Der MACD Indikator: Funktionen & Strategien

Trendfolgestrategie: Erklärung, Vorteile, Nachteile und Indikatoren
© denisismagilov | Adobe Stock
Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste in Kürze

  • Der MACD Indikator ist einer der wichtigsten Trendfolge-Indikatoren auf der Basis von gleitenden Durchschnitten
  • Er basiert auf zwei Linien, deren Schnittpunkte Kauf- und Verkaufssignale darstellen
  • Das MACD-Histogramm gewährt tiefere Einblicke in das Kräfteverhältnis zwischen Bullen und Bären
  • MACD Divergenzen zählen zu den stärksten Handelssignalen
  • Der MACD Indikator sollte mit einigen wenigen anderen Indikatoren kombiniert werden, insbesondere mit solchen aus anderen Indikator-Gruppen

Was ist der MACD Indikator?

Der Moving Average Convergence-Divergence Indikator (“Konvergenz/Divergenz gleitender Durchschnitte“), kurz als MACD Indikator bezeichnet, ist ein Trendfolge-Indikator, der auf gleitenden Durchschnitten basiert. Er wurde 1979 vom New Yorker Analysten und Vermögensverwalter Gerald Appel konstruiert und ist in den meisten Programmen zur Technischen Analyse enthalten. Der MACD besteht aus drei exponentiell geglätteten gleitenden Durchschnitten bzw. EMAs (Exponential Moving Averages) und wird in Charts durch zwei Linien dargestellt, deren Schnittpunkte als Handelssignale interpretiert werden.

Wie funktioniert der MACD Indikator?

Der MACD-Indikator besteht aus zwei gleitenden Durchschnittslinien, der MACD-Linie und der Signallinie. Die MACD-Linie wird ermittelt, indem die Werte des EMA der letzten 26 Tage von den Werten des EMA der letzten 12 Tage subtrahiert werden. Die daraus resultierende Linie reagiert relativ schnell auf Kursänderungen. Die zweite Linie, die Signallinie, entspricht dem EMA der letzten 9 Tage und reagiert langsamer auf Kursänderungen. Beide Linien zusammen ergeben den MACD-Indikator.

Die Richtung der Linien zeigt einerseits den Trend für einen Basiswert an (Aufwärtstrend vs. Abwärtstrend). Weiters liefert der Indikator auch Kauf- und Verkaufssignale, wenn die schnellere MACD-Linie die langsamere Signallinie von unten oder oben durchkreuzt.

Wann entstehen Kaufsignale und Verkaufssignale beim MACD Indikator?

Die Schnittpunkte zwischen den beiden Linien zeigen an, wann es zu Verschiebungen des Kräfteverhältnisses zwischen Bullen und Bären kommt. Wenn die schnelle MACD-Linie über die langsamere Signallinie steigt, so wird dadurch angezeigt, dass die Bullen aktuell im Markt stärker sind und es daher besser ist, long zu traden.

Fällt die schnelle Linie unter die langsame, so zeigt dies hingegen an, dass die Bären das Ruder übernehmen und es daher besser wäre, von der Short-Seite her zu traden. In die jeweilige Richtung des Schnittpunkts zu handeln, bedeutet also, mit dem Strom des Marktes zu schwimmen.

Daraus lassen sich folgende Trading Regeln ableiten:

  1. Wird die langsame Signallinie von der schnellen MACD-Linie von unten durchbrochen, so gibt sie ein Kaufsignal. Man tradet also long und platziert einen Stop-Loss unter dem letzten untergeordneten Tief.
  2. Wird die langsame Signallinie von der schnellen MACD-Linie von oben durchbrochen, so gibt sie ein Verkaufssignal. Demnach tradet man short und platziert einen Stop-Loss über dem letzten untergeordneten Hoch.

