Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Inflation und den Zinssätzen?

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Die Inflation ist eng mit den aktuellen Zinssätzen verbunden. Als Inflation wird die Rate bezeichnet, zu welcher Waren und Serviceleistungen in einem Land ansteigen. Inflation kann ebenfalls als Wertverlust des Geldes oder Kaufkraftverlust bezeichnet werden. In Deutschland werden die Zinssätze – also die Höhe der Zinsen, die eine Person an seinen Geldgeber zahlen muss – von der Europäischen Zentralbank festgelegt. Der Leitzins der EZB liegt seit mehr als fünf Jahren bei 0,00 Prozent.

Dies bedeutet, dass sich Geschäftsbanken Geld bei der Europäischen Zentralbank ohne Zinsen leihen können. Ebenso können sie Gelder bei der EZB anlegen ohne Zinsen zu erhalten. Sie müssen ab einer gewissen Einlagenhöhe sogar Strafzinsen zahlen, wenn sie überschüssige Gelder bei der Notenbank parken. Viele Banken geben diese Strafzinsen an ihre Kunden weiter. Beispielsweise verlangen immer mehr Geschäftsbanken, Sparkassen und Volksbanken von Privatkunden Negativzinsen von mehr als 0,5 % auf Einlagen ab 75.000 oder 100.000 Euro.

Wie die Geldpolitik in Europa durch die EZB gesteuert wird

Bis Ende 1998 war die Deutsche Bundesbank für die nationale Geldpolitik in Deutschland zuständig. Seit 01.01.1999 ist in der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion die Europäische Zentralbank (EZB) für die Geld- und Währungspolitik verantwortlich. Sie kann durch unterschiedliche geldpolitische Instrumente auf die Märkte einwirken. Seit vielen Jahren propagiert die Europäische Zentralbank ein Inflationsziel knapp unter 2 Prozent. Christine Lagarde, die oberste Währungshüterin und Leiterin der Europäischen Zentralbank sprach im Jahr 2021 ebenfalls von einem symmetrischen Inflationsziel von 2 Prozent. Das oberste Ziel der EZB besteht darin, die Inflation oder Teuerungsrate im europäischen Wirtschaftsraum moderat zu halten. Um dieses zu Ziel zu erreichen, nutzt die EZB vor allem den Leitzins.

Normalerweise bedeutet eine Verringerung des Leitzinses, dass sich mehr Privatpersonen und Unternehmen die Aufnahme eines Kredits zu günstigeren Konditionen leisten können. Dies führt zu höheren Ausgaben, einer wachsenden Wirtschaft und einer steigenden Inflation. Das Gegenteil tritt in Kraft, wenn die Zinssätze steigen. Die Bürger besitzen weniger Geld, die Wirtschaft schwächt sich ab und die Inflation sinkt.

Die Experten der Zentralbank treffen sich mehrmals im Jahr, um über wirtschaftliche und finanzielle Rahmenbedingungen innerhalb der Eurozone zu sprechen und die Geldpolitik für die kommenden Wochen und Monate festzulegen. Geldpolitik bedeutet hier vor allem die Verfügbarkeit und die Kosten des Euros.

Ausblick auf Geldpolitik, Zinssätze und Inflation in Europa

Durch die Corona-Pandemie hat sich die wirtschaftliche Situation in Europa dramatisch verändert. Dies ist unter anderem an der Inflationsrate abzulesen. In der Eurozone lag die Inflationsrate im Jahr 2020 im Durchschnitt bei 0,3 %. Die Monate August bis Dezember 2020 war von einer  Deflation geprägt, die -0,3 % betrug. Dies bedeutet, das Waren und Dienstleistungen und vor allem die Preise für Energieträger wie Heizöl und Gas im Vergleichszeitraum sanken.

Durch die Belebung der europäischen Wirtschaft durch zahlreiche Förderprogramme und durch ein Abebben der Pandemie erholt sich die Wirtschaft langsam, aber stetig. Seit Januar 2021 steigt die Inflationsrate in der Euro-Zone wieder. Sie betrug im Mai 2021 2 %. Da die EZB eine Teuerungsrate von 2 % als optimal ansieht, ist nicht zu erwarten, dass eine Erhöhung des Leitzinses im Jahr 2021 bevorsteht.

Ob und wann es zu einer Erhöhung des Leitzinses kommt, ist spekulativ. Ziel jeder Erhöhung ist es, die Wirtschaft in der Eurozone in Balance zu halten. Indem die Zentralbank die Zinsen erhöht oder senkt, versucht sie, die Arbeitslosigkeit zu minimieren und stabile Preise und ein stabiles Wirtschaftswachstum herbeizuführen.

Fakt ist, dass es in Europa aufgrund der aktuellen Geldpolitik der EZB seit Jahren möglich ist, Geld zu günstigen Zinsen am Kapitalmarkt zu leihen. Hiervon profitieren Unternehmen und Privatpersonen die investieren und beispielsweise neue Gebäude erwerben oder bauen. Sparer, die ihr Geld langfristig in klassischen Sparformen und nicht am Kapitalmarkt anlegen, sind gleichzeitig die Leidtragenden. Sie erhalten sie für langfristige Anlagen geringe Zinssätze, die unterhalb der Inflationsrate liegen. Ihr Kapital wird aus diesem Grund Jahr für Jahr dezimiert.

Investoren und Händler behalten die Entscheidungen der Zentralbanken immer genau im Auge. Bestimmte Märkte reagieren besonders stark auf die Entscheidungen bezüglich der Zinssätze. Der Kurs des Euros steigt im Normalfall im Zuge einer Erhöhung der Zinssätze deutlich an.