Alexion auf Einkaufstour: Die Übernahmewelle im Biotech-Sektor geht in die nächste Runde

Auch wenn die aktuelle Corona-Krise die Übernahmeaktivität gedämpft hat, im Biotechnologiesektor geht es weiter ordentlich zur Sache. Gerade erst hat der US-Konzern Stemline Therapeutics durch die italienische Menarini Group eine Offerte erhalten, da läuft das nächste Übernahmeangebot bereits über die Ticker. Nun will der Biotech-Riese Alexion die noch kleine Firma Portola Pharmaceuticals schlucken. Der satte Aufpreis lässt die Aktie von Portola mit einem Kursplus von 130% regelrecht durch die Decke gehen.
Wer hinter Alexion steckt
Alexion ist ein weltweit operierendes Biopharmazie-Unternehmen. Zum Kerngeschäft gehört die Entwicklung und Herstellung von Medikamenten, die bei lebensbedrohlichen und oft sehr seltenen Krankheiten eingesetzt werden. Das erste Medikament, welches das Unternehmen produzierte, ist der Hemmstoff Soliris, der bei einigen seltenen Krankheiten angewendet wird. Soliris ist in fast 50 Ländern weltweit zur Therapie zugelassen.
Wissenschaftler von Alexion arbeiten eng mit internationalen Forschungseinrichtungen und Ärzten zusammen, um weitere Medikamente gegen extrem seltene Krankheiten zu entwickeln und zu testen. Zuletzt erzielte der Konzern einen Jahresumsatz von 4,99 Milliarden Dollar.
Satter Aufschlag für Portola
Im Rahmen seiner Expansionsstrategie hat Alexion jetzt ein Übernahmeangebot für Portola Pharmaceuticals auf den Tisch gelegt. Alexion bietet 18 Dollar in bar je Portola-Aktie und damit einen Aufschlag von 131% auf den Schlusskurs vor Bekanntgabe des Angebots. Damit kommt Portfolio Pharmaceuticals auf einen Firmenwert von 1,4 Milliarden Dollar.
Bislang sind die Umsätze von Portola, dem Objekt der Begierde, mit 116,64 Millionen Dollar im abgelaufenen Geschäftsjahr noch extrem überschaubar. Zugleich verharrt Portfolio Pharmaceuticals tief in der Verlustzone (-290,66 Millionen Dollar in 2019). Alleine in den zurückliegenden vier Jahren hat Portola knapp 1,2 Milliarden Dollar an Verlusten erwirtschaftet.
Andexxa im Visier
Die Übernahme von Portola wird Alexions Portfolio gegen seltene Krankheiten stärken, das derzeit von dem Blockbuster C5-Inhibitor Soliris und dem Nachfolge-Medikament Ultomiris dominiert wird. Kernstück der Transaktion ist ein das Mittel Andexxa, das für Patienten entwickelt wurde, die zwei gängige gerinnungshemmende Medikamente, Xarelto und Eliquis, verwenden.
Es wird Jahre dauern bis sich der Deal rechnet
Bereits in der Telefonkonferenz, die im Rahmen der Übernahme durchgeführt wurde, räumte das Management von Alexion ein, dass der Kauf von Portfola Zeit brauchen wird, bis er einen Mehrwert erzielt. Sie müssen wissen: Aktuell hat Andexxa nur eine winzige kommerzielle Marktdurchdringung von rund 3%.
Dennoch zeigt sich die Alexion-Konzernführung optimistisch. Das Medikament Portola wird bei Notfällen in der Akutversorgung eingesetzt und Soliris und Ultomiris (Anm: Alexions Produkte) werden häufig zuerst bei hospitalisierten Patienten verwendet. Insofern könnte das Mittel eine gute Ergänzung zum bestehenden Produktportfolio sein.
Andexxa verfügt derzeit über die Genehmigung der FDA, die Auswirkungen schwerer Blutungen bei Patienten aufzuhalten, die Johnson & Johnson und Bayers Xarelto oder Bristol Myers Squibb und Pfizers Eliquis einnehmen. Die Patente des Medikaments schützen derzeit seine Marktexklusivität bis 2030, so Alexion. Unter dem Strich geht Alexion davon aus, dass Andexxa bei weit mehr als der zuletzt 17,7 Millionen behandelten Patienten im Jahr 2020 eingesetzt werden kann. Zum einen durch einen sofortigen Marktschub in den USA, zum anderen durch zukünftige Markteinführungen in der EU und in anderen Regionen.
Die Portola-Anleger freut der Deal. Mit einem Kurs von 17,85 Dollar notieren die Papiere nach dem jüngsten Kurssprung nur noch minimal unter der Offerte von 18 Dollar.