Die 7 wichtigsten Oszillatoren für die Chartanalyse

Die 7 wichtigsten Oszillatoren für die Chartanalyse
Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste in Kürze

  • Oszillatoren dienen als Indikatoren zur Identifizierung von überkauften und überverkauften Zuständen in Finanzmärkten
  • Sie messen die Geschwindigkeit der Auf- und Abwärtsbewegungen, zeigen Extreme an und werden in der Technischen Analyse eingesetzt, um Wendepunkte oder Fortsetzungen zu identifizieren
  • Oszillatoren eignen sich am besten in Seitwärtsmärkten und innerhalb von Trading Ranges, nicht jedoch in ausgeprägten Trends
  • Handelssignale werden hauptsächlich aus Überkauft-/Überverkauft-Niveaus, Divergenzen und Chartmustern abgeleitet

Was ist ein Oszillator?

Ein Oszillator ist ein technischer Indikator, der dazu dient, mögliche Überkauft- oder Überverkauft-Zustände eines Marktes oder Finanzinstruments zu identifizieren. Oszillatoren basieren auf historischen Preisdaten und liefern Signale, die anzeigen, ob ein Markt bzw. ein Vermögenswert möglicherweise bereits zu weit in eine bestimmte Richtung gelaufen ist und eine Trendwende bevorstehen könnte. Dabei lösen die Indikatoren in einem überkauften Markt ein Verkaufssignal aus, in einem überverkauften Markt ein Kaufsignal.

Wie funktionieren Oszillatoren?

Oszillatoren messen die Geschwindigkeit von Anstiegen nach oben oder unten und zeigen an, wann sich ihr Momentum wieder abzuschwächen beginnt. Sie erkennen gewissermaßen die emotionalen Extreme von Massen, wodurch sich auf Dauer untragbare Niveaus von Optimismus und Pessimismus finden lassen.

Versierte Händler erkennen diese Abweichungen und setzen gegen sie bzw. auf die Rückkehr zur Normalität. Wenn der Markt steigt und die Masse gierig wird, bereiten sich Profis auf Leerverkäufe vor. Wenn der Markt fällt und die Masse ängstlich wird, machen sie sich hingegen bereit, zu kaufen. Oszillatoren unterstützen dabei, diese Zeitpunkte abzupassen.

Wann werden Oszillatoren eingesetzt?

Oszillatoren helfen bei der Erkennung von Wendepunkten. Sie bilden demnach das Gegenstück zu trendfolgenden Indikatoren wie dem Gleitenden Durchschnitt und MACD-Linien, die sich umkehren, nachdem ein Trend gewendet hat. Zu wissen, wann man Oszillatoren verwenden sollte und wann man sich eher auf Trendfolge-Indikatoren verlässt, ist ein Gütesiegel eines erfahrenen Aktienhändlers.

Oszillatoren haben eine höhere Trefferquote und reagieren schneller als Trendfolge-Indikatoren, insbesondere in einem Seitwärtsmarkt. In stagnierenden Märkten erkennen sie Wendepunkte, liefern allerdings häufig verfrühte und gefährliche Signale, wenn die Märkte beginnen, einen Trend zu bilden. Ein Oszillator kann wochenlang überkauft bleiben, wenn ein neuer Aufwärtstrend beginnt und so verfrühte Verkaufssignale geben. In einem Abwärtstrend kann er auch mehrere Wochen überverkauft bleiben und verfrühte Kaufsignale geben.

Die Überkauft- bzw. Überverkauft-Niveaus eines Oszillators lassen sich durch waagrechte Bezugslinien markieren, die so gelegt werden, dass sie nur durch die höchsten Gipfel und tiefsten Täler des Oszillators in den letzten sechs Monaten verlaufen. Optimalerweise sind die Linien so eingezeichnet, dass sich der Oszillator nur während etwa fünf Prozent der Zeit jenseits davon befindet. Die Linien werden am besten alle drei Monate angepasst.

Übersteigt ein Oszillator eine Bezugslinie bzw. fällt er unter diese, so können Extreme erkannt werden, die auf Dauer untragbar sind und daher höchstwahrscheinlich einem Hoch oder einem Tief vorausgehen. Oszillatoren funktionieren besonders gut in Trading Ranges. In ausgeprägten Trends bzw. wenn ein Trend aus der Handelsspanne ausbricht, funktionieren sie hingegen weniger gut. In solchen Märkten wird den trendfolgenden Indikatoren größere Zuverlässigkeit beigemessen.

