Zeitwert einer Option – Berechnung, Beispiel & Bedeutung

Beitragsbild des Artikels "Zeitwert einer Option". Rechts ist ein Piktogramm eines Computers mit Aktienverläufen abgebildet.
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Optionen haben einen bestimmten Wert, zu dem Sie gehandelt werden. Man spricht von der Optionsprämie, die der Käufer zahlen muss. Die zwei Bestandteile des Wertes einer Option sind zum einen der Zeitwert und zum anderen der innere Wert.

In unserem Beitrag beschäftigen wir uns mit dem Zeitwert bei Optionen und was diesen beeinflusst. Wir gehen darauf ein, wie Sie den Zeitwert berechnen, wie er interpretiert wird und was in dem Zusammenhang der innere Wert einer Option ist.

Das Wichtigste zum Zeitwert einer Option

  • Der Preis einer Option besteht zum einen aus dem inneren Wert und zum anderen aus dem Zeitwert.
  • Der Zeitwert stellt dar, wie groß der Wert der Option hinsichtlich der Restlaufzeit ist.
  • Beim Zeitwert gibt es keine lineare Steigerung und auch das Fallen verläuft nicht geradlinig.
  • Messen können Trader den Zeitwert einer Option mit seiner Veränderung durch die Kennzahl Theta.
  • Wenn die Option keinen inneren Wert mehr hat, besteht die Prämie nur noch aus dem Zeitwert.

Was ist der Zeitwert bei Optionen?

Der Zeitwert bei Optionen ist ein Teil der Optionsprämie, die etwas darüber aussagt, wie hoch der Wert der Option nur aufgrund der vorhandenen Restlaufzeit ausfällt. Dementsprechend handelt es sich beim Zeitwert um eine Größe, die für Trader von Bedeutung ist. Der Zeitwert lässt sich bei Optionen leicht ermitteln, indem Sie den inneren Wert von der Optionsprämie abziehen.

Der Wert einer Option kann auch ausschließlich aus dem Zeitwert bestehen, wenn es keinen inneren Wert bei den entsprechenden Optionen mehr gibt. Das ist unter der Voraussetzung der Fall, dass die Option aus dem Geld ist. Das bedeutet, dass der innere Wert gleich null ist, sodass nur noch ein Zeitwert übrig bleibt.

Wie ist das Verhältnis zwischen Zeitwert und innerem Wert der Option?

Das Verhältnis zwischen Zeitwert und dem inneren Wert einer Option kann sich während der Restlaufzeit stetig verändern. Mal nimmt der Zeitwert einen größeren Teil an der Optionsprämie und somit am Optionspreis ein, mal ist es der innere Wert, der höher liegt.

Welche Faktoren haben Einfluss auf den Zeitwert der Option?

Der Optionspreis und damit auch der Zeitwert einer Option wird durch mehrere Faktoren beeinflusst:

  • Aktueller Kurs des Basiswertes und Strike der Option: Naheliegend ist, dass der Optionspreis und damit auch der Zeitwert von Optionen vor allem durch den Kurs des Basiswertes beeinflusst wird. Besitzen Sie zum Beispiel eine Call-Option mit einer Aktie als Basiswert und steigt der Kurs des Wertpapiers, wird ebenfalls der Wert der Option ansteigen und somit der Optionspreis. Das bedeutet, dass in der Regel auch der Zeitwert höher ausfällt.
  • Restlaufzeit: Die Restlaufzeit hat ebenfalls einen Einfluss auf den Zeitwert, denn vornehmlich nimmt dieser mit fortschreitender Laufzeit ab.
  • Volatilität des Basiswertes: Bei der Volatilität verhält es sich so, dass bei deren Anstieg auch der Zeitwert der Optionen steigt. Reduziert sich hingegen die implizite Volatilität, schreitet der Zeitwertverfall voran.

Warum beeinflusst die Volatilität den Zeitwert einer Option?

Dass die implizite Volatilität bei Optionen deren Zeitwert beeinflusst, hängt damit zusammen, dass Trader sich bessere Chancen auf einen Gewinn erhoffen, wenn die Volatilität ansteigt. Fällt hingegen die Volatilität, also die Schwankungsbreite des Basiswertes, sehen Trader das als verringerte Chance an, dass sie den Trade mit einer guten Rendite beenden.

