Zyklische Aktien: Konjunkturabhängige Unternehmen & Branchen

Zyklische Aktien: Konjunkturabhängige Unternehmen & Branchen
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Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste in Kürze

  • Zyklische Aktien folgen dem Konjunkturzyklus und sind konjunkturabhängig
  • Zyklische Konsumgüter stellen einen eigenen Sektor gemäß dem Global Industry Classification Standard dar, der sich auf vier Industriegruppen und viele kleinere Bereiche aufteilt
  • Zykliker sind volatiler als Nicht-Zykliker und performen besonders in Phasen des wirtschaftlichen Aufschwungs gut
  • Viele etablierte Unternehmen mit Burggraben-Potenzial und Wettbewerbsvorteilen sind Zykliker
  • Mit der Strategie der Branchenrotation wird versucht, bestimmte Branchen gemäß der jeweiligen Phase eines Wirtschaftszyklus überzugewichten

Was sind zyklische Aktien?

Zyklische Aktien, oftmals auch schlicht als Zykliker bezeichnet, sind Aktien, die sich parallel zum Konjunkturzyklus bewegen. Erlebt die Wirtschaft einen Aufschwung, so steigen die Aktienkurse, während sie in Zeiten des wirtschaftlichen Abschwungs fallen. Die Geschäftsentwicklung der Unternehmen aus diesen Bereichen ist also sehr stark konjunkturabhängig.

Im wichtigsten Einteilungsschema für Aktien, an dem sich auch die führenden Indexanbieter wie MSCI und Standard & Poor’s orientieren, dem Global Industry Classification Standard (GICS), repräsentieren die Zykliker einen von insgesamt 11 Sektoren. Er wird dort als „Consumer Discretionary“ bezeichnet, was auf Deutsch üblicherweise mit „Zyklische Konsumgüter“ oder „Nicht-Basiskonsumgüter“ übersetzt wird.

Der Sektor der Zyklischen Konsumgüter unterteilt sich weiters in vier einzelne Industriegruppen, und zwar in:

  • Automobile & Komponenten (Automobiles & Components)
  • Gebrauchsgüter & Bekleidung (Consumer Durables & Apparel)
  • Dienstleistungen für den privaten Sektor (Consumer Services)
  • Vertrieb und Einzelhandel für Nicht-Basiskonsumgüter (Retailing)

Zyklische Konsumgüter bilden gemeinsam mit dem GICS-Sektor für Basiskonsumgüter die Gruppe der Konsumgüter-Aktien.

Welche Bereiche zählen zu den Zyklischen Konsumgütern?

Innerhalb des Sektors der Zyklischen Konsumgüter und den dazugehörigen vier Industriegruppen gibt es viele kleinere Bereiche:

Automobile & Komponenten

Ein sehr großer Wertschöpfungsbereich des Zykliker Sektors ist die Automobilindustrie, zu der neben Autoherstellern auch die Zulieferer der Automobilindustrie zählen. In diese Kategorie fallen Automobilaktien wie Mercedes-Benz, Ford Motor, General Motors, BMW und Porsche, genauso wie die Aktien von Elektro-Autoherstellern wie Tesla und BYD sowie die Aktien von Zulieferern wie Bridgestone und Goodyear.

Gebrauchsgüter & Bekleidung

Eine ebenso wichtige Bedeutung innerhalb des Sektors der Zyklischen Konsumgüter haben die Bereiche Textilien, Bekleidung, Mode, Sport, Freizeitartikel und Luxusgüter. Auch Verbraucherelektronik, Haushaltsgeräte, Möbel, Innenausstattung sowie der Wohnungsbau werden diesem Zweig zugeordnet. Bekannte Aktien aus diesen Bereichen sind etwa Nike, Adidas oder die Luxusmarke LVMH.

Man darf sich hier nicht täuschen lassen und die Produkte aus diesen Bereichen mit Basiskonsumgütern verwechseln. Zyklische Konsumgüter werden durchaus ebenfalls auf täglicher Basis genutzt. Im Unterschied zu Basiskonsumgütern werden sie jedoch nicht regelmäßig gekauft.

Dienstleistungen für den privaten Sektor

In diese Rubrik fallen Reise- und Tourismusaktien wie Hotels, Urlaubsanlagen, Kreuzfahrtlinien und Freizeiteinrichtungen. Auch Restaurants und Fast-Food-Ketten zählen zu den Zyklischen Konsumgütern. Airlines werden übrigens dem Industrie-Sektor bzw. dem Transportwesen zugeordnet und fallen somit nicht in die Kategorie der Zyklischen Konsumgüter.

Bekannte und beliebte Aktien aus diesen Bereichen sind beispielsweise Booking Holdings, Airbnb, Expedia, Carnival Corporation, Royal Caribbean Cruises, McDonald‘s, Chipotle Mexican Grill, Yum! Brands oder Starbucks.

Vertrieb und Einzelhandel für Nicht-Basiskonsumgüter

Zu guter Letzt fällt auch noch der Handel in den Sektor der Zyklischen Konsumgüter bzw. alle Geschäfte, welche die Konsumgüterprodukte vermarkten. Dazu zählt der stationäre Einzelhandel, Baumärkte und natürlich auch der Online-Handel. Bekannte Aktien sind etwa Amazon, Alibaba, Walmart, Etsy, Zalando oder The Home Depot.

Was ist der Unterschied zwischen zyklischen und nicht-zyklischen Aktien?

Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zwischen zyklischen und antizyklischen Aktien ist, dass zyklische Unternehmen in der Regel sehr stark vom ökonomischen Umfeld beeinflusst werden und dem allgemeinen Wirtschaftszyklus folgen. Die Nachfrage hängt also sehr stark von der aktuellen Wirtschaftslage ab. Die Nachfrage nach nicht-zyklischen Aktien ist hingegen unabhängig bzw. deutlich weniger abhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung.