Es gibt eine Vielzahl an Oszillatoren. Im Folgenden geben wir einen Überblick über einige der wichtigsten und wirksamsten Charttechnischen Oszillatoren:

1.     RSI (Relative Stärke Index)

2.     MACD-Histogramm

3.     Momentum

4.     ROC (Rate of Change)

5.     Der Stochastik Oszillator

6.     Slow Stochastik

7.     CCI (Commodity Channel Index)

1. RSI (Relative Stärke Index)

Der Relative Stärke Index (RSI) ist ein Oszillator, der von J. Welles Wilder Jr. entwickelt wurde. Er ist ein vorlaufender oder Präsenzindikator, niemals aber ein nachlaufender Indikator.

Der RSI ist einer der beliebtesten Indikatoren und sehr wirkungsvoll, um Trendwendepunkte zu erkennen. In extrem steigenden und fallenden Märkten kann der RSI allerdings häufig Fehlsignale auslösen, weshalb er am besten innerhalb von Trading Ranges bzw. Handelsspannen angewendet wird.

Handelssignale beim RSI

Der RSI schwankt zwischen 0 und 100. Die horizontalen Bezugslinien werden meist bei 30 und 70 Prozent gezogen und geben Hinweise auf überverkaufte bzw. überkaufte Bedingungen. Steigt der RSI über seine obere Bezugslinie und fällt dann wieder darunter, so zeigt er ein Hoch an und löst ein Verkaufssignal aus. Fällt der RSI unter seine untere Bezugslinie und steigt dann wieder darüber, so zeigt er einen Boden an und löst ein Kaufsignal aus.

Neben den Handelssignalen, die sich aus den RSI-Niveaus ergeben, liefert der RSI noch weitere Arten von Signalen, wie Divergenzen und Chartmuster, aus denen sich ebenso entsprechende Kauf- und Verkaufssignale ableiten lassen.

2. MACD-Histogramm

Das MACD-Histogramm ist ein Momentum Oszillator, mit dem sich mögliche Trendwenden identifizieren lassen. Das MACD-Histogramm bietet einen tieferen Einblick in das Kräfteverhältnis zwischen Bullen und Bären als die MACD-Linien, denn es zeigt nicht nur an, ob die Bullen oder Bären aktuell am Ruder sind, sondern auch, ob sie stärker oder schwächer werden. Es ist neben dem RSI eines der besten Werkzeuge, die Markttechnikern zur Verfügung stehen.

Das MACD-Histogramm wird wie folgt berechnet:

MACD-Histogramm = MACD-Linie – Signallinie

Die so ermittelte Differenz zwischen der MACD-Linie und der Signallinie wird als Histogramm dargestellt wird, also als Balkendiagramm im zeitlichen Verlauf.

Befindet sich die schnelle MACD-Linie oberhalb der langsamen, so ist das MACD-Histogramm positiv und wird über der Nulllinie dargestellt (meist in grün). Wird der Abstand zwischen den beiden Linien größer, so steigt auch das Histogramm. Dies zeigt, dass die Bullen stärker werden, was einen guten Zeitpunkt darstellt, um von der Long-Seite her zu handeln.

Befindet sich die schnelle Linie unterhalb der langsamen, so ist das MACD-Histogramm negativ und wird unter der Nulllinie dargestellt (meist in rot). Vergrößert sich der Abstand zwischen den Linien, so steigt das Histogramm was einen Hinweis darstellt, dass die Bären stärker werden. Dies stellt einen guten Zeitpunkt dar, um von der Short-Seite her zu handeln.

Es ist grundsätzlich immer am besten, in die Richtung zu traden, in die das MACD-Histogramm tendiert, denn die Richtung zeigt an, ob die Bullen oder die Bären den aktuellen Markt dominieren.

Tendiert das MACD-Histogramm in dieselbe Richtung, wie der Preis der Aktie, so gilt ein Trend als gesichert. Bewegt er sich in die entgegensetzte Richtung, so ist der Gesundheitszustand eines Trends hingegen fraglich.

