Big-Mac-Index – Definition, Aussagekraft & Kritik

Inhaltsverzeichnis

Wissenswertes zum Big-Mac-Index

Definition: Vergleich zwischen dem Preis eines Big Macs in den USA und anderen Ländern

Erfinderin: Ökonomin Pam Woodall beim Wirtschaftsmagazin „The Economist”

Schlussfolgerung: Unterschiedliche Währungsbewertungen und fehlende Kaufkraftparität

Kritik: Big Mac ist nicht überall identisch (z.B. Maharaja Mac in Indien – mit Hühnerfleisch)

Alternativen: Sind zahlreich vorhanden (z.B. Flugreisen)


Indikator für Kaufkraftparität: Was ist der Big-Mac-Index?

Auf den ersten Blick klingt es etwas seltsam und es wird an einen Zufall gedacht: Was genau ist der Big-Mac-Index? Steht dieser in Verbindung mit dem beliebten Burger (Big Mac) einer großen Fast-Food-Kette?

Es ist so, wie es klingt. Gemeint ist tatsächlich der Burger-Klassiker vom Fast-Food-Restaurant McDonalds, dennoch handelt es sich um ein ernstzunehmendes Mittel zur Bestimmung der Kaufkraft verschiedener Finanzräume. Der Index, der auch unter dem Namen Big Mac PPP bekannt ist, wird immer zu Jahresbeginn vom britischen Wirtschaftsmagazin „The Economist“ veröffentlicht. Er zeigt, wie viel der Fastfood-Klassiker Big Mac von McDonalds in verschiedenen Ländern kostet.

Da es den Burger weltweit in nahezu jedem Land der Welt zu kaufen gibt und er eine gleichbleibende, standardisierte Qualität liefert, ist er ein sehr stabiles Mittel, um verschiedene Länder bezüglich ihrer Kaufkraft zu vergleichen.

Entwickelt wurde der Index von der Volkswirtin Pam Woodall. Mit Hilfe des Big-Mac-Index, der zum ersten Mal im September 1986 herausgegeben wurde, wollte sie nicht nur die Thematik der Wechselkurse und des Kaufkraftparitätenkurses auch Laien leicht verständlich zugängig machen, sondern auch die Über- und Unterbewertungen von einzelnen Währungen aufzeigen.

Big Mac Index Preise Länder

Wie entsteht der Wechselkurs von Währungen?

Wechselkurse sind Preise von Währungen. Tauscht eine Person die Währung von Land A gegen eine Währung aus Land B, stehen die beiden Währungen in einem bestimmten Verhältnis zueinander. Dieses Verhältnis beeinflusst beispielsweise die finanzielle Wettbewerbsfähigkeit der verschiedenen Nationen der Welt. Eine im Vergleich zu anderen Ländern hochbewertete Währung deutet auf eine gute Wirtschaft dieses Landes hin, sorgt im Gegenzug aber auch dafür, dass dieses Land eventuell weniger Waren exportieren kann.

Wechselkurse entstehen in der Praxis insbesondere durch eine Bewertung des Bedarfs der Währung sowie über Einfluss des sogenannten Leitzinses:

  • Der Bedarf einer Währung:

Die Währung eines Landes, das mehr Waren exportiert als importiert, ist stärker nachgefragt als andere Währungen. Dadurch steigt der Preis dieser Währung. Die durch diesen Anstieg ausgelöste Knappheit der Währung in anderen Ländern muss ausgeglichen werden, indem am Devisenmarkt Geld umgetauscht wird. Dies wertet andere Währungen ab.

  • Der Leitzins:

Mithilfe des Leitzinses können Zentralbanken die gesamtwirtschaftliche Situation beeinflussen. Bei einem hohen Wirtschaftswachstum verhindern sie durch eine Leitzinserhöhung eine eventuelle Überhitzung der Wirtschaft. Neues Wachstum hingegen wird durch eine Verringerung des Leitzinses generiert. Bei hohen Zinsen leihen sich Investoren Geld, was die Nachfrage nach einer Währung erhöht und sie aufwertet.

Was ist Kaufkraftparität?

Die Kaufkraftparität gehört zu den theoretischen Grundlagen der internationalen Makroökonomie und beruht auf folgendem Gedanken: Sie wird erst erreicht, wenn der Außenwert und der Binnenwert einer Währung übereinstimmen. Wenn der Wert einer Währung im Ausland dem Wert einer Währung im Inland entspricht, dann besteht Kaufkraftparität.

