Pac-Man Strategie: Abwehr feindlicher Übernahmen

Pac-Man Strategie: Abwehr feindlicher Übernahmen
Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste in Kürze

  • Es existieren verschiedene Abwehr Strategien bei feindlichen Übernahmen durch Unternehmen
  • Zu den bekanntesten Abwehrmaßnahmen zählt neben der sogenannten Giftpille auch die Pac-Man-Strategie.
  • Im Idealfall treffen Unternehmen Vorsorge gegen feindliche Übernahmen, beispielsweise durch Ausgabe vinkulierter Namensaktien

Jedes Jahr kommt es rund um den Globus zu zahlreichen Übernahmen von Unternehmen. Dabei wird zwischen den feindlichen und freundlichen Übernahmen differenziert. Gegen „feindliche“ Absichten können und möchten sich die betroffenen Zielunternehmen häufig wehren.

Eine Abwehrmöglichkeit ist die Pac-Man-Strategie. In unserem Beitrag gehen wir darauf ein, wie man eine Übernahme abwehren kann und welche Verteidigungsmöglichkeiten es gibt. Wir erklären die Maßnahmen der Pac-Man-Strategie sowie der sogenannten Giftpille. Ferner nennen wir konkrete Beispiele für solche Abwehrmaßnahmen in der Vergangenheit, die erfolgreich gewesen sind.

Wie können Unternehmen eine feindliche Übernahme abwehren?

Liegt einem Unternehmen ein Angebot für eine Übernahme vor, dann sind die Zielunternehmen manchmal bestrebt, diese abzuwehren. Zu differenzieren ist zwischen Verteidigungsmöglichkeiten und der Prävention, durch die eine Übernahme im besten Fall von vornherein mit einer bestimmten Strategie verhindert werden kann. In dem Bereich gibt mehrere Maßnahmen, mit denen Sie Übernahmeangeboten von vornherein entgegenwirken können. Das sind insbesondere:

  • Ausgabe vinkulierter Namensaktien
  • Mitarbeiteraktien
  • Kapitalmaßnahmen zur Erhöhung des Unternehmenswertes

Sehr gut funktioniert die Ausgabe vinkulierter Namensaktien. Diese Aktienart beinhaltet, dass die betreffende AG der Eintragung der Aktionäre in das Aktionärsregister zustimmen muss. Fällt zum Beispiel auf, dass ein oder mehrere Aktionäre besonders viele Aktien erwerben, kann die AG die Zustimmung verweigern. Daraus folgt, dass die entsprechenden Großaktionäre ihr Stimmrecht nicht wahrnehmen und so keine feindliche Übernahme – in der Regel – vollziehen können. 

Ebenfalls sehr gut geeignet ist die Ausgabe von Mitarbeiteraktien. Die Folge ist, dass die Arbeitnehmer ein umfassendes Mitbestimmungsrecht an „ihrer“ Gesellschaft erhalten. Diese werden sie selbst bei einem guten Angebot seitens des übernehmenden Unternehmens nicht so einfach aufgeben. Daher dienen Mitarbeiteraktien einem gewissen Schutz gegen feindliche Angebote.

Info: Im Idealfall müssen Sie keine Verteidigungsstrategien nutzen, um eine feindliche Übernahme zu verhindern. Stattdessen funktionieren bei manchen Unternehmen präventive Maßnahmen, wie zum Beispiel die Ausgabe vinkulierter Namensaktien oder von Mitarbeiteraktien. 

Welche Verteidigungsmöglichkeiten gibt es?

Kommt es zu einem feindlichen Übernahmeversuch, weil entweder keine präventiven Maßnahmen vorhanden waren oder diese nicht funktioniert haben? Dann gibt es noch mehrere Optionen, die Übernahme des Zielunternehmens durch den Bieter dennoch zu verhindern. Die bekanntesten und am häufigsten getroffenen Maßnahmen sind:

  • Übernahmeangebot öffentlich mit bestimmten Informationen kritisieren
  • Weißer Ritter
  • Giftpille
  • Pac-Man Strategie

Eine Möglichkeit besteht darin, sich an die Medien zu wenden und das Übernahmeangebot öffentlich zu kritisieren. Dabei können zum Beispiel Kritikpunkte eine Rolle spielen, dass Sozialabbau betrieben wird oder sich die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter durch die Unternehmensübernahme verschlechtern würden. Aber auch ethische Bedenken können in den Medien sehr wirksam geäußert werden.

Eine ebenfalls bekannte Verteidigungsmöglichkeit wird als „Weißer Ritter“ bezeichnet. Diese Strategie beinhaltet, dass der Übernahmekandidat seinerseits einen neuen Investor sucht. Dieser kauft entweder eine größere Anzahl der Anteile oder übernimmt die entsprechende Gesellschaft sogar komplett. Die Zivilgesellschaft fährt damit allerdings häufig besser als sich der feindlichen Übernahme zu beugen.

