Fonds: Das sind die 7 wichtigsten Auswahlkriterien

Fonds: Das sind die 7 wichtigsten Auswahlkriterien
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Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste in Kürze

  • Es gibt verschiedenste Fondstypen für die Vermögensbildung
  • Die enorme Fülle an verfügbaren Investmentfonds macht die Auswahl zu einer schwierigen Aufgabe
  • Anleger sollten mithilfe bestimmter Grundsatzfragen ihre persönlichen Anlagekriterien definieren
  • Ein Katalog an Auswahlkriterien erleichtert die Auswahl geeigneter Fonds

Privatanleger haben beim Vermögensaufbau mit Investmentfonds die Qual der Wahl. Im Jahr 2023 gibt es weltweit etwa 110.000 investierbare Fonds. Zum Ende des 1. Quartals 2023 wurden weltweit knapp 47.000 Aktienfonds verwaltet. Das sind deutlich mehr Fonds, als es börsennotierte Aktien gibt. Damit die Auswahl etwas leichter fällt, haben wir die häufigsten Arten von Investmentfonds sowie die wichtigsten Auswahlkriterien für Sie zusammengestellt.

Welche Arten von Fonds gibt es?

Es gibt verschiedene Arten von Investmentfonds. Die folgenden Fondstypen zählen dabei zu den wichtigsten:

Aktienfonds

Sie investieren beinahe ausnahmslos in Aktien, weisen üblicherweise ein höheres Risiko im Vergleich zu Anleihen- oder Mischfonds auf und erzielen langfristig die attraktivsten Renditen. Bei aktiv gemanagten Fonds kümmert sich ein Fondsmanagement um die Aktienauswahl und trifft die Entscheidungen über das richtige Timing.

Aktienfonds können stark diversifiziert sein und kleine bis große Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen, Regionen und Ländern beinhalten. Daneben existiert eine Vielzahl ein spezifischen und weniger diversifizierten Fonds, die sich nur auf einzelne Regionen, Länder, Branchen, Themen oder Trends konzentrieren.

Anleihenfonds

Anleihenfonds werden etwas veraltet auch noch als Rentenfonds bezeichnet. Sie investieren hauptsächlich in Staatsanleihen und Unternehmensanleihen. Im Vergleich zu Aktienfonds weisen sie ein deutlich geringeres Risiko auf und erzielen daher in der Regel auch geringere Renditen. In einem gemischten Portfolio erfüllen sie häufig den Zweck eines Sicherheitsankers, der die Volatilität des Gesamtportfolios reduziert.

Mischfonds

Diese Art von Fonds beinhaltet mehrere Anlageklassen, wie Aktien, Anleihen, Immobilien oder Rohstoffe. Sie werden häufig auch als „Multi-Asset-Fonds“ bezeichnet.

Dachfonds

Im Vergleich zu einem Mischfonds investiert ein Dachfonds nicht direkt in Aktien oder Anleihen, sondern in andere Fonds. Das Management von Dachfonds setzt sich zum Ziel, besonders gute Fonds auszuwählen, was aufgrund der „doppelten Verpackung“ jedoch üblicherweise zu höheren Kosten für Anleger führt.

Hedgefonds

Hedgefonds weisen in der Regel ein sehr vielfältiges Portfolio auf, da sie neben Aktien, Anleihen und Rohstoffen oftmals auch Derivate, Devisen und Unternehmensbeteiligungen umfassen. Sie sind meist mit relativ hohen Gebühren und Gewinnbeteiligungen der Fondsgesellschaft verbunden.

ETFs und Indexfonds

Klassische Indexfonds und börsengehandelte Indexfonds (ETFs) sind das passive Pendant zu konventionellen Investmentfonds. Sie bilden lediglich einen Index ab und sind durch das Entfallen des Fondsmanagements deutlich kostengünstiger als aktiv gemanagte Investmentfonds.

