Teva: Pharmariese im freien Fall
Wenn es nicht läuft, kommt auch noch Pech hinzu. Momentan reißt die Serie an Negativschlagzeilen bei der Ratiopharm-Mutter Teva einfach nicht ab. Strafzahlungen in Zusammenhang mit der Opiad-Krise in den USA, ein Kartellverdacht und ein weiterhin drückender Schuldenberg treiben den Teva-Anlegern zunehmend Sorgenfalten auf die Stirn.
Allein am Dienstag sackten die Teva-Papiere um 12% in den Keller. Damit liegen Anleger mit der Teva-Aktie seit Jahresbeginn bereits 38% in der Verlustzone. Auf Sicht der letzten fünf Jahre summiert sich der Wertverlust sogar auf 80%.
Teva im Portrait
Teva Pharmaceuticals Industries gehört zu den 15 größten internationalen Pharmaunternehmen und ist einer der weltweit führenden Hersteller von Generika. Des Weiteren entwickelt und vertreibt die Gesellschaft innovative Arzneimittel und pharmazeutische Wirkstoffe wie auch Originalmedikamente (Copaxone® – Multiple Sklerose, Azilect® – Parkinson). Insgesamt konzentriert sich das Unternehmen auf die Fachbereiche Onkologie, Neurologie, Pneumologie und Frauenheilkunde.
Strafzahlung in der Opiad-Krise
In den USA geht die Strafverfolgung der mutmaßlichen Verantwortlichen an der Opioid-Krise weiter. Aggressives Schmerzmittelmarketing sowie die Verharmlosung von Risiken sollen zur Opioid-Krise in den USA beigetragen haben.
Im März hatte der umstrittene Oxycontin-Hersteller Purdue Pharma an den US-Bundesstaat eine Vergleichssumme von 270 Millionen US-Dollar gezahlt, um eine Klage abzuwehren. Jetzt ist der Pharmariese Teva dem Beispiel gefolgt und hat den Prozess durch eine Vergleichszahlung über 85 Milliarden Dollar in letzter Minute abgewendet.
Mögliche Preisabsprachen werden untersucht
Die Opiad-Krise ist aber nicht die einzige Baustelle bei der Ratiopharm-Mutter. In den USA werden nämlich zahlreiche Pharmafirmen unerlaubter Preisabsprachen beschuldigt. In 44 Bundesstaaten wurde kürzlich eine Klage gegen 20 Unternehmen eingereicht.
Zu den Beschuldigten gehört auch der weltgrößte Generikahersteller Teva. Die Firmen sollen mit ihren Absprachen die Preise teilweise um mehr als 1000% nach oben geschraubt und zudem den Wettbewerb bei Generika, sogenannten Nachahmermedikamenten unterdrückt haben.
Buffett-Einstieg schlecht getimed
Der Absturz trifft mit Warren Buffett auch einen prominenten Investor. Das Orakel aus Omaha hat zwischen dem vierten Quartal 2017 und dem zweiten Quartal 2018 eine Position in der Aktie aufgebaut. Bei einem durchschnittlichen Einstiegspreis von 17,62 Dollar liegt Buffett inzwischen beinahe 46% in der Verlustzone. Allerdings fällt Teva auf Grund der Gewichtung von momentan rund 0,34% nicht sonderlich stark ins Gewicht. Für Sie zum Vergleich: Buffetts Top-Position Apple macht beinahe 24% des Gesamtdepots aus.
Fazit: Die Teva-Aktie ist und bleibt ein heißes Eisen. Analysten gehen im Worst Case davon aus, dass ein mögliches Kartellverfahren zu Strafzahlungen von über 3 Milliarden Dollar führen könnten. Die Gewinnschätzungen der Analysten und das auf den ersten Blick außergewöhnlich günstige Kurs-Gewinn-Verhältnis von 4 wären damit schnell obsolet.
Zugleich sollten Anleger im Hinterkopf haben, dass Teva mit einem Börsenwert von gerade einmal 10 Milliarden Dollar auf einem immensen Schuldenberg von 26 Milliarden Dollar sitzt. Anleger dürften daher gut beraten sein, erst einmal die kommenden Monate abzuwarten.