Worum handelt es sich bei der Pac-Man Strategie?

Eine klassische Verteidigungsmöglichkeit im Hinblick auf eine feindliche Übernahme ist die sogenannte Pac-Man-Strategie. Inhalt der Pac-Man Strategie ist, dass das Zielunternehmen mit eigenem Kapitalvermögen versucht, den Bieter zu kaufen. Der Übernahmekandidat würde entsprechend den Spieß umdrehen und beim Funktionieren der Strategie selbst zum übernehmenden Unternehmen werden.

Meistens reicht das eigene Kapital allerdings nicht aus, um eine solche Übernahme anzudrohen und auch durchzuführen. Das bedeutet, dass in aller Regel Fremdkapital in nicht unerheblichem Umfang notwendig ist. Dieses können die Zielgesellschaften zum Beispiel von den folgenden Seiten aus erhalten:

  • Kreditinstitute
  • Hedgefonds
  • Staatliche Förderungen
  • Investoren 

Ob die Pac-Man-Strategie gelingt oder nicht, hängt also maßgeblich davon ab, ob das eigentliche Zielunternehmen konsequent Kapital zusammen bekommt, um ein Übernahmeangebot an das andere Unternehmen zu geben. Manchmal möchte das Zielunternehmen gar keine „echte Übernahme“ des Konkurrenten, sondern damit lediglich eine glaubhafte Drohung darstellen. Das kann neben den zuvor beschriebenen Maßnahmen zum Kapital sammeln zusätzlich dadurch funktionieren, dass Geschäftseinheiten sowie Vermögenswerte veräußert werden. Kapitalmaßnahmen können ebenfalls ein probates Mittel sein, beispielsweise durch eine Aktienemission.

Info: Die Pac-Man Strategie ist eine beliebte Methode, um feindliche Übernahme zu vermeiden. Sie kann allerdings nur unter der Voraussetzung funktionieren, dass das eigentliche Zielunternehmen genügend Kapital hat, um ein klassisches Übernahmeangebot zu unterbreiten.

Was ist die Giftpille bei Übernahmen?

Eine weitere Verteidigungsstrategie im Hinblick auf eine feindliche Übernahme wird als Giftpille bezeichnet. In dem Bereich gibt es mehrere Möglichkeiten. Im Kern geht es bei dieser Abwehrstrategie darum, dass der Übernahmekandidat sich selbst – in gewissen Grenzen – unattraktiv für Käufer macht. Geht aus dem Angebot zum Beispiel hervor, dass der Kaufinteressent eigentlich nur eine bestimmte Tochtergesellschaft vereinnahmen möchte, könnte diese veräußert werden. Dann würde die Übernahme voraussichtlich aus Sicht des Bieters keinen Sinn mehr machen. Somit können folgende Maßnahmen im Rahmen der Giftpille eingesetzt werden: 

  • Kapitalerhöhung
  • Hohes Investment in unwichtige Unternehmensteile
  • Selbst Konkurrenten übernehmen

Durch die Kapitalerhöhung kann eine feindliche Übernahme manchmal verhindert werden. Die Auswirkung ist, dass zum Beispiel nach einer weiteren Aktienemission die geplante Übernahme so teuer wird, dass das entsprechende Unternehmen sich diese nicht mehr leisten kann oder die Übernahme nicht mehr rentabel ist. Bei einer weiteren Strategie kauft das Unternehmen seinerseits andere Konkurrenten. Dadurch soll verhindert werden, dass der Bieter und neue Eigentümer nach Durchführung der Unternehmensübernahme praktisch die Unternehmenskasse „plündern“ kann. Das ist durchaus ein häufiger Grund für eine geplante, feindliche Übernahme.

Pac-Man-Strategie: Konkrete Beispiele für erfolgreiche Anwendung

Dass die Anwendung der Pac-Man-Strategie erfolgreich sein kann, dafür gibt es insbesondere ein weltweit und vor allem in Deutschland bekanntes Beispiel. Im Jahre 2005 gab es seitens des Automobilherstellers Porsche mehrere Versuche, Volkswagen zu übernehmen bzw. die Mehrheit der Anteile zu erlangen. Dann drehte Volkswagen den Spieß um und erwarb die damals günstiger gewordenen Porsche Aktien. Sieben Jahre später, also 2012, übernahm Volkswagen schließlich 100 Prozent der Porsche AG. 

Ein weiteres Beispiel für die erfolgreiche Umsetzung der Pac-Man-Strategie gab es im Jahre 1998. Damals wollte die aus Großbritannien stammende Brauerei Wolverhampton & Dudley den Konkurrenten Marston übernehmen. Stattdessen erwarb das Zielunternehmen über 70 Prozent der Anteile von Wolverhampton & Dudley, sodass die geplante Übernahme auf diese Weise abgewehrt werden konnte.