Offene Immobilienfonds

Offene Immobilienfonds sind Direktanlagen in ein Portfolio aus Gewerbeimmobilien (meist Hotels, Einkaufszentren oder Bürogebäude). Immobilienaktien-ETFs bzw. REITs (Real Estate Investment Trusts) sind kostengünstigere und aufgrund besserer Diversifikation weniger riskante Alternativen zu offenen Immobilienfonds.

Welcher Fonds ist für mich der richtige? 5 Grundsatzfragen

Durch die enorm hohe Zahl an verfügbaren Investmentfonds, ist die Auswahl passender Fonds nicht gerade einfach. Es gibt einige allgemein gültige Auswahlkriterien. Zuvor sollten Anleger jedoch ihre persönlichen Anlagekriterien festlegen und die folgenden Fragen beantworten:

Wie lange soll das Geld veranlagt werden bzw. wie lange kann ich auf das investierte Kapital verzichten?

Je länger der Anlagehorizont, desto riskanter darf die Anlage sein und desto höher sollte der Anteil an Aktien/Aktienfonds sein.

Wieviel Risiko bin ich bereit einzugehen?

Je geringer die Bereitschaft, Risiken zu tragen und Wertschwankungen in Kauf zu nehmen, umso konservativer sollte die Fondsauswahl erfolgen. Der Anteil an Anleihenfonds sollte also entsprechend hoch, der Anteil an Aktienfonds hingegen eher niedrig sein. Aktienfonds sollten zudem möglichst breit diversifiziert sein.

Bevorzuge ich thesaurierende oder ausschüttende Fonds?

Es ist eine Grundsatzfrage, die jeder Anleger für sich selbst klären sollte: Bevorzugt man einen Fonds, der regelmäßig Dividendenerträge ausschüttet (ausschüttende Fonds) oder einen Fonds, der die Erträge regelmäßig und automatisch wiederveranlagt (thesaurierende Fonds)? Thesaurierende Fonds können vor allem für Langzeitanleger steuerliche Vorteile aufweisen, da die ausgeschütteten Erträge nicht sofort versteuert werden müssen. Zudem kann der Zinseszinseffekt bei der Thesaurierung seine volle Stärke entfalten.

Möchte ich ein aktives Fondsmanagement oder genügt mir ein passiver Indexfonds/ETF?

Fondsmanagements arbeiten nicht umsonst. Deshalb weisen aktiv gemanagte Fonds deutlich höhere Kosten auf als passive Indexfonds und ETFs. Je länger die Anlagedauer, desto geringer die Chance, dass sich die höheren Kosten von aktiv gemanagten Fonds durch höhere Renditen akkumulieren.

Worin möchte ich investieren?

Anleger sollten eine möglichst klare Vorstellung über die bevorzugte Anlagestrategie haben. Erst dann kann bei der Fondsauswahl überprüft werden, ob die Strategie des Fonds auch mit den eigenen Anlagezielen übereinstimmt.

Es sollte also im Vorfeld überlegt werden, welche Regionen bzw. welche Länder abgedeckt werden sollen und ob man eine Aufteilung zwischen Industrienationen und Schwellenländer vornehmen möchte. Weiters gilt es zu klären, ob der Fonds breit gestreut investieren oder ob er sich nur auf bestimmte Branchen, Themen oder Trends konzentrieren soll.

Weiters könnten sich Anleger fragen, ob sie einen Schwerpunkt auf Wachstumsunternehmen (Growth) oder auf Substanzwerte (Value) legen möchten, ob sie lieber auf Unternehmen mit hoher (Large Caps), mittlerer (Mid Caps) oder kleiner Marktkapitalisierung (Small Caps) setzen wollen, oder ob der Fonds einen ausgewogenen Mix über all diese Kategorien aufweisen sollte.

Auch könnte es für Anleger von Interesse sein, ob der Fonds bestimmte Nachhaltigkeitskriterien bei der Titelauswahl berücksichtigt.

