der Kurs des zugrunden liegenden Basiswerts diese Knock-Out Schwelle erreicht, verfällt das Zertifikat augenblicklich wertlos. Der Anleger erleidet entweder den Total-Verlust oder bekommt einen minimalen Restwert zurück. Die Knock-Out Schwelle wird manchmal auch Knock-Out Barriere genannt.
  • Die Restlaufzeit: Das ist der Zeitraum, nach dem das Knock-Out Zertifikat vom Handel ausgesetzt wird. Die Restlaufzeiten können sehr unterschiedlich sein. Von ein paar Tagen bis zu einer unendlichen Laufzeit ist alles möglich. Hat das Knock-Out Zertifikat ein End-Datum, wird an diesem Stichtag ein Bar-Ausgleich zu dem gegenwärtigen Kurs des Zertifikats erfolgen. 
  • Der Emittent: Das ist das Finanzinstitut (typischerweise die Bank), das das Knock-Out Zertifikat herausgibt. Knock-Out Zertifikate sind Inhaberschuldverschreibungen. Es besteht dadurch ein Emittenten-Risiko: Ist das emittierende Institut insolvent, sind in der Regel auch die Zertifikate von diesem Institut wertlos, da sie nicht von der Einlagensicherung geschützt sind.
  • Stop-Loss: Einige Knock-Out Zertifikate (nicht alle) sind mit einem sogenannten Stop-Loss versehen. Dieser Stop-Loss entspricht dann der Knock-Out Schwelle, liegt aber zum Beispiel bei Long Knock-Out Zertifikaten über einem gewissen Basispreis, der dem Totalverlust entsprechen würde. So entsteht ein schützender Mechanismus für den Anleger, wenn das zugrunde liegende Wertpapier fällt. Noch bevor der Basispreis erreicht wird, was zu dem Total-Verlust führen würde, greift der Stop-Loss, sodass ein minimaler Betrag noch gerettet werden kann. 
  • Außerbörslicher Knock-Out: Während bei den meisten Knock-Out Zertifikaten die Knock-Out Schwelle nur während den Börsen-Handelszeiten aktiv ist, gibt es auch Knock-Out Zertifikate, deren Knock-Out Schwelle außerbörslich aktiviert ist. Sollte also der Kurs einer Aktie außerhalb der regulären Handelszeiten die Knock-Out Schwelle verletzen, greift der Knock-Out Mechanismus und das Zertifikat verfällt. 
  • Die Währung: Knock-Out Zertifikate auf ausländische Wertpapiere außerhalb des Euro-Raums (zum Beispiel aus der Schweiz oder aus den vereinigten Staaten) unterliegen Wechselkursschwankungen.

Hinweis: Wovon Knock-Out Zertifikate nicht abhängig sind

Im Gegensatz zu Optionsscheinen zum Beispiel sind Knock-Out Zertifikate nicht von der Volatilität des zugrunde liegenden Basiswerts abhängig.

Für wen sind Knock-Out Zertifikate geeignet?

Knock-Out Zertifikate sind vor allem für risikoaffine Anleger gedacht, die überproportionale Gewinne mit reduziertem Kapital-Einsatz erzielen wollen. Obwohl einige Knock-Out Zertifikate über eine unendliche Laufzeit verfügen, sind diese Zertifikate eher für kurzfristige und spekulative Anlagen vorgesehen. Der Anleger, der ein Knock-Out Zertifikat handelt, sollte sich bewusst sein, dass er einen Total-Verlust seines Einsatzes riskiert. Er sollte entsprechend nur den Geldbetrag anlegen, den er bereit ist, gegebenenfalls zu verlieren.

Wie funktionieren Knock-Out Zertifikate?

Je höher der Hebel, desto näher die Knock-Out Schwelle und desto größer das Risiko eines sogenannten Knock-Out Ereignisses. Im Gegenzug ist die Rendite umso größer, je höher der Hebel ist.