Während der Außenwert an den Finanzmärkten zustande kommt, bezeichnet den Binnenwert grob gesagt das, was man im jeweiligen Land damit kaufen kann. Normalerweise liegen beide mehr oder weniger weit auseinander. Die Kaufkraftparität vergleicht also die Preise von gleichen Gütern und ermöglicht so die Identifikation von Über- und Unterbewertungen von Währungen.

Was ist ein repräsentativer Warenkorb?

Wer in der Wirtschaft von einem repräsentativen Warenkorb spricht, meint eine Menge von Produkten und Dienstleistungen, die das Konsumverhalten einer bestimmten Gesellschaftsgruppe repräsentiert. Diese Güter repräsentieren zu einem großen Teil die Kaufkraft dieser Gruppe durch Preisveränderungen des Warenkorbs. Sowohl der Verbraucherpreisindex als auch die Inflationsrate werden basierend auf dem repräsentativen Warenkorb berechnet.

Fakten über McDonalds und den Big Mac

Natürlich stellt sich im Rahmen des Big-Mac-Index die Frage, warum gerade der Big Mac ausgewählt wurde, um stellvertretend für die wirtschaftliche Situation eines Landes herangezogen zu werden. Zuvor wurde bereits erwähnt, dass gerade der Big Mac aufgrund der großen Verbreitung von McDonalds Filialen in der Welt, sehr gut zum Preisvergleich herangezogen werden kann. Zudem orientiert sich der Big Mac Preis nicht ausschließlich an einer Konvertierung des Preises von US-Dollar in andere Währungen, sondern auch an andere Faktoren, wie z. B. der Kaufkraft der Kunden.

Gleichzeitig ist der Big Mac ein stark standardisiertes Produkt, welches sich zwischen verschiedenen Ländern nur wenig unterscheidet. Seit über 40 Jahren unterliegt die Herstellung strenger Auflagen durch Franchiseverträge. Zwar ist er teilweise an die lokalen Geschmacksgewohnheiten angepasst, allerdings handelt es sich grundsätzlich um das gleiche Produkt, mit gleichen Eigenschaften und in gleicher Qualität. Somit ist ein direkter Vergleich realistisch.

Big Mac Index Länder mit McDonalds Restaurant

Big-Mac-Index als Vergleichsinstrument: Burger statt repräsentativer Warenkorb

Der Big-Mac-Index bewertet also die Kaufkraftparität (purchasing power parity = PPP) verschiedener Nationen, gemessen am Preis eines Big Macs. Dieser nimmt die gängige Methode des PPP auf, laut der sich Änderungen am Wechselkurs zweier Währungen auch direkt auf den Preis eines Warenkorbs mit diversen Lebensmitteln niederschlagen. Im Falle des Big-Mac-Index liegt allerdings ausschließlich der weltweit bekannte Hamburger in diesem Warenkorb.

Wie wird der Big-Mac-Index berechnet?

Die Berechnung des Big-Mac-Index erfolgt durch Dividieren des Preises eines Big Macs (in der Landeswährung) durch den Preis des gleichen Burgers in den Vereinigten Staaten von Amerika in US-Dollar. Dies ermittelt den Big Mac Wechselkurs, auf dessen Basis die beiden Währungen miteinander verglichen werden. Daraus wird die Erkenntnis gewonnen, ob die Währung des Vergleichslandes gegenüber dem US-Dollar unter- oder überbewertet ist.

Das vorherig Beschriebene kann anhand eines Beispiels verständlicher dargestellt werden. Geht man von einem Preis (Stand August 2019) für einen Big Mac in Deutschland von 4,29 € aus und in den USA von einem Preis von 5,58 $, so erhält man durch Teilen des ersten durch den zweiten Preis einen Big-Mac-Index-Wechselkurs von 0,76. Dieser Wert wird dann mit dem aktuellen Wechselkurs verglichen (z. B.: 0,76 vs. 0,89). Dadurch lässt sich schließen, dass eine Unterbewertung des Euros im Umfang von 17,11 % vorliegt.

