„Pay as you drive“: Telematik-Tarife erlauben unbegrenzte Überwachung

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Ausgesprochen niedrige Beiträge verspricht ein neuer Kfz-Versicherungs-Tarif, der jetzt auch in Deutschland angeboten wird: die sogenannten Telematik-Tarife, auch als „Pay as you drive“ bekannt.

Gerade für junge Autofahrer soll es damit möglich sein, das eigene Fahrzeug sehr, sehr günstig zu versichern. Das Prinzip solcher Telematik-Tarife ist einfach: Der Versicherer installiert in Ihrem Auto einen elektronischen Fahrtenschreiber.

Der zeichnet auf, wie Sie fahren, und übermittelt diese Daten an den Versicherer. Bei geringem Risiko zahlen Sie wenig, bei hohem Risiko viel. Ist das nicht eine echte Sparmöglichkeit – gerade für Menschen, die defensiv fahren und selten in Unfälle verwickelt sind!?

Dieser Beitrag verrät Ihnen, warum Sie sich trotzdem besser nicht auf ein solches Angebot einlassen.

Fahrtenschreiber macht Sie als Autofahrer gläsern

Der installierte Fahrtenschreiber bei Telematik-Tarifen ist eine „Black Box“. Sie als Versicherungskunde haben keinen Einfluss darauf, was das Gerät genau aufzeichnet. Machen Sie sich hier keine Illusionen! Der Versicherer wird zum Datensammler. Hohe Ansprüche an den Datenschutz dürfen Sie hier nicht stellen.

Längst ist erwiesen: Solche Fahrtenschreiber können nicht nur Informationen darüber sammeln, wie viel und wie schnell Sie fahren. Sie können auch Bewegungsprofile aufzeichnen. Auch Fahrzeugschäden und bisherige Unfälle werden abgespeichert. Zudem registriert das Gerät, in welcher Werkstatt an welchem Fahrzeugteil herumgeschraubt oder etwas verändert wurde.

Die Black Box kann sogar noch mehr: etwa anhand des Fahrstils identifizieren, ob der Fahrer beim Fahren alkoholisiert war oder nicht. Selbstverständlich ist es für diese Geräte auch kein Problem herauszufinden, wie viele unterschiedliche Fahrer mit dem versicherten Fahrzeug unterwegs sind.

Überwachung ist nicht immer zu Ihrem Vorteil

Nicht allein der Datenschutz wird zum Problem bei einem solchen Tarif, sondern auch die Verwendung der Daten bei der Schadensregulierung und der Ermittlung der Prämien. Denn wehe, die Schadensmeldung weicht von dem ab, was der Fahrtenschreiber meldet, oder das Gerät stellt fest, dass ein in Anspruch genommener Rabatt (etwa für die Beschränkung auf einen Fahrer) gar nicht zutrifft!

Sofort wird das Ganze für Sie als Versicherungsnehmer teuer. Dabei können sich durchaus auch Merkmale auf die Prämienhöhe auswirken, an die Sie gar nicht denken. Etwa, wenn Sie fast ausschließlich in der Großstadt unterwegs sind, wo die Unfallhäufigkeit höher ist als in ruhigen, ländlichen Gegenden. Und schwupps: Schon zahlen Sie womöglich mehr.

Überwachung auch durch Autohersteller

Im Übrigen sollten Sie sich keine Illusionen darüber machen, dass nicht auch die Autohersteller Ihre Daten akribisch aufzeichnen und nutzen! Denn in jedem neueren Auto steckt extrem viel Elektronik. Gerade Sicherheitsmerkmale, die Sie angenehm finden, dienen oft auch der Überwachung und gezielten Manipulation.

Beispiel: Sie haben einen Wagen, der automatisch meldet, wenn die Bremsbeläge abgefahren sind. Praktischerweise gibt er das gleich an die nächste Werkstatt weiter, sodass dort die Bremsbeläge bestellt werden und die Reparatur im Handumdrehen erledigt ist.

Der Nachteil: Die freie Werkstatt-Wahl bleibt auf der Strecke. Und garantiert lotst das System sie in eine teure Vertragswerkstätte statt in eine günstigere freie Werkstatt.

Fazit: Mit Vorsicht genießen

Sie sehen: Was Fahrzeug-Elektronik und Telematik-Tarife angeht, sollten Sie vorsichtig bleiben! Der versprochene Komfort und die angepriesenen Ersparnisse müssen sich nicht zwangsläufig zu Ihren Gunsten auswirken.

Lieber entscheiden Sie sich bewusst für einen Versicherungs-Tarif, bei dem Sie durch eigene Angaben die Kontrolle haben und behalten.

Und was die Fahrzeug-Elektronik angeht: Vermeiden Sie vermeintlich „komfortable“ Einstellungen, bei denen Ihnen Ihre Entscheidungsfreiheit genommen wird! So verhindern Sie, dass die Autobauer besonders gut verdienen – und das zu Ihren Lasten.