Ausschlaggebend für den Preis eines Knock-Out Zertifikats ist der Kurs des zugrunde liegenden Basiswerts. Je größer der Abstand zwischen dem Kurs des Basiswerts zu der Knock-Out Schwelle, desto teurer das Zertifikat.

Wie findet man das richtige Knock-Out Zertifikat?

Das Angebot an Knock-Out Zertifikaten auf dem deutschen Zertifikatemarkt ist sehr groß.

Viele Finanz-Webseiten verfügen über eine detaillierte Suchfunktion, womit sich Anleger einen Überblick verschaffen und die passenden Knock-Out Zertifikate aussuchen können. Dutzende von Finanzinstituten und Banken, nicht alle aus Deutschland, bieten Knock-Out Zertifikate an, die sich in einem deutschen Wertpapierdepot handeln lassen. Dabei kann der Anleger zwischen einer Vielfalt an Basiswerten wählen, mit unterschiedlichen Merkmalen und Kennzahlen.

Bei einigen Brokern gibt es je nach emittierendem Finanzinstitut Sonderkonditionen im Handel von Knock-Out Zertifikaten. Die Zertifikate lassen sich an den deutschen Börsen handeln (zum Beispiel Stuttgart oder Frankfurt) oder im außerbörslichen Handel direkt beim Emittenten. Wenn die Zertifikate an den Börsen gekauft werden, fallen je nach Broker Courtage-Gebühren an. Beim Direkthandel über den Emittenten kann sich der Anleger diese Gebühren sparen.

Was sind die Vor- und Nachteile für Anleger?

Die Vorteile von Knock-Out Zertifikaten:

  • Anleger brauchen nur wenig Kapital, um eine hohe Investition in den gewünschten Basiswert zu tätigen.
  • Das maximale Verlust-Risiko bei der Anlage in Knock-Out Zertifikaten ist zwar hoch (der Total-Verlust ist möglich), bleibt aber auf den ursprünglichen Einsatz begrenzt. Das Risiko einer Nachschusspflicht wie zum Beispiel bei Contracts for Difference (kurz: CFDs) ist bei Knock-Out Zertifikaten nicht vorhanden.
  • Im Vergleich zu Optionsscheinen, bei denen die Schwankungsintensität (die Volatilität) des zugrunde liegenden Basiswerts eine Rolle in der Preisbildung des Zertifikats spielt, entwickeln sich Knock-Out Zertifikate unabhängig von diesen Schwankungen. Das vereinfacht die Nachvollziehbarkeit der Preisbildung von Knock-Out Zertifikaten.
  • Knock-Out Zertifikate mit unendlichen Laufzeiten ermöglichen eine langfristige Anlage, ohne den Zwang, von einem Zertifikat zum nächsten zu wechseln, sobald das Verfallsdatum erreicht ist. Wer sich über den Zeitpunkt des Eintretens seiner Kursprognose unsicher ist, kann entsprechend auf die sogenannten Open End Zertifikate zurückgreifen.

Die Nachteile von Knock-Out Zertifikaten:

