Deflationsspirale: Die Angst vor fallenden Preisen

Menschenpuppen zwischen Geldscheinen
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Von einer Deflationsspirale ist dann die Rede, wenn eine wirtschaftliche Abwärtsbewegung mit einer sinkenden Nachfrage nach Wirtschaftsgütern und einer verstärkten Sparneigung bei Konsumenten einhergeht.

Zwar versuchen Unternehmen mit Preissenkungen, Rabatten und Sonderaktionen die Nachfrage anzukurbeln, dies bleibt aber meist ohne Erfolg. Die Abwärtsbewegung geht in eine neue Runde.

Warum? Weil der Kunde von weiter sinkenden Preisen und Löhnen ausgeht und daher Anschaffungen in die Zukunft verschiebt.

Deflationsspirale in der Praxis: Lebensmittel zum Schleuderpreis

In den Discount-Märkten tobt seit Jahren ein Preiskampf zwischen den großen Anbietern wie Lidl, Aldi, Netto, Rossmann oder dm. In den Prospekten werben die Discounter mit hohen Preisnachlässen von 20 bis 30 Prozent für bestimmte Produkte.Dabei kann der Konsument immer wieder den gleichen Ablauf beobachten:

Ist das eine Produkt zum Beispiel beim Lebensmittelhändler Lidl im Angebot, dauert es nicht lange und es gibt das gleiche Produkt Wochen später bei Rewe oder Netto für den gleichen Preis oder günstiger.

Der Konsument muss also nur warten, bis die nächste Sonderaktion läuft. Zum normalen Preis wird gar nicht mehr gekauft. Der Käufer kann sich sicher sein, das Produkt Wochen später wieder zum günstigeren Preis zu bekommen.

Teufelskreis sinkender Löhne und geringerer Investitionen

Investmentprofis wie George Soros warnen seit Jahren vor dieser Entwicklung und der Gefahr einer Deflationsspirale in Europa. Der Hedgefonds-Veteran verweist dabei auf die Sparmaßnahmen der europäischen Staaten, um die Schulden in den Griff zu bekommen. Doch in Verbindung mit einem niedrigen Wirtschaftswachstum führt diese Entwicklung oft zu einem Teufelskreis.

So richtig in Gang kommt die Deflationsspirale, wenn zu den sinkenden Preisen die Angst um den eigenen Arbeitsplatz hinzukommt. Dadurch werden die Käufer zurückhaltender und der Konsum wird abermals weiter eingeschränkt, wodurch sich das Wirtschaftsklima noch weiter verschlechtert.

Unternehmen investieren in Erwartung einer schwächeren Konjunktur weniger, bauen Arbeitsplätze ab, die Einkommen der Arbeitnehmer sinken. Banken und Kreditinstitute schränken Kredite ein, was wiederum die Geldmenge verringert und das Wirtschaftswachstum hemmt.

Dieser Teufelskreis wird allgemein als Deflationsspirale bezeichnet. Bei einer Deflationsspirale besteht die große Gefahr, dass diese in einer wirtschaftlichen Depression mündet.

Was tun bei einer Deflationsspirale?

Nachdem bereits Japan seit Jahrzehnten in der „Deflationsspirale“ gefangen ist, zeichnen sich ähnliche Tendenzen auch in einigen Staaten Europas und auch in Deutschland ab.

Das große Problem: Die Deflationsspirale ist durch wirtschaftspolitisches Handeln kaum zu bremsen.

Daher versucht die EZB (Europäische Zentralbank) die Geldmenge zu erhöhen. Niedrige Leitzinsen und direkte Wertpapierkäufe sind dabei ihre Hauptinstrumente. Alles mit dem Ziel, die der Wirtschaft zur Verfügung stehende Geldmenge zu erhöhen und so die Nachfrage anzukurbeln.

Bisher führt das in der Hauptsache zu steigenden Kursen am Rentenmarkt und vor allem bei den Aktien.

Bisher steht die Eurozone „nur“ am Rand zu einer echten Deflation. Ob es der Wirtschafts- und Geldpolitik dauerhaft gelingt, eine Deflation zu verhindern und welche Folgen das haben wird, ist noch völlig offen.

Den besten Schutz vor Deflation für Anleger sehen Branchenexperten dagegen bei Aktien von Versorgern, Lebensmittelfirmen und Pharmafirmen – deren Produkte werden auch in einer schwächeren Konjunkturphase gekauft.

Auch Immobilien bieten nicht zwangsläufig einen Schutz vor Deflation. Firmen mieten weniger Büroräume oder Lagerhallen an, wenn die Konjunktur nicht läuft und der Wert der Immobilie sinkt.

Bei einer Deflation werden Bargeld und festverzinsliche Anlagen im Allgemeinen als die beste Anlage erachtet.