Diese 7 Kriterien sollte man bei der Fondsauswahl beachtet

Hat man die persönlichen Anlagekriterien definiert und anhand der individuellen Anlageziele bereits eine erste Vorauswahl an Fonds getroffen, so können die folgenden 7 allgemein gültigen Kriterien und Kennziffern eine hilfreiche Entscheidungshilfe bei der konkreten Fondsauswahl sein.

1. Wertentwicklung in der Vergangenheit

Zwar lässt die vergangene Performance keine Rückschlüsse auf die zukünftige Wertentwicklung zu. Dennoch gibt sie Aufschluss darüber, wie gut die Fondsmanager in der Vergangenheit Entscheidungen getroffen hat, vor allem in Krisenzeiten.

Je länger der Betrachtungszeitraum ist, der für die Beurteilung herangezogen werden kann, desto besser. Er sollte jedoch mindestens 3 – 5 Jahre betragen, da sich kurzfristige Schwankungen sehr stark in der Performance niederschlagen. Hier können insbesondere Ratinglisten von Ratingagenturen hilfreich sein, sofern die Zeiträume ausreichend lange sind, auf denen die Ratings basieren.

2. Konsistenz der Wertentwicklung

Der Blick in die Vergangenheit lohnt sich auch, um einen Eindruck über die Konsistenz der Wertentwicklung zu erlangen. Insbesondere ist die Performance über verschiedene Marktphasen sehr aufschlussreich. Konnte ein Fonds über eine längere Zeit und über verschiedene Marktzyklen hinweg eine konstante Rendite erwirtschaften, so zeugt dies von hoher Kontinuität. Soll ein Fondsinvestment der Altersvorsorge dienen, so ist eine langfristige Beständigkeit ein wichtiges Auswahlkriterium.

Allerdings sollte auch beachtet werden, dass die Performance naturgemäß umso stärker schwankt, je höher der Aktienanteil im Fonds ist. Aktien sind deutlich volatiler als bspw. Anleihen, erzielen jedoch auf lange Sicht die höheren Renditen. Das Kriterium der Konsistenz der Wertentwicklung sollte also vor allem im Hinblick auf den Verwendungszweck und die geplante Haltedauer berücksichtigt werden.

Fonds, die in schwierigen Zeiten gegründet werden, performen besser

Eine Studie fand heraus, dass sich Fonds, die in unruhigen Börsenzeiten aufgelegt wurden, besonders gut entwickelt haben. Den Effekt konnte man für Aktien-, Anleihen-, als auch Mischfonds beobachten. Eine mögliche Erklärung dafür wäre, dass sich in Krisen immer auch sehr gute Investitionsmöglichkeiten ergeben.

3. Volatilität und Maximum Drawdown

Die Volatilität eines Investments gibt Aufschluss darüber, wie stark der Wert in der Vergangenheit um den Mittelwert geschwankt hat. Je höher die Volatilität, desto riskanter ist ein Investment einzustufen, wobei Risiko in diesem Sinne derart begründet wird, dass das veranlagte Geld im Falle von starken Abwärtsbewegungen dem Anleger nicht bzw. nur mit Verlusten zur Verfügung steht.

Gerne wird auch der Maximum Drawdown eines Fonds angegeben. Diese Kennziffer beschreibt den maximalen kumulativen Wertverlust des Fonds während eines definierten Zeitraums in der Vergangenheit. Die Kennzahl gibt somit Aufschluss über den historischen Worst Case des Investments. Auch wenn diese Annahme eine extrem pessimistische ist, so erfährt der Anleger nicht nur, wie stark dieser Fonds bereits in der Vergangenheit gefallen ist. Die Kennzahl ist außerdem ein Gradmesser für die Verlusttragfähigkeit eines Fonds.

