Indexzertifikate – einfach erklärt | Chancen, Risiken & Tipps

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Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste zu Indexzertifikaten

  • Kennzeichnend für Indexzertifikate ist, dass sie den Wert eines zugrunde liegenden Index im Verhältnis 1:1 abbilden.
  • Grundvoraussetzung für den Kauf der Indexzertifikate sollte sein, dass Sie von einer positiven Entwicklung des Basisindex ausgehen.
  • Zu den beliebtesten Indexzertifikaten zählen solche, die sich unter anderem auf den DAX, den Dow Jones oder den S&P 500 Index beziehen.
  • Mit dem Indexzertifikat investieren Sie mit breiter Diversifikation in den Markt, zum Beispiel indirekt in die 40 Aktien aus dem DAX.
  • Da Indexzertifikate zu den Schuldverschreibungen zählen, sind sie mit einem Emittentenrisiko behaftet.

Zertifikate gibt es am Markt in sehr unterschiedlichen Varianten. Dazu zählen unter anderem Indexzertifikate, welche die Wertentwicklung des zugrunde liegenden Index abbilden. Wir möchten im Beitrag näher erläutern, worum es sich beim Indexzertifikat handelt und wie diese Zertifikate funktionieren. Sie erfahren ferner etwas zu den Vor- und Nachteilen der Indexzertifikate, für wen sie sich eignen und wir stellen diese Zertifikate die ETFs als mögliche Alternative gegenüber.

Was ist ein Indexzertifikat?

Wie bei jedem Zertifikat, handelt es sich auch beim Indexzertifikat um eine Schuldverschreibung, die vom Emittenten ausgegeben wird. Das passiert in aller Regel durch Banken, die solche Indexzertifikate ausgeben. Charakteristisch für die Zertifikaten ist, dass die Wertentwicklung eines Index im Verhältnis 1:1 wiedergegeben wird. Anleger müssen also zum Beispiel bei einem Indexzertifikat, welche sich auf einen Aktienindex bezieht, nicht die einzelnen Aktien erwerben. Stattdessen können sie breit diversifiziert in den gesamten Index Geld anlegen.

Kennzeichnend für das Indexzertifikat ist ferner, dass dessen Laufzeit normalerweise nicht begrenzt ist. Damit unterscheiden sich Indexzertifikate durchaus von einigen anderen Zertifikaten. Zusammengefasst charakterisieren sich Indexzertifikate durch die folgenden Eigenschaften:

  • Wertentwicklung eines Index 1:1 wird abgebildet
  • Meistens keine Laufzeitbegrenzung
  • Emittentenrisiko, da Schuldverschreibung
  • Aktien-, Rohstoff- oder andere Indizes als Basis

Wie funktioniert ein Indexzertifikat?

Grundlage für Funktionsweise von Indexzertifikaten ist, dass die Wertentwicklung des Index im Verhältnis 1:1 abgebildet wird. Allerdings weist jedes Indexzertifikat ein sogenanntes Bezugsverhältnis auf. Damit ist festgelegt, in welchem Verhältnis der Wert des Indexzertifikates im Vergleich zum Stand des Index notiert. Dazu ein Beispiel:

  • Indexzertifikat mit Basis DAX
  • Bezugsverhältnis: 1:100
  • DAX Punktestand: 17.500
  • Wert Index Zertifikat: 175 Euro

Aufgrund des Bezugsverhältnisses von 1:100 hat das Indexzertifikat also einen Wert im Verhältnis zum Indexstand, der einem 1/100 entspricht. Wenn Sie der Auffassung sind, dass sich der Deutsche Aktienindex von seiner Performance her zukünftig positiv entwickeln wird, ist das eine Situation, in der Sie ein solches Indexzertifikat erwerben können. Sie würden dann Ihrer Bank oder Ihrem Broker einen entsprechenden Auftrag erteilen, genauso, als wenn Sie zum Beispiel Aktien oder andere Wertpapiere erwerben.

Der Emittent des Indexzertifikates öffnet gegenüber dem Käufer keine Gegenposition, sondern nimmt eine Absicherung vor. Das funktioniert in aller Regel dadurch, dass er den Basiswert kauft. Das wiederum wird in aller Regel nicht durch ein Direktkauf von Aktien oder Rohstoffen praktiziert, sondern stattdessen erwirbt der Emittent im Beispielfall einen DAX Future.

Basket-Zertifikate als mögliche Alternative

Eine mögliche Alternative zu Indexzertifikaten sind die sogenannten Basket-Zertifikate. Basiswert ist in dem Fall nicht der gesamte Index, sondern stattdessen beispielsweise ein Korb (Basket) mit einer Reihe von ausgewählten Aktien. Davon abgesehen funktionieren Basket-Zertifikate jedoch nahezu identisch wie Indexzertifikate.

