Cewe: Fotokonzern entpuppt sich als heimlicher Krisenprofiteur
Während sich viele Anbieter von Kameras- und zubehör in den letzten Monaten eher schwer taten, konnte der Fotokonzern Cewe sogar von den Lock-Down-Maßnahmen profitieren. Offenbar hatten die Daheimgebliebenen dadurch noch mehr Zeit, Ihre auf Fotos festgehaltenen Momente in Form von Fotobüchern aufs Papier zu bringen und für die Nachwelt zu sichern. Für Cewe entwickelte sich das Corona-Quartal sogar zum besten Vierteljahr der kompletten Firmengeschichte.
Cewe-der Spezialist für Fotos
Bevor ich auf die jüngsten Zahlen eingehe, möchte ich Ihnen aber erst das Geschäftsmodell des Konzerns näher vorstellen: Cewe ist eine der führenden internationalen Fotoentwicklungs-Gruppen. Das Unternehmen ist Holding einer Reihe operativ tätiger Gesellschaften im In- und Ausland. Diese beliefern sowohl den stationären Handel als auch den Internethandel mit Fotoarbeiten. Das Unternehmen entwickelt jährlich mehrere Milliarden Farbfotos und mehrere Millionen Fotobücher, die sowohl von Filmen als auch von digitalen Bilddaten stammen. Weitere Produkte sind Fotokalender, Grußkarten und Wanddekorationen.
CeWe zählt zu den Vorreitern bei der Einführung neuer digitaler Technologien, z. B. der Bestellung von Digitalfotos über das Internet oder mit Hilfe von Orderterminals (DigiFoto-Makern) im stationären Handel. Im Segment Online-Druck vermarktet der Fotoentwickler überwiegend Werbedrucksachen über die Vertriebsplattformen CEWE-PRINT, saxoprint und viaprinto.
Fotobücher retten das Geschäft
Unter dem Strich zeigte der Oldenburger Konzern ein absolut robustes Quartal. Mit einem Gruppenumsatz von 130,6 Millionen Euro lag Cewe nur leicht unter dem Niveau des Vorjahres (-2,6%). Rückenwind erhielt das Unternehmen vor allem aus dem zentralen Geschäftsbereich Fotofinishing, in dem die Umsätze um 13,8% kletterten und erstmals die magische Marke von 100 Millionen Euro knackten (110,6 Millionen Euro). Die Kunden nutzten die Zeit zu Hause, um Fotoerinnerungen in Fotobüchern festzuhalten. Insgesamt erstellte der Konzern 1,37 Millionen Fotobücher – ein Plus von 11,1% zum vergleichbaren Vorjahreszeitraum.
Cewe nicht komplett immun gegen die Krise
In anderen Geschäftsbereichen spürten aber auch die Oldenburger die Pandemie. So schmolzen die Umsätze im Segment „Kommerzieller Online-Druck“ um 56,5% auf 10,9 Millionen Euro regelrecht zusammen. Das Geschäftsfeld „Retail“ erwischte es ebenfalls: Bedingt durch Ladenschließungen musste Cewe dort ein Umsatzminus von 29% auf nunmehr 7,6 Millionen Euro verbuchen.
Vorsteuerergebnis legt zu
Unter dem Strich zeigt sich der Konzern mit der Ergebnisentwicklung zufrieden. Vor Sondereffekten erhöhte sich das operative Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) um 6,2 Millionen Euro auf 2,8 Millionen Euro. Damit wurde das beste zweite Quartal aller Zeiten absolviert, was das Ergebnis angeht. Ohne Sondereffekte lag das EBIT bei -1 Millionen Euro, nach -3,4 Millionen Euro im Vorjahresquartal.
Auf Segmentebene zeigte sich ein klares Bild: Während beim Fotofinishing ein EBIT von 5,1 Millionen Euro hängen blieb, rutschte der kommerzielle Online-Druck (-2,8 Millionen Euro) tiefer in der Verlustzone. Im Retail-Bereich (-3,2 Millionen Euro) wurde das Ergebnis vor allem durch Restrukturierungskosten und Wertberichtigungen belastet.
Fokus auf Fotofininshing
In Zukunft sollen die Bereiche Fotofinishing und Online noch stärker in den Fokus rücken. Entsprechend werden die Ladenkapazitäten weiter gekappt. Geplant ist die Schließung von 30 Einzelhandelsfilialen. Für die Anleger verbleibt nach den Zahlen aber ein Rest Unsicherheit. Eine Prognose präsentierte die Konzernführung nämlich nicht.