4. Fondskosten

Sofern ein Investmentfonds nicht passiv gemanagt wird, ist davon auszugehen, dass mitunter hohe Kosten für das Fondsmanagement fällig werden. Auch der Ausgabeaufschlag (Agio) sowie ein eventueller Rückgabeaufschlag (Disagio) sollten berücksichtigt werden. Bei den Fondskosten gibt es üblicherweise gewaltige Unterschiede, und zwar sowohl zwischen den verschiedenen Fondstypen, als auch innerhalb eines Fondstyps. Um abzuschätzen, wie hoch die Gesamtkostenquote (TER) eines Fonds sein darf, können Sie sich an den folgenden Durchschnittswerten orientieren:

  • Aktienfonds: 1,3 % p. a.
  • Anleihenfonds: 0,7 % p. a. – 0,8 % p. a.
  • Geldmarktfonds: 0,5 % p. a.
  • Mischfonds: 0,8 % p. a. – 1,4 % p. a.
  • Immobilienfonds: 0,8 % p. a.
  • Aktien-ETFs: 0,2 % p. a. – 0,5 % p. a.

Auch beim Ausgabeaufschlag haben sich in der Praxis bestimmte durchschnittliche Gebührensätze etabliert:

  • Aktienfonds: 4 – 6 %
  • Rentenfonds: 2 – 4 %
  • Mischfonds: 4 – 6 %
  • Geldmarktfonds: 0 – 0,5 %
  • Offene Immobilienfonds: 5 %

Manche Fonds berechnen unter Umständen gar keinen Ausgabeaufschlag (sogenannte No-Load-Fonds). Dafür fällt jedoch oft die Managementgebühr etwas höher aus. Stehen mehrere Fonds zur Auswahl, sollte man sich unter sonst gleichen Bedingungen stets für die günstigsten Fonds entscheiden, da sich Fondskosten mit zunehmender Anlagedauer zu regelrechten „Renditekillern“ entwickeln können.

Für einen Überblick, welche vielfältigen Kosten bei Fonds anfallen können, empfehlen wir Ihnen, unseren Artikel zu diesem Thema zu lesen (Vorschlag: Artikel zu Fondskosten verlinken!)

5. Fondsvolumen und Mindestgröße

Besonders kleine Fonds können das Risiko bergen, irgendwann von der Fondsgesellschaft aus Gründen mangelnder Profitabilität liquidiert zu werden. Das ist in den meisten Fällen zwar kein Weltuntergang, für den Anleger aber dennoch etwas ärgerlich. Hierfür einen festen Schwellenwert zu definieren ist schwierig. Als grobe Faustregel können sich Anleger an einer Mindestgröße von 50 Millionen Euro orientieren, die ein Fonds aufweisen sollte.

Kleinvolumige Fonds werden an der Börse zudem entsprechend seltener gehandelt. So kann es für Anleger unter Umständen zu Verzögerungen kommen, wenn er dringend Geldmittel benötigt und die Fondsanteile zurückgeben bzw. verkaufen möchte.

6. Diversifikation

Hat man sich für ein bestimmtes Fondssegment entschieden und mehrere Fonds in der engeren Auswahl, sollte man sich bei sonst gleichen Bedingungen für jene Fonds mit der besten Diversifikation bzw. der breitesten Streuung entscheiden. Diversifikation bzw. Streuung eliminiert jene Risiken, die nicht mit einer höheren Rendite belohnt werden. Dazu zählen bspw. Klumpenrisiken, die durch eine zu starke Konzentration des Fondsportfolios entstehen.

7. Interessenskonflikte

Dieses Kriterium ist vor allem für Privatanleger relevant, die sich bei der Fondsauswahl beraten lassen. Sofern es sich um keinen unabhängigen Finanzberater handelt, der lediglich für seine Beratungszeit bezahlt wird, besteht grundsätzlich die Gefahr von Interessenskonflikten.

Gerade Bankberater neigen dazu, Hausmarken als vermeintliche Schnäppchen zu verkaufen. Sofern ein Berater dazu angehalten ist, hausinterne Produkte bevorzugt anzubieten oder Provisionen zu kassieren, muss davon ausgegangen werden, dass die Interessen des Anlegers nicht die oberste Priorität bei der Fondsberatung haben. Eine eigenständige Recherche ist in solchen Fällen daher unbedingt anzuraten.