ETF Kosten: Mit diesen Gebühren müssen Sie rechnen

ETF Kosten: Mit diesen Gebühren müssen Sie rechnen
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Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste in Kürze

  • Mit dem Kauf und Verkauf von ETFs werden Gebühren fällig
  • Die TER (Total Expense Ratio) bietet eine gute Vergleichsbasis für die laufenden Kosten
  • Einen guten Überblick über die Gesamtkosten eines ETFs bietet die Kosteninformation
  • ETFs haben gegenüber aktiv gemanagten Fonds Kostenvorteile, die letztlich auch zu tendenziell höheren Renditen führen
  • Es gibt grobe Faustregeln, mit denen Anleger Kosten sparen können

Wer in ein umfassendes und breit diversifiziertes Aktienportfolio investieren möchte, ohne die einzelnen Aktien selbst zu halten, kann sehr einfach und effizient in Fonds und ETFs anlegen. Dies ist jedoch mit verschiedenen Kosten verbunden, die vor allem für Neueinsteiger nicht einfach zu überblicken sind. Wir entwirren das Gebührendickicht und klären, welche Kosten und Gebühren für Privatanleger relevant sind.

Welche Kosten fallen bei ETFs an?

Beim Investieren in ETFs gibt es tatsächlich eine Vielzahl an Kosten und Gebühren, die fällig werden können. Wir wollen sie im Folgenden im Detail besprechen:

  • Gesamtkostenquote (TER)
  • Transaktionskosten
  • Performance Fee
  • Ordergebühr
  • Handelsplatzgebühr
  • Courtage
  • Spread
  • Ausgabeaufschlag
  • Depotgebühren
  • Abgeltungssteuer

Gesamtkostenquote (TER)

Für die Gesamtkostenquote wird die Abkürzung TER verwendet. Sie steht für Total Expense Ratio und bezeichnet die laufenden Kosten eines Investmentfonds oder ETFs (Vorschlag: Artikel zur TER verlinken). Die TER wird in Prozent angegeben und bezieht sich immer auf ein Jahr. Im Wesentlichen besagt sie, in welchem prozentualen Ausmaß die Rendite durch die Kosten geschmälert werden.

Was bedeutet eine TER von 0,20 Prozent?

Die TER des iShares Core MSCI World UCITS ETFs (WKN: A0RPWH) beträgt 0,20 % p. a. Hat man beispielsweise 10.000 Euro in diesen ETF investiert, so beträgt die jährliche Gesamtkostenquote 20 €.

Als Privatanleger bekommt man den Abzug dieser Kosten üblicherweise nicht mit, denn sie wird von der Fondsgesellschaft täglich aus dem Fondsvolumen entnommen. Die TER schmälert also die jährliche Rendite und wird deshalb auch Effektivkostenquote genannt.

Zur TER zählen beispielsweise die Verwaltungsgebühren, Lizenzgebühren, Marketingkosten, Depotgebühren für die Verwahrung der Wertpapiere des Fonds und die Mehrwertsteuer.

Transaktionskosten

Transaktionskosten von Seiten der Fondsgesellschaft fließen üblicherweise nicht in die TER mit ein, da sie variabel sind. In manchen Jahren müssen die Fondsbetreiber mehr Wertpapiere kaufen und verkaufen, in anderen Jahren weniger. Je nachdem sind auch die Transaktionskosten in einem Jahr höher, in einem anderen Jahr niedriger.

Performance Fee

Bei manchen aktiv gemanagten Fonds wird eine Performance Fee fällig. Sie ist eine Art Erfolgshonorar für den Fondsmanager, das unterschiedlich definiert sein kann. Bei ETFs gibt es keine Performance Fee, da sie lediglich einen Index abbilden und kein aktives Fondsmanagement haben.

Ordergebühr

Auf Anlegerseite gibt es schließlich die Ordergebühren, die der Depotanbieter in Rechnung stellt. Jeder Kauf und Verkauf von Wertpapieren ist mit Gebühren verbunden. Dabei gibt es verschiedene Gebührenmodelle, von günstig bis teuer. Manche Depotbanken kassieren dafür einen festen Betrag, andere wiederum machen die Höhe der Ordergebühr von der Höhe der Investitionssumme abhängig.

Beispiel:

Im Preis- und Leistungsverzeichnis einer Depotbank heißt es:

„4,90 Euro Grundentgelt + 0,25 % Orderprovision (vom Ordervolumen), mindestens jedoch 9,90 Euro und maximal 59,90 Euro, zzgl. 2,50 Euro Handelsplatzentgelt.“

Beträgt der Orderpreis beispielsweise 10.000 Euro, so setzt sich die Ordergebühr zusammen aus 4,90 Euro Grundentgelt + 25 Euro Orderprovision [10.000 x 0,25 %] + 2,50 Euro Handelsplatzentgelt = 32,40 Euro.

