Leitzinssatz: Definition eines Geldinstruments

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In vielen Finanznachrichten der letzten Monate ist die Rede von einem Leitzinssatz: Die Definition hiervon ist nicht immer einfach.Der Zinssatz bestimmt grob gesagt, zu welchen Konditionen sich Geschäftsbanken Gelder von Noten- und Zentralbanken besorgen können.Der Leitzins ist somit der Preis, den Banken für neue Gelder bezahlen müssen und bestimmt außerdem den Zinsverkehr im kompletten Währungsgebiet.

Leitzinssatz: Definition durch Zentralbanken

Festgelegt wird der Leitzinssatz von den Zentralbanken eines Landes oder einer Währungsunion. Für Deutschland als Mitglied des Euros wird der Wert demnach von der Europäischen Zentralbank mit Hauptsitz in Frankfurt am Main festgelegt.Die Hauptaufgabe der Zentralbanken besteht darin, das Preisniveau innerhalb ihres Zuständigkeitsgebietes auf einem konstanten Niveau zu halten.Dies bedeutet unter anderem, dass eine Inflation der Währung möglichst vermieden werden sollte, ohne dabei das Wirtschaftswachstum zu behindern.

Verschiedene Leitzinsen im Ausland

Diese Aufteilung auf die einzelnen Länder führt zu einer vagen Definition des Leitzinssatzes.Während sich die Vereinigten Staaten beispielsweise auf die Federal Funds Rate als Leitzins fokussieren, gilt in der Euro-Zone der Hauptrefinanzierungssatz für Offenmarktgeschäfte als der Wert, der für die Geschäftsbanken von Bedeutung ist.Dies liegt größtenteils daran, dass die Geschäftsbanken den Hauptanteil ihrer Finanzen über das Hauptrefinanzierungssystem der EZB erhalten.

Restriktive vs. Expansive Geldpolitik

Auch bei der Gestaltung der Geldpolitik unterscheiden sich die verschiedenen weltweiten Zentralbanken teils sehr stark voneinander. Im Allgemeinen wird hierbei von zwei unterschiedlichen Typen gesprochen: Einer restriktiven und einer expansiven Geldpolitik.Bei der restriktiven Geldpolitik steht das wirtschaftliche Wachstum im Hintergrund. Vielmehr soll die Stabilität des Geldes gesichert werden.Dies geschieht vor allem durch die Einhaltung eines vergleichsweise hohen Leitzinses.Die expansive Taktik setzt dagegen auf eine starke Konjunkturpolitik. Diese wird durch einen möglichst niedrigen Leitzins erzeugt, der dazu starken Schwankungen ausgesetzt wird. Es kann hierbei vorkommen, dass der Leitzinssatz schon nach wenigen Monaten geändert wird.

Leitzinssatz: Definition mit Auswirkungen auf die Finanzpolitik

Ändert eine Zentralbank nun – aus welchen Gründen auch immer – die Höhe des Leitzinssatzes, hat dies große Auswirkungen auf die finanziellen Gegebenheiten in den jeweiligen Währungsräumen.Da eine Erhöhung des Leitzinses den Preis des Geldes erhöht, steht den Geschäftsbanken in den meisten Fällen weniger Kapital zur Verfügung.Die Kosten dieser Kapitalverknappung werden von den Banken an die Kreditnehmer weiter gegeben. Kredite werden somit teurer, wodurch deren Anreiz deutlich sinkt. Im Gegenzug steigen jedoch auch die Zinsen für diverse Anlagemodelle.In Kurzform bedeutet dies: Eine Leitzinserhöhung verringert die Investitionen und erhöht den Anreiz für Privatanleger, das Geld zinsgünstig anzulegen. Dadurch wird die Konjunktur gebremst.Eine Leitzinssenkung hat nun im Gegenzug positive Auswirkungen auf das Investitionsklima. Kredite für größere Anschaffungen werden billiger, während vormals zinswirksame Anlagen weniger Rendite bringen.Allerdings hat dies auch Auswirkungen auf den Wert des Geldes – die Gefahr einer Inflation steigt deutlich an.

Leitzins mit außenpolitischen Folgen

Neben innenpolitischen Auswirkungen hat eine Änderung des Leitzinssatzes auch Folgen auf den weltweiten Devisenmarkt.Eine Anhebung des Leitzinses erhöht den Preis der eigenen Währung und verstärkt diese somit im Vergleich zu ausländischen Mitteln. Hierdurch kann auch der Import und Export von Waren durch die Zentralbanken gesteuert werden.Momentan befindet sich der Leitzins des Euros noch deutlich über dem des US-Dollars. Beide Währungen haben jedoch im Zuge der weltweiten Finanzkrise seit 2009 deutliche Leitzinssenkungen durchgemacht.