Wie lässt sich der Zeitwert einer Option berechnen?

Um den Zeitwert von Optionen zu berechnen, müssen Sie im ersten Schritt den inneren Wert der Option kennen. Haben Sie den inneren Wert ermittelt, subtrahieren Sie diesen vom aktuellen Optionspreis und erhalten im Ergebnis den Zeitwert. Wie das in der Praxis funktioniert, möchten wir gerne an einem Beispiel verdeutlichen.

Nehmen wir an, dass Sie sich für den Kauf einer Call-Option entschieden haben, weil Sie davon ausgehen, dass der Kurs einer Aktie als Basiswert steigen wird. Die Aktie notiert momentan bei 51 Euro, während der Strike (Basispreis) der Option bei 48 Euro liegt. Der Optionspreis beläuft sich auf 3,20 Euro, sodass Sie multipliziert mit 100 als übliche Kontraktgröße insgesamt eine Optionsprämie in Höhe von 320 Euro zahlen. Diese Werte aus dem Beispiel noch einmal im Überblick:

  • Aktueller Kurs der Aktie: 51 Euro
  • Strike der Option: 48 Euro
  • Optionsprämie (insgesamt): 320 Euro

Um nun im ersten Schritt den inneren Wert der Option für die Restlaufzeit zu ermitteln, nehmen Sie folgende Berechnung vor:

(51 Euro – 48 Euro) * 100 = 300 Euro

Der innere Wert der Option beläuft sich also derzeit auf 300 Euro. Diesen Wert müssen Sie nur noch von der aktuellen Optionsprämie in Höhe von 320 Euro subtrahieren, sodass sich der Zeitwert der Option aktuell auf 20 Euro beläuft.

Wie interpretiere ich den Zeitwert von Optionen?

Nachdem Sie denZeitwert der Option ermittelt haben, geht es im zweiten Schritt darum, diesen zu interpretieren. Grundsätzlich gilt die Regel, dass der Zeitwert von Optionen umso größer ausfällt, desto länger der Zeitraum bis zum Fälligkeitsdatum ist.

Bei einer relativ kurzen Restlaufzeit besitzen Optionen dementsprechend einen vergleichsweise geringen Zeitwert. Der Grund ist, dass nur noch relativ wenig Zeit übrig bleibt, damit der Inhaber der Option eine Rendite erzielen kann.

Besonders sensibel reagieren Optionen auf Veränderungen des Kurses des Basiswertes im Hinblick auf den Zeitwert, wenn sie sich am Geld befinden. In dem Fall zum Beispiel kann ein leichter Kursanstieg des Basiswertes bereits bei der Option dafür sorgen, dass der Zeitwert sich sogar noch einmal in großem Umfang erhöht – trotz Voranschreiten der Restlaufzeit.

Befindet sich die Option hingegen weit aus dem Geld oder deutlich im Geld, verändert sich der Zeitwert in geringerem Umfang.

Ebenfalls wichtig zu wissen ist, dass es keine lineare Veränderung des Zeitwertes im Hinblick auf die Restlaufzeit der Option gibt. Stattdessen findet die Veränderung des Zeitwertes öfter in Schüben statt, auf jeden Fall unregelmäßig und nicht geradlinig.

Das führt dazu, dass viele Optionen zum Beispiel nach ungefähr der Hälfte der abgelaufenen Zeit nur 30 Prozent ihres Zeitwertes verloren haben.

Was sagt die Kennzahl Theta aus?

Im Zusammenhang mit dem Zeitwert von Optionen und dem sogenannten Zeitwertfall, auf den wir im Verlauf unseres Beitrages noch eingehen werden, wird oft von der Kennzahl Theta gesprochen. Dabei handelt es sich um einen sogenannten Optionsgriechen. Das wiederum sind Kennzahlen, die nach dem griechischen Alphabet benannt sind und bestimmte Aussagen zu den Optionen treffen. Bekannte Optionsgriechen sind:

  • Delta
  • Gamma
  • Theta
  • Vega

Die Kennzahl Delta stellt dar, in welchem Umfang sich der Optionspreis an jedem Tag verändert, wenn die Restlaufzeit kürzer wird.

