Stillhaltergeschäfte: Schritt für Schritt zur richtigen Strategie

Inhaltsverzeichnis

Als Stillhalter sind Sie vor allem an einer möglichst hohen Zusatzrendite in Form der Prämie interessiert.

Diese ist der Lohn dafür, dass Sie bereit sind, Ihre Aktien bis zum Ablauf der Option zu halten. Die Prämie ist daher unter sonst gleichen Bedingungen um so höher, je später die Option verfällt.

Falls Ihre Aktien dann nicht abgerufen werden, streichen Sie zudem noch den Kursgewinn ein, also die Differenz zwischen dem vereinbarten Basispreis und dem aktuellen Kurs bei Abschluss des Kontraktes.

1. Schritt: Wählen Sie einen optimalen Basispreis

Wählen Sie die Höhe des Basispreises, zu dem Sie gegebenenfalls bereit sind, Ihre Aktien zu verkaufen, geringfügig über dem aktuellen Aktienkurs von 49 €.

Das nächsthöhere BasispreisIntervall beträgt 50 €. Der mögliche Verkaufs preis an den Käufer Ihrer Option beinhaltet dann für Sie bereits einen Kursgewinn von 1 €.

Es ist einleuchtend, dass die Prämie für einen Basis oder Bezugspreis, der beispielsweise stattdessen bei 55 oder gar bei 60 € liegt, geringer ausfallen muss.

Denn der Käufer der Kaufoption hat ja einen desto größeren Vorteil von der Option, je weniger er für die Aktie bezahlen muss.

Umgekehrt sind Sie daran interessiert, eine möglichst hohe Prämie zu bekommen, sodass ein Basispreis knapp oberhalb des aktuellen Kurses günstig ist.

Grundsätzlich können Sie aber auch einen Basispreis unterhalb des aktuellen Kurses wählen und erhalten dann darauf eine höhere Prämie.

Dabei laufen Sie aber erhebliche Gefahr, dass Ihre Aktien schon sehr bald abgerufen werden, woran Sie ja gar nicht interessiert sind.

2. Schritt: Bestimmen Sie den Verfallstermin

Wählen Sie einen Verfallstermin, bis zu dem Sie bereit sind, Ihre Aktien tatsächlich zu halten. An der Eurex werden inzwischen Optionen mit einer Laufzeit von einem Monat bis zu knapp zwei Jahren gehandelt.

Im Hinblick auf die Spesenbelastung und Provision von insgesamt etwa 50 € je Kontrakt sollten Sie längere Laufzeiten mit höheren Optionsprämien wählen. Denn hohe Spesen beeinträchtigen Ihre Rendite bei geringen Optionsprämien besonders.

3. Schritt: Vergeben Sie Aufträge nur mit Preislimit

Leiten Sie den Auftrag an Ihre Bank weiter. Legen Sie dabei ein Limit für die Höhe der Optionsprämie fest, die Sie auf jeden Fall erzielen wollen, um nicht von größeren Preisverschiebungen am Handelstag überrascht zu werden.

Achten Sie darauf, dass Ihre Bank Ihnen noch am selben Tag – günstigstenfalls innerhalb einer Stunde – die Ausführung Ihres Auftrags mitteilen kann.

Da die Eurex computergesteuert ist und direkt mit dem Rechner Ihrer Bank verbunden ist, können Sie auf diese Weise gegebenenfalls schnell umdisponieren und Ihr Limit verändern.

Stillhaltergeschäfte: Wie Sie bis zum Verfall Ihrer Option auf die Börsenentwicklung richtig reagieren

Bis zum Verfallstermin können Sie auf verschiedene Weise auf die zwischenzeitlich erfolgte Entwicklung reagieren:

Bewegt sich der Kurs Ihrer veroptionierten Aktien wider Erwarten sehr schnell über den höheren Basispreis von 50 € hinaus, haben Sie die Möglichkeit, Ihre Kaufoption zurückzukaufen und gleichzeitig auf der Basis des nächsthöheren BasispreisIntervalls von 55 €  erneut zu verkaufen.

Auf diese Weise nehmen Sie an einer weiteren Kursentwicklung bis zum nachsthöheren BasispreisIntervall von 55 € teil.

  • Bewegt sich der Aktienkurs in einem Seitwärtstrend nur allmählich in Richtung des Basispreises von 50 € oder notiert die Aktie leicht darüber, ist es sinnvoll, die Zeitkomponente zu nutzen und die Option erst gegen Ende der Laufzeit  zurückzukaufen.
  • Fällt der Aktienkurs stärker, als Sie erwartet haben, und befürchten Sie ein Absinken auf unterhalb der Marke aktueller Kurs abzüglich Prämie, ist ein weiterer Verfall mit noch mehr Risiken verbunden.
  • Da Sie durch den Kontrakt zum Halten Ihrer Aktien bis zum Verfallstermin gezwungen sind, erleiden Sie – jedenfalls auf dem Papier – Kurseinbußen.
  • Sie können an der Eurex eine einmal eingegangene Position aber jederzeit durch ein identisches Gegengeschäft wieder schließen. Sie kaufen in diesem Fall also eine entsprechende Kaufoption und befreien sich auf diese Weise von der Verpflichtung, Ihre Aktien weiter halten zu müssen.

Diese Reaktionsmöglichkeiten zeigen Ihnen, dass Sie aufgrund des sehr funktionstüchtigen Marktes Ihre Risiken aus eingegangenen Optionen an der Eurex sehr schnell und effizient wieder eingrenzen oder sich völlig von Ihren vertraglichen Verpflichtungen lösen können.

Sie brauchen nur ein entsprechendes Gegengeschäft einzugehen, bei dem Sie gewissermaßen in die Rolle Ihres Vertragskontrahenten schlüpfen und als Verkäufer einer Kaufoption nun zum Käufer einer hinsichtlich der einzelnen Merkmale (Basiswert, Basispreis, Laufzeit, Stückzahl) identischen Option werden.

Denken Sie dabei daran, dass Sie einen solchen Auftrag ausdrücklich als „closing transaction“ aufgeben.

Ansonsten würde Ihr Auftrag als „opening transaction“ behandelt, und Sie würden einen neuen (offenen) Kontrakt erwerben.

Checkliste: So handeln Sie als Stillhalter richtig

  • Für die Stillhalterstrategie eignen sich insbesondere die vorgestellten Aktienwerte mit Basispreisen knapp oberhalb des jeweils aktuellen Kurses.
  • Mit wenig volatilen Aktien erzielen Sie entsprechend geringere Prämien.
  • Achten Sie darauf, dass die Spesen pro Kontrakt nicht den größten Teil Ihrer vereinnahmten Optionsprämie wieder auffressen.
  • Beobachten Sie Ihre Aktienwerte täglich, und kaufen Sie Ihre verkaufte Kaufoption in der Nähe des Basispreises gegebenenfalls zurück. Wenn Sie dann eine Kaufoption erwerben, die denselben Basispreis und denselben Verfallstermin hat, lösen Sie sich damit von Ihren Verpflichtungen aus dem Verkauf der Kaufoption und können über Ihre Aktien wieder frei verfügen.
  • Verkaufen Sie Ihre Kaufoption zum Zeitpunkt von Indexhöchstständen, um hohe Prämien zu erzielen.
  • Legen Sie das Kauflimit für die ausgewählte Option realistischerweise in der Nähe der gehandelten Optionspreise fest, damit Sie möglichst nahe am aktuellen Markt agieren.