Was ist das betriebsnotwenige Kapital?

Was ist das betriebsnotwenige Kapital?
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Für den Unternehmer ist es wichtig zu wissen, wie hoch das betriebsnotwendige Kapital im Unternehmen ist, um eventuell gegenzusteuern, wenn sich eine Unterfinanzierung ergibt. Eine Unterfinanzierung kann ein Problem darstellen, dabei bleiben wichtige Investitionen aus und das Unternehmen verliert an Wettbewerbsfähigkeit.

Betroffen hiervon war in den letzten Jahren insbesondere die Deutsche Bahn, aber auch die Deutsche Telekom AG, die aufgrund von Sparmaßnahmen ihr Glasfasernetz nicht wie geplant ausbauen konnte. Daher ist es auch für Privatanleger, der in Aktien investiert ist, wichtig, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.

Sinkt das betriebsnotwendige Kapital auf ein Minimum, bahnen sich möglicherweise Probleme an. Steht zu wenig Kapital zur Verfügung, kann der Geschäftsbetrieb nicht mehr aufrechterhalten werden und es droht im schlimmsten Fall die Insolvenz.

Was ist das betriebsnotwendige Kapital?

Das betriebsnotwendige Kapital ist zunächst ein Begriff aus der Kosten- und Leistungsrechnung. Das betriebsnotwendige Kapital beschreibt das Vermögen, welches notwendig ist, um den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten.

Das betriebsnotwendige Kapital setzt sich aus Eigen- und Fremdkapital zusammen, wobei sich das gesamte betriebsnotwendige Vermögen aus Teilen des Anlage- und Umlaufvermögens zusammensetzt.

Grundsätzlich gilt: Vermögensgegenstände, die nicht ausschließlich dem Geschäftszweck dienen, gehören nicht zum betriebsnotwendigen Kapital. Dazu zählen Wertpapiere sowie Grundstücke und Wohnungen, die nicht aktiv vom Unternehmen genutzt werden. Gleiches gilt für stillgelegte Maschinen und für Firmenbeteiligungen, die nicht dem Geschäftszweck dienen.

Das betriebsnotwendige Kapital muss in erster Linie der Produktion bzw. der Leistungserstellung (und damit dem Geschäftszweck) dienen. Dazu gehören zum Beispiel Materialien, Rohstoffe, fertige und unfertige Produkte sowie Warenbestände.

Wie wird das betriebsnotwendige Kapital berechnet?

Um das betriebsnotwendige Kapital zu berechnen, wird die Aktivseite der Bilanz aus den nicht betriebsnotwendigen Positionen (Wertpapiere, stillgelegte Maschinen usw.) bereinigt. Das heißt, alle nicht für den Geschäftszweck erforderlichen Vermögenswerte werden herausgerechnet.

Ein Beispiel: Die XY AG verfügt über ein Anlagevermögen von 2,0 Mio. € und über ein Umlaufvermögen von 200.000 €. Die XY AG hält dabei Wertpapiere im Wert von 150.000 €. Maschinen, die nicht mehr im Betrieb sind, werden mit 250.000 € bewertet. Hieraus ergibt sich folgende Rechnung:

Anlagevermögen2,0 Mio. €
  – Wertpapiere150.000 €
  – stillgelegte Maschine250.000 €
= Zwischensumme 1,6 Mio €
  + Umlaufvermögen200.000 €
  – Abzugskapital200.000 €
= betriebsnotwendiges Kapital1,6 Mio €

Der Abzug des nicht verzinslichen Kapitals (Kundenanzahlungen, Rückstellungen, Darlehen und Lieferantenschulden), das auch Abzugskapital genannt wird, ist selbst unter Finanzexperten umstritten, da das Abzugskapital in der Praxis nur optisch zinsfrei ist, in der Praxis jedoch meist nicht zinsfrei zur Verfügung steht.

Warum ist das betriebsnotwendige Kapital wichtig?

Das betriebsnotwendige Kapital dient nicht nur Informationszwecken, sondern auch zur Ermittlung der kalkulatorischen Zinsen. Dadurch können Firmen, die zum Beispiel öffentliche Aufträge annehmen, abwägen, ob sich der Auftrag lohnt oder nicht.

Für Privatanleger ist es wichtig zu wissen, dass eine ständige Unterfinanzierung langfristig zu Problemen führt. Ein Unternehmen, welches auf Dauer Prestige-Aufträge annimmt, nur um Umsatz zu machen, wird langfristig nicht erfolgreich sein. Wichtige Investitionen in Forschung und Entwicklung können nicht mehr getätigt werden, das Unternehmen fällt unweigerlich im Wettbewerb zurück.