Handelsplatzgebühr

Beim Kauf eines Fonds oder ETFs kann eine Handelsplatzgebühr fällig werden. Sie hängt vom jeweiligen Handelsplatz ab, über den der Kauf oder Verkauf getätigt wird. Sie ist im obigen Rechenbeispiel bereits berücksichtigt.

Kauft man ETF- oder Fonds-Anteile über den Direkthandel, so entfällt die Handelsplatzgebühr oftmals. (Vorschlag: Artikel zu Direkthandel verlinken)

Courtage

Die Courtage („Börsenentgelt“) wird von den Börsenbetreibern dafür erhoben, dass sie den Handel organisieren. Sie muss nicht immer in der vollen Höhe bezahlt werden bzw. wird die Courtage nicht immer an den Anleger in voller Höhe weitergegeben. Ob dies der Fall ist, erfährt man im Preis- und Leistungsverzeichnis des Depotanbieters. Was man dort allerdings nicht notwendigerweise erfährt, ist die genaue Höhe. Beim Direkthandel entfällt die Courtage.

Spread

Der Spread („Bid-Ask-Spread“) bzw. die Handelsspanne bezeichnet die Differenz zwischen dem Verkaufs- und Ankaufskurs bzw. zwischen dem Geld- und Briefkurs. Je mehr Angebot und Nachfrage es zu einem Wertpapier gibt, umso enger wird diese Spanne sein. Ein kleiner Spread ist für Anleger grundsätzlich von Vorteil. Handelt man innerhalb der regulären Öffnungszeiten der Referenzbörsen, so sind die Spreads üblicherweise am günstigsten. Die deutsche Leitbörse Xetra hat wochentags von 9:00 bis 17:30 Uhr geöffnet.

Was ist der Unterschied zwischen Geldkurs und Briefkurs?

Der Geldkurs ist der Betrag, den man als Anleger bekommt, wenn man einen ETF-Anteil oder ein anderes Wertpapier verkaufen möchte. Er stellt also den Nachfragepreis für ein Wertpapier dar („Bid“).Der Briefkurs ist der Betrag, den man als Anleger bezahlen muss, wenn man einen ETF-Anteil oder ein anderes Wertpapier kaufen möchte. Es handelt sich somit um den Angebotspreis für ein Wertpapier („Ask“).

Ausgabeaufschlag

Werden Fondsanteile direkt von der Fondsgesellschaft erworben, so wird zusätzlich üblicherweise ein Ausgabeaufschlag fällig. Dieser kann bei aktiv gemanagten Fonds mit 3 bis 5 Prozent der Kaufsumme durchaus hoch zu Buche schlagen. Manche Fonds berechnen keinen Ausgabeaufschlag. In den meisten Fällen wird man als Anleger jedoch mit dem Kauf an der Börse oder im Direkthandel günstiger fahren.

Depotgebühren

Manche Depotanbieter berechnen immer noch Depotgebühren. Es handelt sich dabei um eine Gebühr, die man an die Depotbank für die Verwahrung der Wertpapiere bezahlt. Die kostenlose Depotführung ist jedoch mittlerweile zum Standard geworden. Anleger sollten sich daher für ein Depot bei einem Anbieter entscheiden, der keine Depotgebühren verlangt bzw. gegebenenfalls ein bereits bestehendes Depot zu einem anderen Anbieter übertragen.

Abgeltungssteuer

Verkauft man ETF-Anteile mit Gewinn, so werden von der Depotbank automatisch 25 Prozent Abgeltungssteuer abgezogen und an das Finanzamt weitergegeben. Seit 2018 gibt es jedoch Steuerfreiheit auf einen Teil der Gewinne (Vorschlag: H2 „Müssen die Gewinne aus dem Fondsverkauf versteuert werden?“ aus dem Artikel zu „Fonds verkaufen“ verlinken).

Wie hoch sind die Kosten bei ETFs?

Die TER bei ETFs liegt meist im Bereich zwischen 0,10 % und 0,50 % p. a. Bei aktiv gemanagten Fonds liegt sie meist über 1 %. Die niedrigeren Kosten sind letztlich auch der Hauptgrund für die Überlegenheit von ETFs gegenüber aktiv gemanagten Investmentfonds. Je länger die Haltedauer eines Fonds ist, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Kosten für ein aktives Fondsmanagement nicht bezahlt machen.

Die TER stellt üblicherweise eine gute Vergleichsbasis dar. Allerdings sollte man auch Vorsicht walten lassen und eine niedrige TER nicht als alleiniges Auswahlkriterium heranziehen. Eine niedrigere TER bedeutet nämlich nicht automatisch eine höhere Wertentwicklung. Es gibt durchaus teurere ETFs, die höhere Renditen erwirtschaften und die höheren Kosten dadurch wieder wettmachen.

