Casino-Aktien taumeln nach chinesischen Regulierungsplänen in den Keller
Die Regulierungswut der chinesischen Regierung gewinnt weiter an Dynamik. Nachdem zuvor vor allem Technologiefirmen, Online-Spiele und der Bildungssektor in die Zange genommen wurden, dreht es sich jetzt um die Glücksspielbranche in Macau. Eine Besonderheit: Richteten sich die Vorstöße vorher nur gegen chinesische Firmen, könnte die jetzigen Überlegungen auch Auswirkungen auf US-Konzern haben, die seit Jahren vom Glücksspielboom vor der Südküste Chinas profitieren.
Die Reaktionen der Anleger fielen drastisch aus. Während chinesische Glücksspielaktien (Wynn Macau und Sands China) teilweise um ein Drittel einbrachen, mussten auch die Aktien von dort engagierten US-Konzernen wie Las Vegas Sands, Wynn Resorts und MGM Resorts kräftige Einbußen verzeichnen.
Casino-Betreiber sollen beaufsichtigt werden
Die Pläne der chinesischen Regierung werden konkreter: Die lokalen Behörden sollen die Casino-Betreiber stärker unter die Lupe nehmen. Als Grund führen die Verantwortlichen die Eindämmung von illegalen Devisenabflüssen und Geldwäsche an.
Laut einem Bericht von macaubusiness.com sehen die vorgeschlagenen Regeln zudem die Abschaffung des derzeitigen Unterkonzessionssystems, die Ernennung von Regierungsdelegierten zur Überwachung der Glücksspielbetreiber und die Schaffung eines Straftatbestands für illegale Einlagen vor.
Unterkonzessionen auf dem Prüfstand?
Die Maßnahmen dürften auch US-Konzerne treffen. Zum Hintergrund: Im Jahr 2002 vergab Macau nur drei Glücksspielkonzessionen. Jeweils eine an: SJM Resorts, eine Tochtergesellschaft von SJM Holdings; Wynn Resorts (Macao), eine Tochtergesellschaft von Wynn Resorts und Galaxy Casino, das zur Galaxy Entertainment Group gehört.
Die lokalen Behörden erlaubten schließlich jedem Konzessionär eine Unterkonzession. Dazu gehörten MGM China Holdings, Melco Resorts and Entertainment und Sands China. Das Problem: Die derzeitigen Konzessionen laufen im Juni 2022 aus. Sie können um bis zu fünf Jahre verlängert werden. Branchenbeobachter halten jedoch eine Verlängerung um drei Jahre für wahrscheinlicher, da SJM und MGM ihre Konzessionen bereits um zwei Jahre verlängert haben, um sie an das Auslaufdatum der anderen vier Konzessionsinhaber anzupassen.
Auch wenn die Behörden noch keine konkreten Maßnahmen zur Überprüfung der Konzessionen bekanntgegeben haben, Experten rechnen damit, dass diese auf den Prüfstand kommen. Eine öffentliche Konsultation für das neue Glücksspielgesetz läuft bis zum 29. Oktober.
Macau läuft Las Vegas den Rang ab
Wie bedeutend das Geschäft ist, machen ein paar nackte Fakten deutlich: Das Glücksspiel macht 80% der Staatseinnahmen in Macau und 55,5% des Bruttoinlandsprodukts aus. Kein Wunder also, dass das an der Südküste Chinas vor Hongkong liegende Macau auch liebevoll das Las Vegas Asiens genannt wird. Dabei wurden vor zwei Jahren in Macau bereits höhere Roulette-Umsätze als in Vegas erzielt.
Was bedeuten die Maßnahmen für US-Casino-Aktien
Auch für die US-Casinobetreiber hat Macau rasant an Bedeutung gewonnen. Beispielsweise hat der amerikanische Casino-Betreiber Wynn Ressorts mit seinen zwei Casinos in Macau 47% seiner gesamten Umsatzerlöse erzielt. In Summe stand Macau damit für 450 Millionen Dollar Umsatz. Insofern ist die Unsicherheit der Anleger durchaus nachvollziehbar.
Die Aktie gab seit Anfang September um knapp 20% nach und hat damit über 2 Milliarden Dollar an Marktwert eingebüßt. Vom Jahreshoch im März sin die Papiere sogar beinahe 40% entfernt. Zuletzt hatte neben dem politischen Gegenwind auch wieder die verschärfte Corona-Situation für Bremsspuren gesorgt. Die letzten Quartale verharrte der Konzern tief in den roten Zahlen. Solange die operative Entwicklung derart angespannt bleibt, dürfte auch der Aktienkurs hohen Schwankungen unterliegen.