  • Je nach Größe des Hebels kann die Knock-Out Schwelle schnell erreicht werden. Dieses Risiko sollte von dem Anleger nicht unterschätzt werden, da sein Eintreten in der Regel den Total-Verlust für ihn bedeutet.
  • Der Unterschied zwischen Geld Kurs (Preis, zu dem das Zertifikat verkauft wird) und Brief Kurs (Preis, zu dem das Zertifikat gekauft wird) sollte im Auge behalten werden. Dieser Unterschied nennt sich im Fachjargon „Spread“. Breite Spreads sind ein Nachteil für den Anleger und führen zu anfänglichen Verlusten, gleich beim Kauf des Zertifikats. Diese Verluste müssen dann mit Kursgewinnen des Zertifikats wettgemacht werden. Der Anleger sollte also die Preise der Zertifikate je nach emittierender Bank genau vergleichen.
  • Spätestens seit der Pleite von Lehmann Brothers sollten Anleger im Klaren sein, dass Zertifikate dem sogenannten Emittenten-Risiko ausgesetzt sind. Der Einsatz geht verloren, wenn das Finanzinstitut das Zertifikat nicht mehr zurückkaufen kann.
  • Die Preisbildung eines Knock-Out Zertifikats kann komplizierter werden, wenn zum Beispiel der Dividenden-Ertrag einer Aktie geändert wird, oder wenn ein Aktiensplit geschieht. In solchen Fällen kann der Emittent an der Knock-Out Schwelle „schrauben“.
  • Die Wechselkurschwankungen spielen eine Rolle. Knock-Out Zertifikate auf die Nestle Aktie zum Beispiel werden sich nicht nur relativ zu der Kursentwicklung der Nestle Aktie bewegen, sondern werden auch von dem Wechselkurs zwischen Euro und dem Schweizer Franken beeinflusst werden.
  • Der Anleger kann richtig mit seinen Annahmen liegen und trotzdem den Total-Verlust erleiden. Hat er ein Long Knock-Out Zertifikat gekauft, kann es sein, dass die Aktie zwischenzeitlich eine Kurskorrektur durchläuft, die Knock-Out Schwelle verletzt, um dann ihren Aufwärtstrend wieder aufzunehmen. Der Anleger setzte in diesem Fall auf den Aufwärtstrend der Aktie, lag richtig, musste aber aufgrund der kurzfristigen Korrektur zusehen, wie sein Einsatz komplett verloren ging. Obwohl der Preis des Knock-Out Zertifikats nicht von der Volatilität beziehungsweise von der Schwankungsintensität der Aktie abhängig ist, sollte der Anleger eine Einschätzung dieser möglichen Schwankungen dennoch vornehmen, um sichere weit entfernte Knock-Out Schwellen wählen zu können.

Beispiel einer Anlage in ein Knock-Out Zertifikat

Angenommen ein risikoaffiner Anleger hat eine positive Meinung über die Freenet Aktie und möchte überproportional an der Kursentwicklung dieser Aktie partizipieren. Er zieht entsprechend den Kauf eines Long Knock-Out Zertifikats in Betracht. Er entscheidet sich für einen Hebel von ca. 3.

Das heißt: Wenn die Freenet Aktie um 1% steigt, macht der Anleger mit seinem Knock-Out Zertifikat 3% Gewinn. Fällt allerdings die Aktie um 1%, verliert er 3%. Der Anleger denkt, dass die Aktie bei einem Kurs von 13 Euro gut abgesichert ist und wird entsprechend ein Zertifikat suchen, dessen Knock-Out Schwelle unter dem Preis von 13 Euro liegt, unter der Annahme, dass sie in einem gewissen Zeitraum nicht erreicht wird.

Die Freenet Aktie notiert zum Beispiel bei 18 Euro. Der Anleger kauft folgendes Long Knock-Out Zertifikat:

  • Knock-Out Schwelle: 12,31 Euro (Bei diesem Kurs der Freenet-Aktie würde das Knock-Out Zertifikat verfallen)
  • Abstand zwischen KnockOut Schwelle und Aktienkurs: 31,61%
  • Währung: Euro
  • Hebel: 3,16
  • Geldkurs: 5,65 Euro
  • Briefkurs: 5,69 Euro
  • Spread (Abstand zwischen Briefkurs und Geldkurs, bezogen auf den Briefkurs): 0,7%
  • Laufzeit: „Open End“ (unendlich)

Der Preis des Knock-Out Zertifikats wird zum Zeitpunkt des Kaufs wie folgt berechnet:

Kurs des Basiswertes – Knock-Out Schwelle = 18 Euro – 12,31 Euro = 5,69 Euro

In der Regel kommt auf den Kaufpreis des Zertifikats noch ein sogenannter „Aufgeld“ dazu, der allerdings in dieser beispielhaften Berechnung außer Acht gelassen wird.

