BP Aktie: In der Dividenden-Zwickmühle
Der britische Ölkonzern BP gehört zu den großen Namen in der Branche – und zu den wenigen, die aus Anlegersicht trotz des Ölpreis-Verfalls noch einigermaßen attraktiv zu sein scheinen.
Allerdings gibt es auch bei BP Risiken, die Anleger nicht vernachlässigen sollten.
Ein Vorteil von BP ist, neben seiner Größe und Bekanntheit, dass das Unternehmen sowohl im Upstream- als auch im Downstream-Geschäft tätig ist.
Das heißt, BP ist sowohl für die Ölförderung und Produktion zuständig, als auch für die Weiterverarbeitung in der Raffinerie.
Raffinerie-Geschäft läuft gut
Beide Bereiche reagieren höchst unterschiedlich auf die Entwicklung des Ölpreises:
Die Förderung oder das Upstream-Geschäft werden im Verhältnis teurer und zunehmend unprofitabel, während das Raffinerie-Geschäft vom niedrigen Ölpreis profitiert.
Man könnte also davon ausgehen, dass sich beides in etwa die Waage hält und für BP daher alles im Lot ist. Das stimmt aber nicht ganz.
Denn während die Downstraem-Gewinne in den vergangenen Monaten im Vergleich zum Vorjahres-Zeitraum um 70% gestiegen sind, ging es parallel für die Upstream-Gewinne um 92% abwärts.
Im 2. Quartal fiel der Gewinn für BP daher gerade einmal halb so hoch aus wie im Vorjahres-Zeitraum, der Gewinn nach Wiederbeschaffungs-Kosten lag bei gerade einmal 720 Mio. US-Dollar.
Das reicht nicht einmal, um die Dividende zu decken.
BP braucht höheren Ölpreis
Um rentabel zu wirtschaften, bräuchte BP einen Ölpreis, der sich mindestens im Bereich von 50 – 55 Dollar je Barrel bewegt.
Diese Zone wurde im laufenden Jahr für die US-Sorte WTI erst einmal kurzzeitig erreicht, das war Anfang Juni.
Für Brent ging es auch im August noch einmal kurz in entsprechende Sphären, inzwischen bewegen sich beide Sorten aber wieder eher auf einem Niveau um 45 Dollar je Barrel.
Das wird für die Branche zunehmend zum Problem, zumal kurz- und mittelfristig erst einmal keine Änderung in Sicht ist.
Die Macht, stabilisierend auf die Preise einzuwirken, haben letztendlich nur die OPEC-Staaten, also die Organisation Öl exportierender Länder.
Doch Saudi Arabien und Co. denken bislang gar nicht daran, die Öl-Fördermengen zu begrenzen, dadurch das Angebot zu verknappen und die Preise zu erhöhen durch eine Annäherung von Angebot und Nachfrage.
Zwar hat der Iran kürzlich erklärt, zu Verhandlungen über preisstabilisierende Maßnahmen bereit zu sein, doch inwieweit es tatsächlich dazu kommen wird, bleibt ungewiss.
Die Dividenden-Zwickmühle
BP und seine Anleger stehen daher weiterhin vor einem Dilemma:
Entweder die Dividende bleibt stabil, dann fehlen finanzielle Mittel für Investitionen und weiteres Wachstum, was die künftigen Geschäftszahlen und somit wohl auch den Aktienkurs belasten würde.
Oder man kürzt die Dividende zusammen, was Anleger vor den Kopf stoßen und den Aktienkurs ebenfalls belasten könnte.
Für 2015 hat BP eine Dividende gezahlt – trotz des höchsten Verlustes in der Unternehmens-Geschichte.
Wie lange man an dieser Ausschüttungs-Politik noch wird festhalten können, bleibt abzuwarten. Es hängt nicht zuletzt davon ab, wie sich der Ölpreis in nächster Zeit entwickelt.
Zuletzt zeigte er sich ziemlich volatil, jedoch weitgehend in einem Niveau zwischen 40 und 50 Dollar je Barrel – besser als zu Jahresbeginn, für BP aber nicht gut genug.