Tipp für Anleger

Üblicherweise sind die EMAs über 12, 26 und 9 Tage gesetzt. Fortgeschrittene Trader personalisieren die MACD-Linien gerne, indem sie andere gleitende Durchschnitte wählen. Dabei sollte man jedoch bedenken, dass der MACD grundsätzlich jedes gewünschte Signal liefern kann, wenn man ihn lange genug manipuliert. Gut gemeinte Optimierungsversuche sollten also mit Vorsicht und entsprechend reflektiert erfolgen.

MACD Histogramm für tiefere Markteinblicke

Etwas tiefere Einblicke in die Marktstimmung bietet das MACD-Histogramm. Im Vergleich zu den MACD-Linien zeigt es nicht nur an, ob die Bullen oder Bären aktuell das Sagen haben, sondern auch, ob sie stärker oder schwächer werden.

Das MACD-Histogramm gibt dabei die Differenz zwischen der MACD-Linie und der Signalline wieder und stellt sie als Histogramm dar bzw. als Balkendiagramm im Zeitverlauf. Befindet sich die schnelle Linie über der langsamen Linie, so ist das MACD-Histogramm positiv und wird oberhalb der Nulllinie dargestellt, meist mit grünen Balken. Liegt die schnelle Linie hingegen unterhalb der langsamen Linie, so ist das Histogramm negativ und wird unter der Nulllinie dargestellt, meist mit roten Balken. Am Schnittpunkt der beiden Linien liegt das Histogramm auf der Nulllinie und es wird kein Balken angezeigt.

Je größer der Abstand zwischen der MACD-Linie und der Signallinie wird, umso größer wird der Balken des Histogramms abgebildet. Je kleiner der Abstand zwischen den beiden Linien wird, umso flacher wird das Histogramm.

Marktpsychologisch kann ein steigendes Histogramm so interpretiert werden, dass die Bullen stärker werden, als sie es zuvor waren. Dies kann ein guter Zeitpunkt für einen Long-Trade sein. Dabei treten die besten Kaufsignale auf, wenn sich das MACD-Histogramm unterhalb der Nulllinie befindet, aber noch oben wandert.

Wenn das MACD-Histogramm fällt, so kann dies hingegen so interpretiert werden, dass die Bären stärker werden, was einen guten Zeitpunkt für einen Short-Trade darstellen kann. Die besten Verkaufssignale ergeben sich, wenn das MACD-Histogramm über der Nulllinie liegt, aber nach unten zieht.

Wenn sich das MACD-Histogramm in dieselbe Richtung bewegt wie der Kurs, so gilt ein Trend als gesichert. Bewegt sich das Histogramm in die eine Richtung, die Kurse allerdings in die andere Richtung, so ist der Trend fraglich und es kann ein Indiz dafür sein, dass die jeweils vorherrschende Gruppe (Bullen oder Bären) ihren Enthusiasmus verliert und der Trend schwächer ist, als er vielleicht den Eindruck erweckt.

Welche Bedeutung haben Divergenzen?

Divergenzen zählen allgemein zu den mächtigsten Signalen im Rahmen der Technischen Analyse. So auch die Divergenzen zwischen dem MACD-Histogramm und dem Kursverlauf. Diese sind zwar nicht sehr häufig zu beobachten, zählen jedoch zu den aussagekräftigsten Handelssignalen, da sie oft bedeutende Wendepunkte und Trendwechsel vorhersagen können.

Grundlegend kann man zwischen zwei Arten von Divergenzen unterscheiden:

  • Bullische (umgekehrte) Divergenz
  • Bärische (regelmäßige) Divergenz

Die bullische Divergenz

Zu einer bullischen Divergenz kommt es, wenn der Kurs stärker fällt, als der Indikator. Der Kurs einer Aktie fällt also auf ein niedrigeres Tief, während der Indikator ein höheres Tief erreicht. Dies kann ein bullisches Signal bzw. ein Hinweis für Marktstärke sein. Bullische Divergenzen können also entsprechend für Long-Einstiege genutzt werden.