Sämtliche weitere Faktoren, die den Optionspreis auch beeinflussen könnten, bleiben außen vor. Somit stellt die Kennzahl Theta dar, wie sich der Zeitwert einer Option im Laufe der Zeit verändert. Angegeben wird die Kennzahl normalerweise als Dezimalzahl und sie ist in aller Regel (aus Sicht des Inhabers der Option) negativ. Das ist damit zu begründen, dass die Option normalerweise mit jedem Tag etwas an Zeitwert verliert.

Was ist der innere Wert von Optionen?

Der Optionspreis setzt sich nicht nur aus dem Zeitwert, sondern ebenso aus dem inneren Wert zusammen. Daher ist es wichtig, dass Sie neben dem Zeitwert ebenso die Bedeutung des inneren Wertes kennen. Die Berechnung des inneren Wertes ist einfach und hängt davon ab, ob es sich um eine Call- oder um eine Put-Option handelt. Danach differenziert ermitteln Sie den inneren Wert von Optionen wie folgt:

  • Kurs des Basiswertes – Basispreis (Strike) bei einer Call-Option
  • Basispreis (Strike) – Kurs des Basiswertes bei einer Put-Option

Den inneren Wert möchten wir kurz an einem Beispiel verdeutlichen. Nehmen wir an, dass Sie eine Call-Option besitzen und der Strike bei 40 Euro liegt. Der Kurs der Aktie als Basiswert notiert momentan bei 45 Euro. Mittels der zuvor aufgeführten Berechnung ermittelt Sie einen inneren Wert der Option in Höhe von fünf Euro.

Dass die Option überhaupt einen inneren Wert hat, hängt damit zusammen, dass der Strike niedriger als der aktuelle Kurs des Basiswertes ist, die Option somit im Geld liegt. Würde der Kurs der Aktie hingegen nicht bei 45, sondern beispielsweise bei 38 Euro notieren, hätte die Option keinen inneren Wert mehr, sondern lediglich noch einen Zeitwert.

Was ist der Zeitwertfall und wie profitieren Trader?

Der Zeitwert eine Option nimmt während der Restlaufzeit des Derivates ab. Das wird als Zeitwertverfall bezeichnet, den es bei jeder Option gibt. Umso geringer die Restlaufzeit der Option noch ausfällt, desto mehr beschleunigt sich der Zeitwertfall. Wie zuvor erwähnt, wird dieser anhand der Kennzahl Theta gemessen. In welchem Umfang der Zeitwertverfall eintritt, hängt insbesondere davon ab, wie sich der aktuelle Kurs des Basiswertes im Vergleich zum Basispreis (Strike) der Optionen verhält.

In der Hinsicht gibt es die folgenden drei Möglichkeiten:

  • Option im Geld („in the money“)
  • Option am Geld („at the money“)
  • Option aus dem Geld („out of the money“)

Besonders deutlich ist der Zeitwertverfall bei Optionen, die sich am Geld befinden. Das heißt, dass der aktuelle Kurs des Basiswertes sehr nahe am Strike der Option liegt. Geringer ist der Zeitwertfall, wenn die Option (deutlich) im Geld oder aus dem Geld ist. Die Besonderheit bei Optionen, die aus dem Geld sind, besteht darin, dass diese nur noch einen Zeitwert besitzen und keinen inneren Wert mehr haben.

Tendenziell ist der Zeitwertverfall für Trader meistens negativ, weil die Option an Wert verliert. Es gibt allerdings auch einige Optionsstrategien, bei denen Trader sogar vom Zeitwertfall profitieren können. Das sind allerdings nicht die Inhaber einer Option, sondern stattdessen die Verkäufer, die sogenannten Stillhalter.

Wenn Sie als Stillhalter eine Option kaufen und diese sich aus dem Geld befindet, kommt Ihnen der Zeitwertverfall zugute. Wird die Option am Verfallstag aller Voraussicht nach wertlos, behalten Sie die gesamte Optionsprämie und haben einen Gewinn erzielt.