Corona verursacht Rückgang bei Mega-Deals
In den letzten Newsletterausgaben habe ich Ihnen bereits mehrfach angedeutet, dass die Zahl der Übernahmen in diesen unsicheren Zeiten subjektiv gesehen deutlich nachgelassen hat. So musste ich in den letzten Wochen wesentlich mehr Zeit in die Recherche investieren, um interessante Übernahmedeals für Sie zu finden.
Daher möchte ich diese These heute mit aktuellen Zahlen und Studien belegen, damit Sie sich einen objektiven Überblick über die aktuelle Situation auf den M&A-Märkten (Mergers & Acquisitions; deutsch: Unternehmensfusionen und -käufe) machen können. Ich werde in diesem Artikel aber auch in die Zukunft blicken und Ihnen die Zukunftsaussichten auf den M&A-Märkten aufzeigen.
Mega-Deals werden seltener
In der letzten Woche berichtete Reuters, dass in der 16. Kalenderwoche laut der Refinitv-Wirtschaftsdatenbank weltweit keine Mega-Deals – das sind Übernahmen mit einem Wert von 1 Mrd. US-Dollar (USD) und darüber – bekannt gegeben wurden. Wenn Sie jetzt denken, dass das ja mal vorkommen kann, dann haben Sie sicherlich recht.
Aber: Die letzte Kalenderwoche, in der kein Mega-Übernahmedeal angekündigt wurde, ist lange her. Vor mehr als 15 Jahren, im September 2004, war laut Daten des US-Wirtschaftsinformationsdienstes Refinitiv eine ähnliche Flaute bei den Mega-Deal-Ankündigungen zu verzeichnen.
Der Grund für diesen Einbruch ist, so Reuters, eindeutig: Durch den Shutdown der großen Volkswirtschaften im Kampf gegen die COVID-19-Pandemie ist auch der weltweite M&A-Markt betroffen. Investoren und Unternehmen gehen in diesen unruhigen Zeiten kein Risiko ein und warten bei großen Übernahmegeschäften erst einmal ab oder canceln sogar bereits eingestielte Übernahmegeschäfte, wie z.B. die Übernahme der deutschen Fluggesellschaft Condor durch die polnische LOT.
Weltweit deutlich nachlassende M&A-Aktivitäten
Es sind aber nicht nur die Mega-Deals, die den Einbruch im M&A-Geschäft dokumentieren. Auch insgesamt hat die Zahl der Übernahmen in den letzten Monaten deutlich nachgelassen.
So sind die weltweiten Fusionsaktivitäten im 1. Quartal 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um -33% zurückgegangen. Das Übernahmevolumen belief sich in Q1 auf 762,6 Milliarden US-Dollar und ist damit der niedrigste Quartalswert seit 2013. Aber nicht nur das weltweite Übernahmevolumen (gemessen in US-Dollar), sondern auch die Zahl der Deals ist im Vergleich zum Vorjahr um -20% zurückgegangen.
Aber: Investoren stehen in Wartestellung
Es liegt nahe, dass sich Investoren – egal ob Private-Equity-Gesellschaften oder Unternehmen – in diesen unruhigen Corona-Zeiten mit ihren Investments zurückhalten. Aber das Kapital ist vorhanden und aufgrund des weltweiten Kursverfalls sind viele interessante Unternehmen aktuell sehr niedrig bewertet. Ich bin mir sicher, dass hinter verschlossenen Türen bereits über den ein oder anderen Mega-Deal verhandelt wird.
So ergab eine aktuelle Umfrage des Beratungsunternehmens Ernst & Young (EY), dass das M&A-Geschäft auch in Deutschland mittelfristig wieder an Fahrt aufnehmen wird. Immerhin sehen 26% der befragten deutschen Unternehmen in der aktuellen Krisensituation auch eine Chance, ihren Marktanteil durch Fusionen und Übernahmen auszubauen. 40% der Befragten hoffen aufgrund der Lage auf sinkende Bewertungen möglicher Übernahmekandidaten.
International betrachtet sieht die Einschätzung ähnlich aus: Hier sehen 23% der Befragten Unternehmen aufgrund der aktuellen Krise auch Chancen zur Expansion durch M&A-Aktivitäten. 39% rechnen mit einer sinkenden Bewertung potenzieller Übernahmekandidaten.
Mittelfristig deutlicher Anstieg der M&A-Aktivitäten
„In der akuten Phase der Corona-Krise werden sich interessierte Käufer zwar zunächst zurückhalten. Wir rechnen aber damit, dass es anschließend angesichts sinkender Bewertungen von Übernahmekandidaten zu einem deutlichen Anstieg der M&A-Aktivitäten kommen wird“, so fasst EY die Ergebnisse der im Rahmen des Capital Confidence Barometers durchgeführten Umfrage zusammen.
Internationale Großkonzerne stehen, was Übernahmen angeht, bereits in den Startlöchern. So sagte der Campari CEO Kunze-Concewitz in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung la Repubblica am Samstag: „Der Spirituosenmarkt konsolidiert sich schnell, und wir sind bereit für noch viel größere Geschäfte, als wir bisher abgeschlossen haben … in Zukunft werden wir wichtige Operationen durchführen müssen“.
Ins gleiche Horn blies auch Nestles CEO Mark Schneider, der am vergangenen Freitag sagte: „Wir haben Ihnen gesagt, dass wir ein stärkeres Jahr erwarten, wenn es um M&A geht. […] Die Pipeline sieht sicherlich interessanter aus als im vergangenen Jahr.“
Auch ich bin daher sehr optimistisch, was die weltweiten M&A-Aktivitäten angeht. Mit dem Abflauen der Pandemie wird es wieder zu einem deutlichen Anstieg der Übernahmegeschäfte kommen. Und ich werden Ihnen dann auch wieder regelmäßig über neue Mega-Deals berichten können.