Dabei muss beachtet werden, dass das Durchbrechen der Nulllinie zwischen zwei Indikatortiefs ein absolutes Muss für eine echte bullische Divergenz ist. Das heißt, dass das MACD-Histogramm über die Nulllinie steigen muss, bevor es auf sein zweites Tief abrutscht. Gibt es keine Schnittpunkte, so liegt auch keine Divergenz vor.

Ebenso entscheidend ist, dass bereits ein Kaufsignal vorliegt, wenn das MACD-Histogramm nach dem zweiten Tief anfängt zu steigen. Die Nulllinie muss dabei kein zweites Mal überschritten werden. Das Kaufsignal ist bereits vorhanden, wenn das Histogramm aufhört zu fallen und einen Balken ausbildet, der weniger negativ ist, als der Balken zuvor, selbst wenn das Histogramm noch unter null liegt.

Die bärische Divergenz

Eine bärische Divergenz tritt auf, wenn der Kurs stärker steigt, als der Indikator. Der Kurs einer Aktie steigt also auf ein höheres Hoch, während der Indikator ein niedrigeres Hoch ausbildet. Dies kann ein bärisches Signal sein und auf eine Schwäche der Marktstärke hindeuten. Bärische Divergenzen können demnach für das Eingehen von Short-Trades sprechen.

Auch bei der bärischen Divergenz ist das Durchbrechen der Nulllinie zwischen den beiden Indikatorhochs ein zwingendes Kriterium für eine echte Divergenz. Das Histogramm muss also unter die Nulllinie fallen, bevor es auf das zweite Hoch ansteigt.

Hier sollte ebenfalls beachtet werden, dass das Verkaufssignal bereits gegeben ist, wenn das Histogramm nach dem zweiten Hoch anfängt zu fallen. Es muss nicht erneut unter die Nulllinie fallen, um ein Verkaufssignal auszulösen. Es reicht, wenn es aufhört zu steigen und einen Balken bildet, der kürzer ist, als der Balken zuvor.

Die folgende Tabelle soll die Grundprinzipien der beiden Divergenzformen nochmals verdeutlichen:

Art der DivergenzKurs zeigtIndikator zeigtDenkbare Handelsmöglichkeit
Bullische DivergenzNiedrigeres TiefHöheres TiefLong
Bärische DivergenzHöheres HochNiedrigeres HochShort

MACD: Tipps für Anleger

Kommt der MACD-Indikator für Handelsentscheidungen zur Anwendung, so haben sich also die folgenden Informationen bewährt, die aus dem Indikator abzulesen sind und die in entsprechende Handelsstrategien umgesetzt werden können:

  • Die Richtung der MACD-Linien gibt Aufschluss über den Trend der Marktbewegungen
  • Die Schnittpunkte der MACD-Linien zeigen Kauf- und Verkaufssignale an
  • MACD-Histogramme gewähren tiefere Einblicke in das aktuelle Kräfteverhältnis zwischen Bullen und Bären
  • Bullische und bärische Divergenzen können als besonders starke Kauf- und Verkaufssignale interpretiert werden

Aus dem MACD-Indikator können noch viele weitere Strategien abgeleitet werden. Auch wenn der MACD-Indikator ein sehr starker, etablierter und vielseitig einsetzbarer technischer Indikator ist, sollten sich Anleger nie auf nur einen einzigen Indikator als Wunderwaffe verlassen.

Da die meisten technischen Indikatoren auf denselben wenigen Datenpunkten basieren, empfiehlt es sich allerdings genauso wenig, möglichst viele Indikatoren gleichzeitig anzuwenden. Stattdessen sollten einige wenige Indikatoren aus verschiedenen Indikator-Gruppen (Artikel zur Trendanalyse verlinken) miteinander kombiniert werden. Zudem sollte ein besonnenes Risikomanagement ein wesentlicher Bestandteil von jeder Handelsstrategie sein.