Charttechnik: Wie Sie die wichtigsten Grundregeln nutzen

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Der Vater der Chartanalyse, der Amerikaner Charles H. Dow, hat schon vor mehreren Jahrzehnten bewiesen, dass eine optimale Wahl von Ein- und Ausstiegszeitpunkten an der Börse das Ergebnis eines Anlegers gegenüber der strikten Anwendung der „Buy-and-hold-Stratgie“ vervielfachen würde.Das zeigt Ihnen auch folgender Kurvenverlauf.Wenn Sie am Anfang der Anlageperiode in den entsprechenden Wert bei einem Kurs von 270 ein- und am Ende bei einem von 430 Punkten wieder ausgestiegen wären, entspräche dies einem Gewinn von 160 Punkten oder 60%.Hätten Sie dagegen entlang dem erkennbaren Trendkanal investiert und die jeweils optimalen Ein- und Ausstiegskurse immer erwischt (was in der Praxis aber nur schwer gelingt), wäre Ihnen ein Gewinn von etwa 500 Punkten oder 187% möglich gewesen.

„The trend is your friend!“ – optimale Kauf- und Verkaufszeitpunkte in einem steigenden Markt

Ausgangspunkt der Chartanalyse ist dabei die Erkenntnis, dass jede Börsensituation durch einen mehr oder weniger klaren Trend gekennzeichnet ist.Diesen erkennen Sie am Kursverlauf der Aktie wie an der Entwicklung des Gesamtmarkts, wenn Sie beispielsweise die ermittelten Schlusskurse einer vorangegangenen Periode auf einem Graphen abtragen und miteinander verbinden (Linienchart).Börsentrends werden dabei an der Entwicklung der entsprechenden Marktindizes festgemacht, beispielsweise am DAX, am Dow Jones (USA) oder am Nikkei (Japan).Dieser Trend kann ein Aufwärtstrend, ein Abwärtstrend oder ein Seitwärtstrend sein – je nachdem, in welche Richtung sich die Kurse bewegen.

Bei einem Abwärtstrend liegt jedes Tief unter dem vorhergehenden Tief und jedes Hoch unter dem vorhergehenden Hoch.

Bei einem Aufwärtstrend liegt jedes folgende Hoch über dem vorangegangenen Hoch und jedes folgende Tief über dem vorangegangenen Tief.

Bei einem möglichst breiten Trendkanal, wie Sie ihn im DAX-Verlauf der letzten Monate erkennen konnten (siehe Chart auf Seite 008), nutzen Sie als Anleger die untere und obere Begrenzungslinie für ein Trading.Ein mehrfacher Aus- und Wiedereinstieg im Bereich der entsprechenden Grenzen kann Ihnen auf diese Weise erhebliche Gewinne bescheren.Das setzt voraus, dass die kursmäßigen Unterschiede zwischen der unteren Unterstützungs- und der oberen Widerstandslinie möglichst groß sind.

Wie Sie am besten an aktuelle Charts herankommen

Die Charts, die Sie für Ihre Analyse brauchen, können Sie sich am einfachsten und kostenlos über das Internet besorgen.Sie brauchen dazu nur die Homepage entsprechender Anbieter mit großem aktuellem Datenbankangebot.

Zum Beispiel: comdirect oder onvista 

Hier finden Sie schnell den Kurvenverlauf der von Ihnen gewünschten Aktie, eines Börsenindexes oder auch eines Investmentfonds unter der entsprechenden Wertpapierkennnummer oder dem Namen.Die Charts können Sie sich dann ausdrucken, um sie „mit Bleistift und Lineal“genauer zu analysieren.Falls Sie nicht über einen PC mit Internet-Anschluss verfügen, können Sie sich entsprechende Charts aber auch über Ihre Bank beschaffen. Die meisten Banken beziehen dafür entsprechende Charthefte. Die sind dann freilich nicht immer so aktuell, wie Sie sie vielleicht benötigen, um Entscheidungen schnell treffen zu können.

So ermitteln Sie leicht die Kauf- und Verkaufssignale in einem Linienchart

Chartanalytisch müssen Sie – je nach der Dauer der erkennbaren Bewegung – zwischen einem Primär-, einem Sekundär- und einem Tertiärtrend unterscheiden.Primärtrends sind Auf-, Abwärts- oder Seitwärtsbewegungen, die über 1 Jahr oder länger andauern. Sekundärtrends sind Zwischenbewegungen mittelfristigen Ausmaßes über eine Dauer von etwa 2 Monaten bis zu einem Jahr.Sie unterbrechen den Primärtrend zwischenzeitlich in entgegengesetzter Richtung, vor allem, wenn die Kursentwicklung kurzfristig als überzogen angesehen wird. Man spricht dann auch von Reaktionen oder Korrekturen.Tertiärtrends dagegen, aus denen sich die Sekundärtrends zusammensetzen, drücken Fluktuationen von Tag zu Tag oder Woche zu Woche aus, die aber ohne Bedeutung für die Gesamtentwicklung einer Aktie oder einer Börse sind. Sie sind prinzipiell manipulierbar.Verdeutlichen können Sie sich solche Trends, indem Sie entsprechende Geraden durch die Hoch- oder Tiefpunkte des Liniencharts zeichnen. Bei steigenden Trends setzen Sie Ihr Lineal an den ersten Tiefpunkten des Liniencharts an, bei fallenden Trends an den ersten Hochpunkten.Kurszonen, die sich ergeben, wenn Sie durch die oberen und unteren Umkehrpunkte eines Kursverlaufs eine Gerade ziehen, so dass beide etwa parallel zueinander verlaufen, ergeben den so genannten Trendkanal.Primärtrends an der Börse erstrecken sich über einen Zeitraum von vielen Monaten oder – bei den sehr langfristigen Trends – auch Jahren, ehe sich der Kursverlauf/Index insgesamt ändert. Ein Kaufsignal ist dann gegeben, wenn die Kurse eine durch die Hochpunkte gezogene obere Begrenzungslinie (Widerstand) für mehr als 3 Tage um etwa 3% überschreiten.Die für Sie als Anleger entscheidende Grundannahme der Chartanalyse ist nun die, dass die Fortsetzung eines bestehenden Trends wahrscheinlicher ist als eine Trendänderung. Der bisherige Trend gibt Ihnen damit einen Hinweis, wie sich die Kurse einer Aktie oder der Index einer Börse weiterhin entwickeln werden.

Ein Durchbrechen der jeweiligen Linie signalisiert eine Trendwende. Ein Ausbruch über die obere Begrenzungslinie gilt als starkes Kaufsignal; ein Durchbruch durch die untere Trendlinie müssen Sie als Verkaufssignal werten.Praxis-Tipp: Reagieren Sie auf eine sich abzeichnende Trendwende nur dann, wenn dieser Wechsel nachhaltig signalisiert wird. Ansonsten geraten Sie in eine „Bärenfalle“ und verkaufen zu früh oder in eine „Bullenfalle“ und kaufen zu früh – als Folge entsprechender Fehlsignale.

Mehr dazu: Bärenfalle – Bullenfalle: Definition für Einsteiger

Werten Sie den Durchbruch nur dann als Kauf- oder Verkaufssignal, wenn der Linienchart die Trendlinie um mehr als 3% und wenigstens an 3 Börsentagen hintereinander durchbricht.