Leitzins: Der Verlauf seit der Euroeinführung

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Er ist einer der wichtigsten Faktoren der Zentralbanken weltweit: Der Leitzins. Der Verlauf dieses Zinssatzes seit der Einführung des Euros gleicht einer wilden Achterbahnfahrt. Mit dem Begriff Leitzins ist dabei meist der Hauptrefinanzierungssatz gemeint. Dieser gibt die Kosten an, zu denen sich Geschäftsbanken Geld von der Zentralbank beschaffen können.

Der Hauptfinanzierungssatz hat damit auch große Auswirkungen auf das gesamte Zinsniveau innerhalb eines Währungsraumes.

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Euro-Leitzins: Verlauf beginnt 1999

Der erste Leitzins für die Eurozone wurde zum 1. Januar 1999 festgesetzt. Zu diesem Zeitpunkt wurde der Euro zwar nicht als Bargeld, jedoch bereits als Buchgeld eingeführt. Damals betrug der Zinssatz glatte 3 %.

In der Folge reagierte die Europäische Zentralbank, die seitdem für die Geldpolitik des gesamten Euroraumes zuständig ist, auf die wirtschaftlichen Entwicklungen innerhalb ihres Wirkungsgebietes.

Verlauf: Leitzins beginnt seine Achterbahnfahrt

Bei einer – wie wir heute spätestens nach der Griechenland-Krise wissen – vermeintlich positiven Wirtschaftssituation wurde der Leitzins erhöht, um die Kosten für die Banken und somit auch die verfügbare Geldmenge zu reduzieren. Innerhalb von nur 1,75 Jahren stieg der Leitzins so bis Oktober 2000 auf 4,75 % an, was bis heute den unerreichten Spitzenwert der Eurogeschichte darstellt.

Nach der Bargeld-Einführung des Euros sank der Leitzins bis Juni 2003 auf nur noch 2 %. Auf diesem Wert verharrte er rund zweieinhalb Jahre – eine Anpassung kann daher auch für mehrere Jahre Bestand haben. 2005 begann dann ein rund drei Jahre anhaltender Aufschwung in der Eurozone. Der Leitzins stieg erneut auf Werte über 4 %, bevor im Oktober 2008 die Wirtschaftskrise begann, die die Weltwirtschaft bis heute im Griff hält.

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In der Folge sank auch der Leitzins von 4,25 % im Junli 2008 in insgesamt sieben Schritten auf 1 % im Mai 2009. Nach einem kleinen Zwischenhoch fiel der Leitzins weiter, bis im Mai 2013 der bisherige Tiefstand von nur noch 0,5 % erreicht wurde.

EU- und US-Leitzins: Verlauf eng verknüpft

Nicht nur hier fällt beim Blick auf den Verlauf des Leitzinses auf, dass die wirtschaftliche Situation der Eurozone stark mit der des US-amerikanischen Wirtschaftsraumes zusammenhängt.

In dem Zeitraum seit 2000 reagiert die Europäische Zentralbank konstant mit mehreren Wochen oder auch Monaten Verzögerung auf die Leitzinsentwicklung in den Vereinigten Staaten. Meist fiel die Anpassung hierbei jedoch deutlich weniger drastisch aus als auf der anderen Seite des Atlantiks.

So fiel der US-Leitzins von einem Rekordhoch von 6,5 % nach den Anschlägen des 11. Septembers 2001 auf 1,75 %. Der EZB-Leitzins reagierte ebenfalls auf die Anschläge und die folgenden Wirtschaftsprobleme. Hierbei fiel der Kursabfall jedoch deutlich geringer aus. Von rund 4,75 % fiel der Leitzins zunächst nur auf 3,25 %, bevor er sich langsam weiter nach unten bewegte.

Somit kann der Leitzins-Verlauf auch als Indikator für die Abhängigkeit verschiedener Wirtschaftsräume zueinander dienen. Die Achterbahnfahrten der vergangenen Jahre werden den Leitzins wohl auch in den kommenden Jahrzehnten prägen. Dies ist übrigens keine neue Entwicklung – auch zu D-Mark-Zeiten wurde das Zinsniveau ständig neu angepasst.