Vorsicht bei Bonitätsanleihen: Doppeltes Ausfallrisiko

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Auf der Suche nach Anleihen sind zwar Unternehmenspapiere eine Alternative, die leicht mehr abwirft als Bundesanleihen, aber auch hier sind die Zinsen gesunken. Brachte etwa eine 5jährige Lufthansa-Anleihe 2010 noch 6,5%, so sind es derzeit gerade mal 1,12%.

Da sind viele Anleger schon mit minimalen Mehrerträgen zufrieden. In diese Bresche springen sogenannte Bonitätsanleihen. Ihr Vorteil: Meist sind die Mindesteinlagen niedriger und auf die Verzinsung gibt es einen Risikoaufschlag – aus gutem Grund: Das Risiko ist vergleichsweise höher. Und das ist der Nachteil.

Bonitätsanleihen per Definition strukturierte Wertpapiere

Bonitätsanleihen sind per Definition keine klassische Anleihen, sondern strukturierte Anlageprodukte. Damit sind sie zugleich eine Mischung aus einer Anleihe und einer Wette auf die Zahlungsfähigkeit des jeweiligen Schuldners, auf das sich das Papier bezieht. Dieser Referenzschuldner ist in der Regel ein Unternehmen. Solange alles gut geht, läuft alles weitgehend wie bei einer klassischen Anleihe.

Während einer kurzen Laufzeit von meist nur wenigen Jahren gibt es festgelegte Zinsen, bei der Variante der Stufenverzinsung steigt der Zins jährlich an. Am Ende wird die Einlage ausgezahlt, doch alles hängt davon ab, dass zwischenzeitlich kein Kreditereignis eintritt.

Dazu gehören nicht nur eine Insolvenz, sondern auch nicht erfüllte Zahlungen oder Umschuldungen. Ist dies der Fall, bekommen Anleger keine Zinsen mehr und einen Barausgleich, der notfalls bei Null liegt. Anleger tragen das Ausfallrisiko.

Doppeltes Ausfallrisiko

Speziell bei Bonitätsanleihen gibt es ein zweifaches Ausfallrisiko: das des Referenzunternehmens und das der herausgebenden Bank. Geht die Bank pleite oder gerät in Schieflage, nützt auch das zahlungskräftigste Unternehmen wenig. Für dieses Doppelrisiko bekommt der Anleger einen Aufschlag auf die Zinsen.

Die Verzinsung richtet sich übrigens nach dem Spread von Credit Default Swaps. Diese CDS sind Kreditversicherungen und werden neben den üblichen Bonitätsrankings zur Einschätzung der Zahlungsfähigkeit herangezogen. Bei echten Anleihen hingegen gibt das jeweilige Unternehmen die Zinsen vor. Zum Verständnis von Swaps: Das sind Tauschgeschäfte um Renditevorteile zu erzielen – etwa der Tausch von festverzinslichen gegen variabel verzinste Forderungen.

Bonitätsanleihen sind in ihrer Definition als strukturierte Anleihe ein Anlageprodukt, das ein deutlich erhöhtes Risiko birgt. Sie werden sowohl über die Börse als auch außerbörslich am OTC-Markt angeboten, wobei die Börse für weniger erfahrene Anleger die empfehlenswertere Variante ist. OTC steht für Over-the-counter, das Geschäft läuft unter zwei Partnern sozusagen direkt über den Ladentisch.

Nur wenig mehr Rendite für hohes Risiko

Ob die leicht höhere Rendite im Verhältnis dazu steht, dass die Bank auch ihr eigenes Ausfallsrisiko auf den Anleger abwälzt, muss dieser selbst entscheiden. Ein Anleger muss schon sehr genau hinschauen, wessen Ausfallrisiko der Grund für die Zusatzrendite ist.

Nicht selten steht bei den Bonitätsanleihen die Kreditwürdigkeit eines soliden Konzerns im Fokus, während der Kreditmarkt die Bank selbst als schwächeres Glied in der Renditekette bewertet. Letztlich bergen die Papiere ein deutlich höheres Risiko als reguläre Anleihen.