Bill.com weiter auf Einkaufstour: Nach milliardenschwerem Divvy-Kauf folgt mit Invoice2go der nächste große Coup
Das Thema Automatisierung ist in aller Munde und erreicht mittlerweile auch immer stärker den Zahlungsverkehr. Ein Unternehmen, dass im Dezember 2019 den Sprung aufs Parkett gewagt und sich vor allem auf kleine- und mittelständische Kunden fokussiert hat, ist Bill.com. Dabei setzt der Konzern nicht nur auf organisches Wachstum. Auch gezielte Übernahmen spielen in der Expansionsstrategie des US-Konzerns eine wichtige Rolle: Im Mai schluckte Bill.com für 2,5 Milliarden Dollar Divvy, einen Spezialisten für Ausgabenmanagementsoftware. Jetzt folgt der nächste Streich: Für rund 625 Millionen Dollar will sich das Unternehmen Invoice2go einverleiben und damit die hauseigene Produktpalette auf breitere Füße stellen.
Bill.com im Portrait
Das 2006 von Rene Lacerte gegründete Unternehmen Bill.com unterstützt Unternehmen bei der Abwicklung der Buchhaltung und Rechnungsstellung. Die Cloud-basierte Software digitalisiert und automatisiert die Back-Office-Finanzvorgänge für kleine und mittelständische Unternehmen. Dabei sollen vor allem Zahlungsvorgänge rationalisiert werden, um wertvolle Zeit und vor allem Geld zu sparen.
Konkret: Auf der Software-Plattform sollen alle Prozesse zusammengeführt werden. Eingehende Dokumente wie zum Beispiel Rechnungen, die per E-Mail ankommen, werden automatisch weitergeleitet und mithilfe von künstlicher Intelligenz geordnet. Der Nutzer muss sich nur noch einloggen und den Rechnungseingang in das System bestätigen. Die Zahlungsein- und -ausgänge können ebenfalls auf der Plattform durchgeführt werden, sodass man einen besseren Überblick über die Zahlungsströme im eigenen Unternehmen erhält. All diese Vorgänge können mit den gängigen Buchhaltungssoftwares synchronisiert werden und müssen nicht mehr manuell eingepflegt werden.
Divy-Übernahme soll Produktpalette erweitern
Im Mai hat Bill.com den Zukauf von Divy für 2,5 Milliarden Dollar über die Bühne gebracht. Divy hat eine Ausgabenmanagementsoftware entwickelt und steht im Wettbewerb zu Brex, Ramp und Airbase. Das Unternehmen erwirtschaftete zuletzt einen Jahresumsatz von 100 Millionen Dollar und zeigte Wachstumsraten jenseits der 100%-Marke.
Invoice2go-Deal stärkt Marktposition
Vor wenigen Tagen folgte mit der Übernahme von Invoice2go für 625 Millionen Dollar der nächste große Zukauf. Dabei sollen 25% des Kaufpreise in bar fließen und die restlichen 75% über Bill.com-Aktien bezahlt werden.
Invoice2go ist ein führender mobiler Anbieter von Debitorenbuchhaltungssoftware. Mit Niederlassungen in Sydney, Australien, und Palo Alto, Kalifornien, bedient Invoice2go einen großen globalen Kundenstamm von kleinen Unternehmen.
Die Übernahme wird das aktuelle Angebot von Bill.com im Bereich der Debitorenbuchhaltung erweitern. Die Lösung von Invoice2go macht es Unternehmen leicht, mit ihren Kunden in Kontakt zu treten, professionelle Rechnungen zu erstellen und ihre AR-Abläufe durch mobile und Desktop-Lösungen zu vereinfachen. In Kombination mit der Plattform und der Zahlungsexpertise von Bill.com sieht der Konzern eine große Chance, Unternehmen dabei zu helfen, schneller und bequemer mit elektronischen Zahlungen bezahlt zu werden.
Hohes Wachstum zum Jahresstart
Auch ohne die jüngsten Zukäufe zeigte Bill.com zuletzt kräftige Wachstumsraten: Im zurückliegenden Quartal kletterten die Umsätze um 45% auf 59,7 Millionen Dollar in die Höhe. Die Abo-Einnahmen stiegen um 32% auf 29,3 Millionen Dollar, während die transaktionsbasierten Umsätze deutlich stärker um 112% auf ebenfalls 29,3 Millionen Dollar erhöhten. Unterdessen erhöhte sich die Anzahl der Kunden um 27% auf 115.600. Insgesamt wurden Zahlungen von 35 Milliarden Dollar über die Plattform abgewickelt (+44%). Am Ende stand ein Verlust von 26,7 Millionen Dollar in den Büchern und damit mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum (-8,3 Millionen Dollar).
Mit Blick auf die Zukunft zeigt sich Bill.com ebenfalls zuversichtlich. Für das laufende Quartal erwartet der Konzern ein Umsatzwachstum von 45 bis 47% auf 60,9 bis 61,9 Millionen Dollar. Das liegt über den bisherigen Analystenschätzung von 57,3 Millionen Dollar.