Eine mögliche Alternative zu Indexzertifikaten sind die sogenannten Basket-Zertifikate. Basiswert ist in dem Fall nicht der gesamte Index, sondern stattdessen beispielsweise ein Korb (Basket) mit einer Reihe von ausgewählten Aktien. Davon abgesehen funktionieren Basket-Zertifikate jedoch nahezu identisch wie Indexzertifikate.

Welche Vorteile haben Indexzertifikate?

Ob sie sich für Indexzertifikate oder andere Zertifikate entscheiden, sollten Anleger unter anderem von den Vor- und Nachteilen beim Indexzertifikat abhängig machen. Die wichtigsten Vorzüge der Zertifikate, die Indizes als Grundlage haben, sind:

  • Leichte Abbildung der Märkte
  • Meistens keine begrenzte Laufzeit
  • Bestens für längerfristiges Investment geeignet
  • Vergleichsweise breite Diversifikation senkt Risiken
  • Börsentäglicher Kauf und Verkauf möglich
  • Mit Indexzertifikaten an der Wertentwicklung von Aktien oder anderen Basiswerten profitieren

Als weiterer Vorteil ist zu nennen, dass – bei positiver Wertentwicklung des Index – die Indexzertifikate durchaus mit einer interessanten Rendite ausgestattet sein können. Wenn Sie zum Beispiel Anfang des vergangenen Jahres (2023) ein Indexzertifikat mit dem DAX als Basisindex gekauft hätten, läge die Rendite Ende 2023 bei rund 20 Prozent.

Welche Risiken haben Indexzertifikate?

Neben den Vorteilen haben Indexzertifikate ebenfalls einige Nachteile und Risiken, die wir nicht außer Acht lassen möchten. Das sind insbesondere:

  • Emittentenrisiko
  • Kursrisiko
  • Währungsrisiko bei ausländischen Aktien Indizes
  • Keine Ausschüttungen an Anleger
  • Höhere Spreads (Kosten) möglich

Die zwei wesentlichen Nachteile bei einem Indexzertifikat sind sicherlich zum einen das Emittenten- und zum anderen das Kursrisiko. Mit dem Risiko des Emittenten ist gemeint, dass dieser insolvent werden könnte. Das wiederum beinhaltet für Anleger die große Gefahr, dass die Zertifikate nicht mehr zurückgezahlt werden können. Schmerzliche Erfahrungen in der Hinsicht mussten Anleger zum Beispiel mit dem Beginn der Finanzkrise 2008 machen, als nämlich die amerikanische Lehman Brothers Bank zahlungsunfähig wurde. Der Großteil der Inhaber von Zertifikaten der Bank erhielt damals das investierte Kapital nicht zurück.

Das Kursrisiko besteht bei Indexzertifikaten darin, dass sich der zugrunde liegende Aktienindex negativ entwickeln könnte. Dieses Risiko ist vorhanden, weil die Indexzertifikate den Kurs des Basiswertes mit seiner Entwicklung 1:1 abbilden, also bei einer sinkenden Performance an Wert verlieren. Das gilt unabhängig davon, auf welche Art Index sich die Zertifikate beziehen und es sich dementsprechend zum Beispiel um Rohstoffe, Aktien oder Devisen handelt.

Anlage in Indexzertifikate: Ein Beispiel aus der Praxis

Zum noch besseren Verständnis von Indexzertifikaten möchten wir Ihnen kurz ein Beispiel aus der Praxis geben. Wir nehmen an, dass eine Bank ein Indexzertifikat auf den Deutschen Aktienindex aufgelegt hat und Sie als Anleger gerne 10.000 Euro investieren möchten. Der Verkauf des Zertifikates soll nach einem Jahr stattfinden, natürlich möglichst mit einem Gewinn. Bei Ausgabe des Indexzertifikates notierte der Deutsche Aktienindex bei 15.000 Punkten. Nach einem Jahr ist er auf 16.500 Punkte gestiegen, hat und somit eine Performance von zehn Prozent erzielt. Für Sie bedeutet das, dass Sie einen Gewinn von 1.000 Euro realisieren können, wenn Sie Indexzertifikate verkaufen. Die Zahlen zum Beispiel noch einmal im Überblick:

  • Indexzertifikat auf den DAX
  • Investitionssumme: 10.000 Euro
  • DAX-Stand bei Kauf des Zertifikates: 15.000 Punkte
  • DAX-Stand bei Verkauf: 16.500 Punkte
  • Performance: 10 Prozent
  • Gewinn: 1.000 Euro

Für wen eignen sich Indexzertifikate?