Handelssignale beim MACD-Histogramm

Die besten Kaufsignale sind gegeben, wenn sich das MACD-Histogramm unterhalb der Nulllinie befindet, aber nach oben verläuft – ein Hinweis, dass die Bären erschöpft sind. Die besten Verkaufssignale findet man hingegen vor, wenn sich das MACD-Histogramm über der Nulllinie befindet, aber nach unten verläuft – ein Anzeichen dafür, dass die Bullen inzwischen erschöpft sind.

3. Momentum

Momentum ist ein Begriff aus der Physik und bezieht sich auf die Menge an Bewegung, die ein Objekt hat. Im Finanzkontext bezeichnet Momentum die Geschwindigkeit, mit der sich der Kurs eines Finanzinstruments ändert. Momentum wird daher als Indikator für die Stärke oder Schwäche eines Trends verwendet bzw. um mögliche Trendumkehrpunkte oder Fortsetzungen zu identifizieren.

Um das Momentum zu berechnen, wird folgende Formel herangezogen:

Momentum = (C / Cx) x 100

Wobei gilt:

C = der aktuelle Schlusskurs des Finanzinstruments

Cx = der Schlusskurs desselben Finanzinstruments von x Tagen

Daraus ergibt sich die sogenannte Momentumskurve. Die Ausprägung dieser Kurve hängt von der gewählten Periodenlänge ab. Für eine kurzfristige Berechnung wird ein Wert zwischen 12 und 30 Tagen herangezogen, für eine langfristige Berechnung ein Wert zwischen 20 und 35 Tagen. Je länger die Einstellungen, die gewählt werden, umso stärker wird der Indikator geglättet, was die Ausbildung sauberer Divergenzen begünstigt. Unter Analysten ist eine Einstellung von 20 Tagen sehr gebräuchlich.

Handelssignale des Momentums

Die Momentumskurve wird wie ein Chartverlauf interpretiert. Wendepunkte im unteren Kurvenbereich stellen Kaufsignale dar, Umkehrpunkte im oberen Kurvenbereich werden hingegen als Verkaufssignal interpretiert. Divergenzen zwischen der Indikatorlinie und der Kursbewegung gelten als besonders gute Handelssignale, wobei der Indikator den Kursen vorausläuft.

4. ROC (Rate of Change)

Um das Momentum bzw. den Schwung der Kursbewegungen prozentual darzustellen, kann die Rate of Change (ROC) berechnet werden. Zur Berechnung wird der Kurs vor x Tagen vom aktuellen Handelskurs subtrahiert. Das Ergebnis wird in weiterer Folge durch den Kurs von x Tagen dividiert und mit 100 multipliziert.

Bei der Interpretation der ROC wird unterschieden, ob das Momentum im positiven oder negativen Bereich ist. Steigt die ROC im positiven Bereich, so bedeutet dies einen fortgesetzten Aufwärtstrend. Fällt sie im positiven Bereich, so zeigt dies ein Ende der bisherigen Aufwärtsbewegung an.

Im negativen Darstellungsbereich verhält es sich genau umgekehrt. Fällt die ROC im negativen Bereich, so lässt dies auf einen intakten Abwärtstrend schließen. Steigt die ROC im negativen Bereich, so kann dies ein Hinweis auf das Ende eines Abwärtstrends sein.

Handelssignale der ROC

Die ROC kann außerdem deutliche Divergenzen zum Kursverlauf des gewählten Finanzinstruments aufweisen, die auf Trendänderungen schließen lassen. Ein Kaufsignal entsteht, wenn die ROC die Mittellinie nach oben durchbricht. Durchbricht sie die Mittellinie in einer Abwärtsbewegung, stellt dies ein Verkaufssignal dar.

5. Der Stochastik Oszillator

Die Stochastik wurde vor allem durch den Technischen Analysten George Lane populär, der diesen Oszillator mitentwickelt hat. Der Indikator verfolgt das Verhältnis der Schlusskurse zur Spanne der Hochs und Tiefs der jüngeren Vergangenheit. Die Grundlage dieses Indikators ist dabei die Erkenntnis, dass in einer Aufwärtsbewegung die Kurse näher an den Tages-Höchstkursen liegen, während in einer Abwärtsbewegung die Kurse näher an den Tages-Tiefstkursen liegen. Der Indikator wird mit zwei exponentiellen Durchschnittslinien dargestellt, einer schnellen Linie namens %K (meist in schwarz) und einer langsamen Linie namens %D (meist in rot).