Zum Vergleich kann der Big-Mac-Index Wechselkurs von Russland herangezogen werden. Dort liegt der Preis für den Burger bei 108,10 ₽ (Stand 2019), was einem Big-Mac-Index Wechselkurs von 19,32 entspricht. Der dazugehörige Wechselkurs zwischen den Währungen liegt allerdings bei 65,52. Das entspricht einer Unterbewertung des russischen Rubels um 239,13 %.

Auf der anderen Seite ist ein Big Mac in der Schweiz, Norwegen und Schweden teurer als in den USA. In der Schweiz kostet ein Big Mac beispielsweise 6,44 Schweizer Franken, was einem Wechselkurs von 1,15 entspricht. Im Vergleich zu einem Wechselkurs von 0,97 ist dies eine Überbewertung des Franken um 15,65 %.

Entstehung von Über- und Unterbewertungen von Währungen

Wieso aber sind einige Währungen überbewertet und andere unterbewertet? Zu einer realen Falschbewertung einer Währung kann es kommen, wenn das Preisniveau eines Landes höher oder niedriger liegt als jenes eines anderen Währungsraums. Bei einer Revaluation, der Aufwertung einer Währung, werden Produkte und Dienstleistungen aus diesem Land für Ausländer teurer. Dies ist mit verteuerten Exporten, aber auch günstigeren Importen, verbunden.

Im Vergleich dazu werden bei einer Abwertung einer Währung die Importe teurer, während es für Ausländer attraktiver wird, Einkäufe und Geschäfte in diesem Land zu tätigen.

Fehlbewertungen werden oft als ein finanzpolitisches Werkzeug genutzt. Ein Land kann die eigene Währung auf- oder abwerten und so die Wirtschaft ankurbeln. Wertet also beispielsweise China seine Währung ab, so werden dadurch, unter Umständen, höhere Strafzölle auf den Import chinesischer Produkte abgefedert.

Weitere Ursachen für Preisunterschiede bei einem Big Mac

Natürlich existieren, abgesehen von der verschiedenen Kaufkraft in unterschiedlichen Ländern, auch noch einige andere Gründe, warum es zu den unterschiedlichen Preisen eines Big Macs kommt. Folgende Gründe fließen ebenfalls in die Preisvariabilität mit ein:

Burger sind verderblich.Ein Burger kann nur dort verwendet (gegessen) werden, wo er auch hergestellt wurde. Einen Burger wiederholt aus dem Land zu transportieren, lohnt sich wirtschaftlich nicht. Das Produkt verdirbt nach kurzer Zeit oder verliert, im Falle des Big Macs nach wenigen Minuten bis Stunden, seine Appetitlichkeit.Dies hat zur Folge, dass Menschen aus anderen Wirtschaftsräumen die Preise des Big Macs nicht oder nur wenig beeinflussen können. Das wiederum verhindert einen Ausgleich der Wechselkurse.
Die Kaufkraft bestimmt die Lebensmittelpreise.In jedem Land sind gerade die Preise der Lebensmittel von der heimischen Kaufkraft abhängig. Durch das internationale Wohlstandsgefälle können Nahrungsmittel unterschiedlich teuer sein. Das gleiche trifft auf den Big Mac zu.
Das Gesetz von Angebot und Nachfrage.Die Nachfrage bestimmt das Angebot und das Angebot bestimmt die Nachfrage. Je nachdem wie stark die Fast-Food-Branche in einem Land ausgeprägt ist, oder wie groß die Nachfrage nach Burgern von McDonald’s ist, unterscheiden sich die Preise für einen Big Mac.
Steuern und Zölle unterscheiden sich.Die Mehrwertsteuer eines Produktes ist international nicht identisch. Zudem führen Zollvorschriften und -gebühren zu einer unterschiedlichen Belastung von Verbrauchern und Produzenten. Der Preis des Big Macs ist auch davon abhängig.

Welche Schlüsse können aus dem Big-Mac-Index gezogen werden?

Bei der von „The Economist” erhobenen Studie werden die Preise für einen Big Mac in unterschiedlichen Ländern in der inländischen Währung erhoben. Diese werden durch die Umrechnung zu dem zu der Zeit herrschenden Wechselkurs in US-Dollar vergleichbar gemacht.

