Die Börse als vollkommener Markt?

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In einem vollkommenen Markt wird angenommen, dass alle Marktteilnehmer (Anbieter und Nachfrager) ausschließlich nach ökonomischen Grundsätzen handeln.

Dazu müssen einige Bedingungen, wie beispielsweise die Rationalität der Marktteilnehmer, erfüllt werden.

In der realen Wirtschaft werden diese Bedingungen de facto jedoch nie ganzheitlich erfüllt, weshalb ein vollkommener Markt nie wirklich besteht, sich ihm lediglich möglichst angenähert wird.

Doch wie verhält es sich mit dem Börsenhandel? Der Handel an der Börse kommt dem vollkommenen Markt zumindest nahe.

Ist die Börse ein vollkommener Markt?

Zwar werden nicht alle Bedingungen für einen vollkommenen Markt im Börsenhandel erfüllt, immerhin jedoch ein paar davon. Die Börsen können daher zumindest als eine Annäherung an die Utopie des idealen Marktes erachtet werden.

Gerade die Punkte Markttransparenz, (unendlich) schnelle Reaktion der Marktteilnehmer und freier Marktzutritt werden hierbei in weiten Zügen verwirklicht.

Börsen bilden einen Punktmarkt. Das heißt, dass sämtliche Marktinformationen ohne räumliche oder zeitliche Kluft verfügbar sind. Somit wird eine hohe Markttransparenz gewährleistet.

Da (im besten Fall) sämtliche Angebote und deren Preise an einem Punkt zusammenlaufen, können sich die Marktteilnehmer einen umfassenden Überblick über Nachfrage beziehungsweise Angebot verschaffen.

Dies ermöglicht eine sehr schnelle Reaktionszeit auf Markttrends. Diese ist zwar nicht „unendlich schnell”, durch automatisierten, elektronischen Handel wird sich dieser Bedingung aber zumindest angenähert.

An den meisten Börsen hat jeder freien Zutritt, wenn nicht persönlich, dann über einen Broker, der die Interessen des jeweiligen Marktteilnehmers vertritt – heutzutage oftmals bequem von zuhause über einen Online-Broker.

Die Börse verwirklicht also zumindest im Ansatz einen vollkommenen Markt. Doch es gibt auch Bedingungen und Merkmale, die nicht erfüllt werden.

Diese Bedingungen erfüllt der Börsenhandel nicht

Die Punkte Rationalität der Marktteilnehmer und Homogenität der Güter werden auch an einer Börse als vollkommener Markt allenfalls in Ansätzen erfüllt. Rationalität der Marktteilnehmer bedeutet, dass Nachfrager losgelöst von irgendwelchen Präferenzen am Markt handeln.

Diese Präferenzen können zeitliche und räumliche Präferenzen sein, zum Beispiel eine zu lange Lieferzeit der erstandenen Ware, aber auch persönliche Vorlieben, wie eine Kaufempfehlung durch Freunde oder Werbung.

An einem Punktmarkt wie der Terminbörse bestehen zwar keine zeitlichen oder räumlichen Präferenzen – die Güter sind quasi gleichzeitig am Markt verfügbar, da es sich im Wesentlichen um Finanzprodukte handelt.

Aber auch ein Börsenspekulant kann sich von persönlichen Vorlieben genauso wenig freisprechen wie der Schnäppchenjäger auf einem Flohmarkt. Auch unterscheiden sich die verfügbaren Güter stets in ihrer Qualität.

Obwohl Finanzprodukte relativ homogen sind, so sind sie niemals gänzlich gleichartig. Die erforderliche „Homogenität der Güter” wird somit ebenfalls nicht erfüllt.

Fazit: Knapp daneben ist auch vorbei

Zwar wird an der Börse ein vollkommener Markt noch am ehesten realisiert. Nichtsdestotrotz kann auch sie die Bedingungen eines vollkommenen Marktes nicht vollständig erfüllen.

Die Idee des idealen Marktes bleibt trotz der zahlreichen Entsprechungen auf dem Parkett weiterhin Utopie.