Indexzertifikate eignen sich sehr gut für Anleger, die nicht in viele Einzelwerte, zum Beispiel Aktien, Rohstoffe oder Devisen, sondern breit gestreut in einen Markt investieren wollen. Zudem sind Indexzertifikate sehr transparent, weil sie die Kursentwicklung des Basisindex im Verhältnis 1:1 abbilden. Die Laufzeit ist normalerweise unbegrenzt, sodass diese Zertifikate für Anleger geeignet sind, die langfristig investieren möchten. Das ist mit einem relativ geringen Kapitaleinsatz möglich, denn aufgrund des Bezugsverhältnisses kosten Indexzertifikate deutlich weniger, als wenn Sie direkt in die einzelnen Werte aus dem Index investieren.

Wo und wie handele ich Indexzertifikate?

Wenn Sie Indexzertifikate handeln möchten, dann gibt es dazu mehre Möglichkeiten:

  • Handel an der Börse
  • Außerbörslichen Handel
  • Kauf direkt beim Emittenten

In den meisten Fällen werden Anleger Indexzertifikate an der Börse kaufen und verkaufen. Der Preis richtet sich stets nach Angebot und Nachfrage bzw. danach, wie sich der zugrunde liegende Index entwickelt. Aber auch ein Kauf und Verkauf im sogenannten OTC-Bereich (außerbörslichen Handel) ist direkt zwischen den Banken oder Brokern möglich. Alternativ können Sie die Zertifikate direkt beim Emittenten kaufen, der die Zertifikate ebenso „zurücknehmen“ muss.

Kosten reduzieren durch den OTC-Handel

Normalerweise ist es etwas günstiger, wenn Sie Indexzertifikate außerbörslich statt über die Börse handeln. Auf jeden Fall entfallen auf diese Weise die Börsenplatzentgelte, sodass Ihre Rendite eventuell beim außerbörslichen Handel etwas höher ausfallen kann.

Worauf ist bei der Wahl der Indexzertifikate zu achten?

Wenn Sie sich für Indexzertifikate entscheiden, sollten Sie auf einige Punkte achten. Zunächst geht es um die Auswahl des Marktes, also, ob Sie beispielsweise über das Indexzertifikat breiter gestreut in Aktien, Devisen oder Rohstoffe investieren möchten. Darüber hinaus sollten Sie sich bei den infrage kommenden Indexzertifikaten über die folgenden Einzelheiten bei der Auswahl informieren:

  • Handelt es sich beim Index um einen Preis- oder Performanceindex?
  • Wie umfangreich fällt die Diversifikation aus (Wie viele Basiswerte enthält der Index)?
  • Wie hoch ist das Marktrisiko?
  • Wie groß ist das Emittentenrisiko?

Wenn Sie zum Beispiel möglichst sicher investieren möchten, sollten Sie darauf achten, dass der Emittent eine relativ gute Bonität aufweist. Das können Sie zum Beispiel anhand von Ratings feststellen, die durch die Rating-Agenturen veröffentlicht werden. Zudem sollten Sie einen Blick auf eine eventuelle Laufzeitbegrenzung haben. Es gibt an den Märkten einige, wenn auch wenige, Indexzertifikate, die zu einem bestimmten Zeitpunkt fällig werden.

Indexzertifikate vs. ETFs – Was ist besser?

Neben Indexzertifikaten können Sie auch mit ETFs, den sogenannten Indexfonds, einen Markt und damit einen Index nachbilden lassen und auf diese Weise breit gestreut investieren. Deshalb ist es interessant, die Unterschiede zwischen Indexzertifikaten und ETFs zu kennen, um sich für eine der zwei Varianten zu entscheiden. Die wichtigsten Differenzen und Gemeinsamkeiten können Sie der nachfolgenden Tabelle im Hinblick auf die jeweiligen Eigenschaften entnehmen.

EigenschaftenIndexzertifikateETFS
Art des BasiswertesIndexIndex
EmittentenrisikoJaNein
HandelbarBörse / OTCBörse / OTC
Performance1:1 an Index gekoppelt1:1 an Index gekoppelt
SparplanNeinJa
RiesterfähigNeinJa
Laufzeitmeistens unbegrenztimmer unbegrenzt
KursrisikoJaJa
AusschüttungenNeinJa
Liquidität beim Handelmittelhoch
Kostenmeist günstiger (als ETFs)meist etwas höher (als Zertifikate)