Das ist der Anteil der in Europa beheimateten aktiv gemanagten Aktienfonds, die im Zeitraum von 2012 – 2022 unter der passiven Index-Benchmark lagen:

Kategorie/AnlageschwerpunktAnteil der aktiven Fonds
Aktien aus Industrieländern97,9 %
Aktien aus Schwellenländern96,1 %
Aktien aus Deutschland76,3 %

Woher weiß ich, welche Gesamtkosten bei ETFs anfallen?

Einen guten Überblick über die Gesamtkosten, die beim Investieren in ETFs anfallen, bietet die Kosteninformation. Diese muss der Depotanbieter mit Inkrafttreten der EU-Richtlinie Mifid-2 (Markets in Financial Instruments Directive II) im Jahr 2018 vor dem Kauf eines Wertpapiers vorlegen. Man erhält sie meist unmittelbar vor der Transaktion als PDF oder als Pop-Up.

In dieser Kosteninformation müssen sämtliche Kosten aufgelistet sein. Dies umfasst also alle Gebühren, die beim Kauf und Verkauf anfallen, sowie die laufenden Gebühren. Beachten Sie allerdings, dass der Depotanbieter nicht dazu verpflichtet ist, die Kosteninformation anhand der konkreten Anlagesumme zu berechnen. Es können auch fiktive Anlagebeträge wie etwa 10.000 Euro als Berechnungsgrundlage herangezogen werden. Gegebenenfalls müssen also die Kosten auf die eigene Anlagesumme umgerechnet werden.

Zudem sollte man beachten, dass sich die Kosten im Laufe der Zeit ändern können. So kann es vorkommen, dass die TER erhöht oder gesenkt wird. Aufgrund des mittlerweile großen Wettbewerbs unter den Fondsanbietern profitieren Privatanleger jedoch von tendenziell eher sinkenden Kosten. Natürlich können sich mit der Zeit auch die Transaktionsgebühren der Depotanbieter ändern.

Je länger die Haltedauer eines Wertpapiers, umso geringer werden die Ausstiegskosten letztlich sein, da sie auf mehrere Jahre verteilt deutlich weniger zu Buche schlagen. Es heißt nicht umsonst „Hin und her macht Taschen leer“, eine Aussage, auf die sich viele Buy-& Hold-Anleger gerne berufen.

Was kostet es, einen ETF zu verkaufen?

Da der Prozess für Depotanbieter derselbe ist, werden beim Verkauf eines ETFs (Vorschlag: Artikel „Fonds verkaufen“ verlinken) grundsätzlich dieselben Gebühren fällig wie beim Kauf. Allerdings besteht ein wichtiger Unterschied zu Käufen über Sparplänen. Hier gelten üblicherweise andere Konditionen als bei Einmalkäufen. Meist sind diese deutlich günstiger, bei einigen Neobrokern werden sie sogar kostenlos angeboten.

Die Bezeichnung „kostenloser Sparplan“ kann allerdings etwas irreführend sein. Bei diesen Sparplänen entfallen üblicherweise die Kosten für den Kauf. Die laufenden Kosten und die Gebühren beim Verkauf fallen natürlich trotzdem an.

Da sich die Kosten für den Verkauf mit der Zeit ändern können, können Privatanleger eine Depotübertragung andenken, falls sich die Kostenstruktur des Depotanbieters besonders nachteilig entwickeln sollte. Der Bundesgerichtshof hat bereits im Jahr 2004 entschieden, dass Banken für die Übertragung von Wertpapieren keine Gebühren verlangen dürfen. Der Depotübertrag ist also grundsätzlich kostenlos. Allerdings kann der Depotanbieter Gebühren an den Anleger weitergeben, die er von Dritten in Rechnung gestellt bekommt, wie zum Beispiel mögliche Gebühren von der Verwahrstelle.

Wie kann man als Anleger Kosten bei ETFs sparen?

Privatanleger, die in Investmentfonds oder ETFs investieren wollen, können sich an bestimmte Faustregeln halten, um Kosten und Gebühren zu sparen:

  • Günstige Depotbank ohne Depotgebühr und mit günstiger Gebührenstruktur auswählen
  • Auf Spreads achten und möglichst innerhalb der regulären Börsenöffnungszeiten handeln
  • Mit Sparplänen zu günstigeren Konditionen handeln, als über Einmalkäufe
  • In ETFs anstelle von aktiv gemangten Fonds investieren
  • Bei sonst gleichen Merkmalen die kostengünstigeren ETFs auswählen
  • Depotübertrag andenken, wenn Gebühren steigen oder eine andere Depotbank bessere Konditionen anbietet
  • Kosteninformation beachten, um einen Überblick über die Gesamtkosten zu erhalten