So kommen garantierte Mindestzinsen bei ETFs zustande

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Wenn Versicherungen oder Pensionsfonds Mindestverzinsungen oder ETF-Anbieter eine Performance auf exakter Höhe des zugrunde liegenden Index zusichern, stellt sich die Frage, wie sie das bewerkstelligen.

Schließlich unterliegen Anleihen genauso wie Aktien Wertschwankungen. Um die auszugleichen, müssten bei Zinsänderungen Anleihen eigentlich gekauft oder verkauft werden. Ebenso müsste man ein Aktienportfolio durch Zu- und Verkäufe an die Indexentwicklung anpassen.

Total Return Swap: Tauschgeschäfte sind der Schlüssel

Weil aber der Aufwand samt Kosten vom Ertrag abgehen würde, sichern sie sich das Ganze einfach über einen Total Return Swap und suchen Vertragspartner, meist Banken, die sich auf folgenden Tausch einlassen: Sie zahlen feste Beträge in vereinbarter Höhe und kassieren im Gegenzug die Erträge der Investments.

Das gängige Muster: Bei Zinspapieren werden feste gegen variable Zinsen getauscht. Bei Aktien eine vereinbarte Wertentwicklung gegen die Erträge eines bestimmten Portfolios.

Welche Arten von Investments gegen feste Zahlungen getauscht werden, ist beim Total Return Swap im Prinzip egal. Das Ziel bei diesem Tausch ist der Gesamtertrag (total return). Versicherungen oder Fonds wollen feste Größen und bieten dafür Investmenterträge, die je nach Marktschwankung mal darüber, mal darunter liegen. Meist will die Bank noch eine Swap-Prämie, und so werden die Interessen beider Seiten bedient.

Wie eine Kette von Optionen

Ein Total Return Swap ist in dem Fall die Erweiterung der Varianten Asset Swap und Equity Swap. Im ersten Fall werden Zinsanlagen angeboten, im zweiten Fall Firmenbeteiligungen. Dieser Austausch von festen gegen variable Zahlungen erinnert an das Prinzip von Optionen. Auch hier handelt es sich um ein Termingeschäft mit fest vereinbarten Beträgen in der Zukunft. Der Unterschied: Bei Swaps geht es nicht nur um einen, sondern um mehrere fortlaufende Zahlungsströme.

ETF-Anbieter, die Swaps nutzen, arbeiten mit synthetischen ETFs. Sie bilden Indizes wie Dax oder EuroStoxx nicht dadurch ab, dass sie alle darin enthaltenen Aktien kaufen, wie dies bei voll replizierenden ETFs der Fall ist. Sie sparen sich die Transaktionskosten, die von der Performance abgehen würden, und lassen sich stattdessen im Tauschgeschäft die genaue Wertentwicklung eines Index von der Bank liefern.

Dafür stellt der Fonds die Rendite aus einem Korb ausgewählter Aktien oder Anleihen zur Verfügung. Der Austausch der Zahlungsströme zu bestimmten Fälligkeitszeiten findet dann über den Total Return Swap statt. Die Differenz der Zahlungsströme ergibt den Wert des Total Return.

Synthetische ETF mit Zusatzerträgen und Steuervorteilen

Bei den regelmäßigen Zahlungen durch den Swap-Partner Bank gehen einige Kosten und Gebühren ab. Was hinzukommt, sind in der Regel Zusatzerträge aus dem Verleih von Wertpapieren oder Dividenden. Nun ist zwar der Swap-Anteil gesetzlich auf 10% begrenzt, um Privatanleger vor einer Bankenpleite zu schützen, doch gerade in Bezug auf Dividenden kann sich im gesetzlichen Rahmen eine geschickte Zusammenstellung von Aktien im Wertpapierkorb bemerkbar machen.

Zum Beispiel bei der Besteuerung ausländischer Dividendenerträge, etwa beim EuroStoxx50. Werden die Aktien in Deutschland gehalten, fallen bei der Ausschüttung die jeweiligen ausländischen Quellensteuern an. Bis die nach der nächsten Steuererklärung erstattet werden, stehen sie nicht zur Verfügung und können nicht in den Fonds reinvestiert werden.

Eine international operierende Bank als Swap Partner allerdings kann die jeweiligen Aktien nationalen Unterportfolios zuordnen und das Problem somit umgehen. Davon wiederum profitiert ein Fonds, der das nicht kann. Mit Total Return Swaps können ETFs durch sofort investierbare Dividenden und Zusatzerträge sogar eine leichte Überperformance im Vergleich zum jeweiligen Index erzielen.

Nur über derartige Swaps als Derivate ist es möglich, auch in Rohstoffe oder kaum zugängliche Märkte weltweit zu investieren.