Refinanzierungssatz – Kreditinsen für die Banken

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Der Refinanzierungssatz ist ein üblicher Begriff, der eigentlich Refinanzierungszinssatz heißen müsste. Denn es handelt sich um den Zinssatz, den Banken bezahlen, wenn sie sich Geld beschaffen.

Damit Banken Kredite vergeben können, müssen sie genügend Kapital bereithalten. Diese Geldbeschaffung ist die Refinanzierung einer Bank.

Jedes Kreditinstitut hat mehrere Möglichkeiten der Refinanzierung. Die wichtigsten sind Einlagen in Form von angelegten Kundengeldern, sowie die Geldbeschaffung im Interbankensystem und bei der Zentralbank.

In jedem Fall werden Zinsen fürs geliehene Geld bezahlt. Renfinanzierungssätze in Form von Leitsätzen gibt es in Bezug auf die Zentralbank und den Interbankenhandel.

Refinanzierungssatz der Zentralbank

Bei der Zentralbank kann sich jedes Kreditinstitut Geld beschaffen und sich damit zur weiteren Kreditvergabe refinanzieren. Dabei müssen Sicherheiten gestellt werden, und zwar in Form von sogenannten notenbankfähigen Wertpapieren.

Die Zentralbank ist hier die Deutsche Bundesbank bzw. die Europäische Zentralbank (EZB).

Die Höhe der Zinsen richtet sich entweder nach dem Haupt-Refinanzierungssatz oder dem Spitzen-Refinanzierungssatz, je nach Art der Geldeschaffung.

Diese Formen, mit denen Geld zur Verfügung gestellt wird, werden Fazilitäten genannt. Also Haupt-Refinanzierungsfazilität und Spitzen-Refinanzierungsfazilität.

Haupt-Refinanzierungssatz: wichtigster Refinanzierungssatz der EZB

Der Haupt-Refinanzierungssatz  ist der wichtigste Leitzins der EZB für den Geldmarkt. Wenn in den Medien vom Leitzins die Rede ist, dann ist in der Regel genau der gemeint.

Im Rahmen der Hauptrefinanzierung stellt die EZB aus eigener Initiative den Banken Refinanzierungsmittel zur Verfügung.

Der Haupt-Refinanzierungszins hat großen Einfluss auf die gesamte Wirtschaft. Wenn der steigt, geben das die Banken an den Kunden weiter. Und der merkt es an höheren Kreditzinsen.

Um die Zinsen schnell anpassen zu können, vergibt die EZB das Geld für jeweils nur eine Woche. Dadurch hat sie jederzeit Einfluss auf den Geldmarkt. Die Bundesbank wickelt dieses Geschäft für die EZB ab.

Spitzen-Refinanzierungssatz – Übernachtkredite für Banken

Der Spitzen-Refinanzierungssatz kommt zum Tragen, wenn Banken bei der EZB über Nacht Geld zu besorgen. Diese Möglichkeit zur Geldbeschaffung wird Spitzen-Refinanzierungsfazilität genannt.

Die Banken können von sich aus jederzeit Liquidität besorgen. Damit vermeiden sie Engpässe und ein kurzfristiges Abrutschen unter die gesetzlich vorgeschriebene Mindestreserve.

Der Spitzen-Refinanzierungssatz hat auch Einfluss auf die Zinsen der Übernachtkredite, die im Interbankengeschäft angeboten werden.

Die sind niedriger, damit diese Refinanzierungsmöglichkeit der Banken untereinander attraktiv bleibt. Der Spitzen-Refinanzierungssatz bildet somit die Obergrenze: Erhöht die EZB die Zinsen, ziehen auch die Banken nach.

Er markiert zugleich die Obergrenze für den EONIA-Tagesgeldsatz.

Leitzinssätze zur Geldpolitik

Diese beiden Leitzinssätze der Zentralbank (Haupt- und Spitzen-Refinanzierungssatz) haben also immer zugleich eine geldpolitische Funktion. Der Spitzen-Refinanzierungssatz ist doppelt so hoch wie der Haupt-Refinanzierungssatz.

Die aktuellen Werte kann jeder im Internet unter bundesbank.de einsehen.

Der Spitzen-Refinanzierungssatz markiert die Obergrenze im Zinskorridor des Euroraums. Die Untergrenze wird vom Einlagesatz definiert.

Der ist dann relevant, wenn Banken bei der EZB anstatt Geld zu holen überschüssige Liquiditäten anlegen. Dies nennt sich Einlagefazilität.

Die Refinanzierungssätze steuern also die Zinsen und damit die Geldmenge im Euroraum.

Refinanzierungssatz auf dem freien Kapitalmarkt: Euribor

Der Euribor ist der Leitzins für die Geldbeschaffung der Banken untereinander. Die Refinanzierung im Interbankengeschäft erfolgt also über diese Euro InterBank Offered Rate.

Unterschieden wird beim Euribor zwischen Tagesgeld, Monatsgeld, Dreimonats-, Sechsmonats- und Zwölfmonatsgeld.

Der Refinanzierungssatz wird täglich gemeldet. Er ist der Durchschnittswert der Angebote aller am System beteiligten Banken.

Dieses System ist aber anfällig für Manipulationen. Immerhin werden Billionen-Beträge abgewickelt. Die Schweizer UBS hat sich im Mai 2013 aus dem Kreis der täglichen Bieter verabschiedet.

Die Bank war zuvor in Manipulationen beim Libor verwickelt. Der Libor (London Interbank Offered Rate) ist ein weiterer Leit-Refinanzierungssatz, der sich auf Geschäfte mit anderen Währungen bezieht.

Die Banken verleihen Eurogeld untereinander zum Euribor-Zins plus einem Aufschlag zwischen 0,5% und 2%.