Zykliker weisen üblicherweise eine höhere Volatilität auf als nicht-zyklische Aktien und zeigen vor allem in Phasen florierender Wirtschaft eine besonders gute Performance.

Ein wesentlicher Unterschied zwischen Zyklischen und Nicht-zyklischen Konsumgütern besteht zudem darin, dass es sich bei Zyklischen Konsumgütern und Produkte handelt, deren Konsum aufgeschoben werden kann (Autos, Kleidung, Luxusgüter), während Nicht-zyklische Konsumgüter bzw. Basiskonsumgüter Produkte des täglichen Bedarfs darstellen (Lebensmittel und Getränke, Pflegeprodukte, Haushaltsprodukte).

Was sind die Vorteile und Nachteile von zyklischen Aktien?

Anhand der vielen Unternehmen, die in diesem Artikel beispielhaft angeführt wurden, kann man sehen, dass sich viele große und bekannte Marken unter den Zyklikern finden. Es handelt sich sehr oft um etablierte Unternehmen, die durchaus auch „Burggräben“ aufweisen und die gegenüber Neueinsteigern klare Wettbewerbsvorteile haben, weshalb es für weniger etablierte Unternehmen sehr schwierig ist, diesen Aktien den Rang abzulaufen.

Auch wenn das Geschäft vom Konjunkturzyklus abhängt, so können viele dieser etablierten Aktien ein stabiles Wachstum verzeichnen. In Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwungs können sie ihr enormes Potential ausspielen und in diesen Phasen sind sie durchaus dazu imstande, eine höhere Rendite als der Gesamtmarkt zu erzielen. Sie können somit auch eine ideale Ergänzung für eher defensiv ausgerichtete Portfolios sein.

Da es sich sehr häufig auch um zuverlässige Dividendenzahler handelt, kommen auch die meist eher konservativ orientierten Dividendeninvestoren bei Zyklikern auf ihre Kosten.

Auf der anderen Seite kann es bei zyklischen Aktien in Bärenmärkten und Rezessionen zu sehr großen Kursrückgängen kommen. Auch wenn sich unter Zyklikern viele etablierte Unternehmen finden, so kann es durch die Abhängigkeit vom Wirtschaftszyklus zu mitunter sehr langen Durststrecken für Investoren kommen, denn in Phasen des moderaten Wachstums, des Stillstands oder des Abschwungs entwickeln sich andere Branchen deutlich besser als zyklische Aktien.

Investoren sollten daher jedenfalls auf ein ausgewogenes Verhältnis von zyklischen und antizyklischen Aktien in ihrem Portfolio achten und das Gesamtrisiko im Auge behalten. Für den durchschnittlichen Privatanleger ist es also weder ratsam, komplett auf Zykliker zu verzichten, noch diese zu stark im Depot überzugewichten.

Branchenrotation als die ultimative Investmentstrategie?

Manche Anleger werden sich fragen, warum man das Depot nicht entsprechend dem Konjunkturzyklus anpasst und die Aktien je nach Zyklusphase umschichtet. Dies ist die Strategie der Branchenrotation. Die Idee dahinter klingt sehr einfach und plausibel: Am Beginn eines neuen Konjunkturzyklus werden frühzyklische Aktien im Portfolio übergewichtet. Wenn diese gut gelaufen sind, wird das Geld in Mittel- und Spätzykliker umgeschichtet und wenn die Wirtschaft schließlich in eine Stagnation oder Rezession rutscht, wird in defensive und nicht-zyklische Aktien investiert.

Was in der Theorie sehr einfach klingt, ist in der praktischen Umsetzung jedoch mit vielen Problemen verbunden. Zunächst ist es nur sehr schwer zu erkennen, wo man sich innerhalb eines Konjunkturzyklus gerade befindet und wann ein neuer Zyklus beginnt. Wer zu früh in Zykliker einsteigt, muss gegebenenfalls noch mit großen Verlusten rechnen, bevor die Aktienkurse schließlich nach oben drehen.

Wer zu spät kauft, verpasst hingegen einen großen Teil des Gewinnpotenzials. Gerade bei zyklischen Aktien laufen die Kurse oft extrem schnell und steil nach oben. Was den rechtzeitigen Einstieg außerdem noch erschwert, ist, dass die Börsen oftmals schon deutlich früher reagieren, lange bevor die Konjunkturwende vollzogen ist. Der Aktienmarkt reagiert oftmals bereits dann, wenn Ereignisse eintreten, die einen Umschwung wahrscheinlich machen wie beispielsweise Leitzinssenkungen oder Konjunkturprogramme von Regierungen.

Oft sind es auch externe Ereignisse, die binnen kürzester Zeit die Erwartungen völlig verändern können. Kommt es zu Ereignissen, welche die Börsen erschüttern, wie zuletzt beispielsweise der Beginn der Corona-Pandemie, so fallen gerade zyklische Aktien besonders schnell und tief. Wer diese dann im Portfolio übergewichtet hat, muss gegebenenfalls mit besonders hohen Verlusten rechnen.

Die Strategie der Branchenrotation kann natürlich auch sehr erfolgreich sein. Aufgrund der massiven Hürden, die für ein erfolgreiches Timing bei dieser Strategie zu bewältigen sind, dürfte es für die meisten Privatanleger allerdings deutlich sinnvoller sein, lieber auf ein gut diversifiziertes und ausgewogenes Aktienportfolio zu setzen, als waghalsige und komplizierte Timingversuche zu unternehmen.