Der Stochastik Oszillator eignet sich besonders zur Ermittlung von Umkehrpunkten in Seitwärtsphasen oder in leichten Trendphasen. In ausgeprägten Trendphasen ist der Einsatz hingegen weniger sinnvoll, da häufig verführte Kauf- und Verkaufssignale ausgelöst werden. Die Stochastik sollte daher optimalerweise immer gemeinsam mit einem längerfristigen Trendfolgeindikator angewendet werden.

Handelssignale des Stochastik Oszillators

Die Stochastik oszilliert zwischen 0 und 100, die Bezugslinien werden für gewöhnlich bei 20 und 80 Prozent gezogen, wobei ein Stochastik-Wert über 80 als überkauft interpretiert wird und somit ein Verkaufssignal auslöst und ein Stochastik-Wert unter 20 als überverkauft interpretiert wird und somit ein Kaufsignal generiert.

Der Indikator eignet sich auch dazu, um einen kurzfristigen Trend zu bestätigen, wenn beide Linien in dieselbe Richtung laufen. Die wirkungsvollsten Handelssignale werden jedoch durch Divergenzen zwischen dem Indikator und dem Preisverlauf des Wertpapiers gegeben. Eine bullische Divergenz liegt vor, wenn die Kurse auf ein neues Tief fallen, aber die Stochastik einen höheren Boden als bei einem vorigen Rückgang bildet. Eine bärische Divergenz liegt hingegen vor, wenn die Kurse auf ein neues Hoch steigen, aber durch die Stochastik ein niedrigeres Hoch als beim vorigen Anstieg markiert wird.

6. Slow Stochastik

Die Stochastik lässt sich auf zwei Arten darstellen – mit der Fast Stochastik und der Slow Stochastik. Da die Fast Stochastik sehr empfindlich ist und sehr oft zu ständig umspringenden Signalen führt, bevorzugen viele Trader den Einsatz der Slow Stochastik, die eine zusätzliche Glättung bewirkt.

Dabei wird die %D-Linie der Fast Stochastik zur %K-Linie der Slow Stochastik, die durch die zusätzliche Berechnung einer %D-Linie geglättet wird. Der Vorteil der so geglätteten Slow Stochastik besteht darin, dass Marktrauschen besser gefiltert wird und sie zu weniger Zickzacksignalen als die Fast Stochastik führt.

7. CCI (Commodity Channel Index)

Wie der Name bereits vermuten lässt, wurde der von Donald R. Lambert entwickelte Commodity Channel Index (CCI) ursprünglich für Rohstoffmärkte entwickelt. Er kann jedoch ebenso für andere Finanzinstrumente wie Aktien eingesetzt werden.

Beim CCI wird die Abweichung zwischen dem Kurs und dessen gleitenden Durchschnitt ermittelt. Im Gegensatz zu anderen Indikatoren werden für die Berechnung nicht die Schlusskurse herangezogen, sondern das arithmetische Mittel aus Hoch-, Tief- und Schlusskurs. In weiterer Folge wird die Abweichung vom gleitenden Durchschnitt ermittelt.

Ein weiterer Unterschied zu anderen Indikatoren wie dem Stochastik-Oszillator oder dem RSI ist, dass die Werte des CCI grundsätzlich nicht begrenzt sind. In der Praxis schwanken sie jedoch konstruktionsbedingt meist zwischen -100 und +100.

Handelssignale des CCI

Wie aus dem Namen bereits ersichtlich ist, wird bei dem Indikator angenommen, dass sich die Kurse normalerweise innerhalb eines unsichtbaren Kanals um den gleitenden Durchschnitt herum bewegen. Folgt man diesen Regeln, so werden CCI-Werte über +100 als überkauft interpretiert und führen zu einem Verkaufssignal, wenn die Signallinie von oben nach unten durchkreuzt wird. Umgekehrt werden CCI-Werte unter -100 als überverkauft interpretiert und generieren ein Kaufsignal, wenn der CCI die Signallinie von unten nach oben durchkreuzt.

Wie auch bei den meisten anderen Oszillatoren auch, liefert der Indikator in stabilen Trends keine zuverlässigen Signale und funktioniert am besten innerhalb von Trading Ranges.