Der Big-Mac-Index gibt dem Anleger also ein einfaches, transparentes und sehr plausibles Instrument an die Hand, um zu zeigen, ob eine bestimmte Währung zu teuer ist oder unterbewertet wurde. Diese fundamentalen Wirtschaftsdaten können in Investmententscheidungen miteinfließen, wie beispielsweise in welchen Währungsraum es sich zu investieren lohnt und welches Währungspaar nicht attraktiv ist.

Big-Mac-Index

Kritik am Big-Mac-Index zur Kaufkraftparität

Der Big-Mac-Index wird allerdings nicht nur positiv gesehen, denn viele Ökonomen kritisieren seine Einfachheit.

Mit dem Big-Mac-Index will „The Economist” seit 1986 das Zusammenspiel von Kaufkraftunterschieden, Wechselkursen und Über- bzw. Unterbewertungen jedermann einfach und übersichtlich nahebringen. Er räumt aber auch ein, dass er nicht alles abdecken kann, was von Bedeutung ist. Etwa die vielfältigen Faktoren, die je nach Region den Big-Mac-Preis unterschiedlich beeinflussen.

Außerdem handelt es sich im Vergleich zu einem repräsentativen Warenkorb um nur ein Produkt, welches verglichen wird. Dies macht das Konzept zwar einfacher, aber auch deutlich schwankungsanfälliger. Ist beispielsweise der Big Mac durch eine Aktion vergünstigt, so verändert sich damit theoretisch die gesamte Bewertung einer Währung.

Insgesamt zeigt der Big-Mac-Index zwar schnell auf, wo Auf- und Abwertungsdruck besteht, doch die Kaufkraftparität ist hier nur vereinfacht dargestellt und beinhaltet weder Transportkosten noch politische Faktoren. Zudem ist der Einfluss von Waren auf den Devisenmarkt äußerst gering.

Alternativen zum Big-Mac-Index

Viele Ökonomen, die dem Big-Mac-Index kritisch gegenüberstehen, oder aber auch solche, die seine Informationen durch weitere ergänzen möchten, haben Alternativen und Ergänzungen zu ihm aufgestellt. So werden teilweise andere Produkte verwendet, um die Über-, bzw. Unterbewertung von Währungen abzubilden. Auch dafür werden Erzeugnisse genutzt, die sich international möglichst wenig unterscheiden. Ein interessantes Beispiel ist es, den Big Mac durch Flugreisen zu ersetzen.

Wie beim vermutlich berühmtesten Burger der Welt, bieten Flugreisen, bis auf den jeweiligen Service, Sicherheit und Komfort ein nahezu identisches Angebot, nämlich den Transport von A nach B. Vergleicht man allerdings sogenannte Round the World Tickets (RTW) derselben Gruppe von Airlines mit Start in verschiedenen Städten einer festgelegten Route, so unterscheiden sich auch hier die Preise stark.

Auch „The Economist” selbst brachte 2009 einen alternativen Big-Mac-Index ins Spiel. Dabei wurde jedoch nicht die Preise des Big Macs bewertet, sondern die Dauer in Minuten, die ein Arbeitnehmer durchschnittlich arbeiten muss, um den lokalen Gegenwert eines Big Macs zu verdienen. Auch dort gibt es starke Unterschiede, die von unter 15 Minuten in großen westlichen Städten bis hin zu mehreren Stunden in Mexiko-Stadt, Jakarta und Nairobi reichen. Auch basierend darauf lassen sich Unterschiede in der Bewertung einzelner Währungen finden.

Fazit: Big-Mac-Index und dessen Ergebnisse

Der Big-Mac-Index demonstriert, wie stark sich die Bewertung von Währungen international unterscheidet. Bei einem weitgehend gleichen Produkt wird durch Vergleich mit dem Preis eines Big Macs in US-Dollar die Währung eines Landes gegen den aktuellen Wechselkurs verglichen. Das Ergebnis sind insbesondere Informationen über die Über- oder Unterbewertung dieser Währung gegenüber dem US-Dollar.

Was der Big-Mac-Index und seine Alternativen zeigen, ist ein Indiz dafür, dass der US-Dollar im Vergleich zu anderen Währungen stark überbewertet ist. Viele Produkte – nicht nur der Big Mac – sind in Ländern außerhalb der USA deutlich günstiger. Häufig lohnt sich der Vergleich der Preise, gerade bei gleichwertigen Produkten, in verschiedenen Ländern. Dies gilt aber natürlich auch für andere Länder als den USA.