Die Aktie für Steuerberater
Die Medienbranche ist ein heißes Pflaster. Für Anleger stehen Begriffe wie Medienwandel im Vordergrund. Auch einige gigantische Fusionen haben das Vertrauen der Anleger in Medientitel in den vergangenen Jahren nicht gerade gefördert. Doch es gibt auch Ausnahmen.
Kleine Fachverlage besetzen spannende Nischen und sind oft in Bereichen tätig, in denen sich ständig etwas ändert. Folglich muss Literatur überarbeitet, neu kommentiert und herausgegeben werden.
Das rechnet sich, zumindest für Wolters Kluwer. Wolters Kluwer (WK) ist ein internationales Verlags- und Informationsdienst-Unternehmen. Die Kernaktivitäten liegen in speziellen Marktsegmenten wie Publikationen zu Recht und Steuern, Wirtschaft, Wissenschaft sowie in der Medizinsparte.
Der Konzern befindet sich in einem Transformationsprozess. Der Anteil digitaler Produkte wird stark ausgebaut und ersetzt die klassischen Printabos.
Margen unter Druck
WK musste sich 2014 gegen seine starke Konkurrenz behaupten und hat sich dabei solide entwickelt. Der Umsatz stieg um 2,7% auf 3,7 Mrd €. Beim Gewinn sorgten Sondereffekte für ein Plus von 37% auf 474 Mio €. Operativ lief es aber bedeutend schlechter.
Die Margen standen unter Druck und haben sich verschlechtert. Der operative Gewinn blieb auf dem Vorjahresniveau. WK befindet sich in einem Verdrängungswettbewerb und liegt hinter dem Anbieter für Buchhaltungs- und Steuersoftware DATEV. Besonders auf dem deutschen Markt kann WK nur marginale Marktanteile für sich gewinnen.
Harter Kampf mit der Konkurrenz
DATEV verfügt über ein Quasi-Monopol in Deutschland und wird diese starke Wettbewerbsposition auch mittelfristig behaupten können. WK setzt aber zum Angriff an und hat mit der Übernahme der SBB Software GmbH einen wichtigen Schritt in Richtung Marktführerschaft gemacht.
Im Bereich Recht hat WK mit der Internet-Datenbank Jurion ein weiteres erfolgreiches Produkt am Markt platziert, das jungen Anwälten und Jurastudenten Zugriff auf Rechtsprechung und Kommentare bietet.
In Deutschland konkurriert die Datenbank aber mit den etablierten Plattformen juris und beck-online, die bereits von den meisten staatlichen Unis genutzt werden.
Mit der Übernahme der LexisNevis-Datenbank vom Konkurrenten Reed Elsevier hat WK seine Rechtssparte nochmals aufgewertet. Inwieweit sich WK aber im internationalen Wettbewerb behaupten kann, bleibt ungewiss. Daher erwarten wir auf Sicht von 6 bis 12 Monaten nur eine durchschnittliche Kursentwicklung.
Besser noch abwarten
Das Geschäftsmodell von WK ist im Vergleich zu anderen Unternehmen der Medienbranche sehr interessant. Gerade Informationen für Rechtsanwälte und Steuerberater müssen ständig aktualisiert werden.
Auch gibt es keine kostenfreien Alternativen. Dass es bei WK dennoch ein wenig in der Entwicklung hakt, ist dem Transformationsprozess geschuldet. Anleger sollten daher abwarten.