Angenommen die Freenet-Aktie steigt um 5% auf 18,90 Euro. Das Knock-Out Zertifikat würde um 0,90 Euro auf 6,59 Euro steigen. Das wäre eine Wertentwicklung von +15,8%. Diese Wertentwicklung entspricht dem Hebel von 3,16: Die Aktie stieg um 5%, das Knock-Out Zertifikat stieg um 15,8%.

Fällt allerdings die Aktie um 5% auf 17,10 Euro, wird das Knock-Out Zertifikat auf 4,79 Euro fallen. Das entspricht einem Verlust von -15,8%.

Fällt die Aktie um mehr als 31,6% auf 12,31 Euro (die Knock-Out Schwelle) oder darunter, verfällt das Zertifikat. Der Anleger erleidet in diesem Fall den Total-Verlust.

Möchte der Anleger spekulativer agieren, würde er sich ein Knock-Out Zertifikat aussuchen, dessen Knock-Out Schwelle sehr nah am aktuellen Kurs der Aktie wäre. Hebel im dreistelligen Bereich und teilweise bis 1.000 sind bei manchen Zertifikaten möglich. Eine minimale Bewegung des zugrunde liegenden Basiswerts reicht aber dann aus, um die Knock-Out Barriere zu verletzen und den Total-Verlust für den Anleger zu besiegeln. Dafür sind die Renditen umso höher.

Ein Anleger verfügt übrigens über die Möglichkeit, seinen eigenen Stop-Loss zu setzen. Genauso wie beim Handel einer normalen Aktie kann der Anleger entscheiden, sein Knock-Out Zertifikat wieder zu verkaufen, wenn es ein vorher bestimmtes Kursniveau unterschritten hat (im Falle eines Long Knock-Out Zertifikats) beziehungsweise überschritten hat (im Falle eines Short Knock-Out Zertifikats).

Absicherung des Depots mithilfe von Knock-Out Zertifikaten

Ein Anleger verfügt auch über die Möglichkeit, Knock-Out Zertifikate zur Absicherung seines Depots zu handeln. Angenommen das Depot des Anlegers besteht mehrheitlich aus Aktien aus dem DAX. Der Anleger befürchtet eine kurzfristige Markt-Korrektur, möchte aber deswegen nicht seinen kompletten Aktienbestand verkaufen. Er kann sich dafür entscheiden, zum Beispiel ein Short Knock-Out Zertifikat auf den DAX zu kaufen. Sollten die Märkte und der DAX tatsächlich fallen, wird er mit seinen Aktien Verluste erleiden, die allerdings teils oder komplett mithilfe des Short Knock-Out Zertifikats wettgemacht werden könnten.

Fazit: Knock-Out Zertifikate

Mit Knock-Out Zertifikaten können Anleger überproportional von der Kursentwicklung, sei es aufwärts oder abwärts, eines Wertpapiers profitieren.

Mit der Wahl der Knock-Out Schwelle entscheiden Anleger über den Hebel und damit über das Risiko der Anlage. Je näher die Knock-Out Barriere an dem aktuellen Kurs des zugrunde liegenden Basiswerts liegt, desto höher die Wahrscheinlichkeit des Knock-Out Ereignisses. Der Hebel steigt proportional mit dem Risiko, dass die Knock-Out Barriere verletzt wird. Je höher dieser Hebel, desto größer die Rendite, die der Anleger erzielen kann.

Anleger, die sich für Knock-Out Zertifikate als Anlagen entscheiden, müssen sich den Risiken dieser spekulativen Anlageform bewusst sein. Ein Anleger sollte sich entsprechend die Mühe geben, sich das Produkt-Prospekt des Zertifikats anzuschauen, um alle Risiken, die das Knock-Out Zertifikat mit sich bringt, gut zu verstehen.

Auch als Absicherung eines Depots können Knock-Out Zertifikate fungieren, wenn ein Anleger eine kurzfristige Markt-Korrektur antizipiert.