Gerüchte: US-Ölmulti Chevron will texanisches Ölfeld verkaufen
Kurz vor dem Wochenende kam die Gerüchteküche um den kalifornischen Energieriesen Chevron Corporation wieder einmal so richtig in Wallung. Der Nachrichtendienst Reuters berichtete darüber, dass der Öl- und Gasmulti seine Öl- und Gasvorkommen im Eagle-Ford-Becken in Südtexas verkaufen möchte.
Zunächst hieß es, dass die Verkaufsabsichten aus einer „mit der Angelegenheit vertrauten Quellen und einem von Reuters eingesehenen Marketingdokument“ stammen würden. Aber auch ein Sprecher des Ölriesen habe bestätigt, dass die Anlagen zum Verkauf stehen.
Der Sprecher des Ölkonzerns betonte aber, dass der Verkauf von Unternehmensbestandteilen nichts Ungewöhnliches seien. Chevron würde sein Portfolio regelmäßig überprüfen und entsprechend reagieren. Auch der Börsenkurs des Ölmultis reagierte kaum auf die Veröffentlichung des Gerüchtes über einen möglichen Verkauf der Chevron-Ölfelder im Eagle-Ford-Becken.
Chevrons Eagle-Ford-Ölfeld wird auf bis zu 3,8 Mrd. US-Dollar geschätzt
Das Eagle-Ford-Ölfeld liegt etwa 500 km südlich von Dallas in der äußersten Südspitze Texas direkt an der Grenze zu Mexiko. Das Eagle-Ford-Becken ist mit über 100 Förderanlagen das aktivste Schieferölvorkommen der Welt.
Hier werden mittels der umstrittenen Fracking-Technologie Öl- und Gas gefördert. Die dortigen Öl- und Gasvorkommen sind bei Weitem noch nicht ausgenutzt und bieten noch ein Potenzial für Jahrzehnte.
Chevron selbst bewertet seine Öl- und Gasanlagen im Eagle-Ford-Basin auf Basis von aktuellen Öl- und Gaspreisen auf bis zu 3,8 Mrd. US-Dollar (USD). Laut Insiderinformationen würden potenzielle Käufer für diese Anlagen zwischen 1 bis 2 Mrd. USD für die Chevron-Anlagen bieten.
Ölkonzerne wollen nach Ölpreisanstieg Kassen füllen
Der Ölpreis für US-amerikanisches Öl (WTI – West Texas Intermediate) ist nach dem coronabedingten Preisabsturz im März 2020 wieder kräftig angestiegen und liegt aktuell um die 70 USD pro Barrel. Dies hat dazu geführt, dass die Anzahl der Fusionen und Übernahmen auf dem US-Ölmarkt wieder deutlich angezogen haben.
Alleine im Eagle-Ford-Becken wurden alleine in 2021 Transaktionen im Gesamtwert von mehr als 2 Mrd. USD getätigt. Im Corona-Jahr 2020 wurden nur Verkäufe mit einem Volumen von 500 Mio. USD und in 2019 von 1 Mrd. USD bekanntgegeben. Insbesondere Private-Equity-Firmen sind aufgrund der wieder ansteigenden Ölpreise an einem Investment interessiert.
Auch Chevron will vom Preisanstieg profitieren
Dass auch Chevron aufgrund der deutlich angestiegenen Preise über einen Verkauf seiner Öl- und Gaskapazitäten im Eagle-Ford-Becken nachdenkt, ist nicht verwunderlich. So hatten die Kalifornier, wie ich Ihnen seinerzeit berichtet habe, die texanischen Ölquellen erst im letzten Jahr durch die Übernahme des wesentlich kleineren Mitbewerbers Noble Energy erworben.
Damals gab Michael Wirth, Chairman und CEO von Chevron, unumwunden zu, dass Chevron die aufgrund des Ölpreisverfalls angeschlagene Noble Energy zu einem günstigen Kurs gekauft habe. Chevron hat inklusive Schulden etwa 13 Mrd. USD für die Übernahme von Noble Energy auf den Tisch gelegt.
Für diese stolze Summe hat Chevron umfangreiche Förderkapazitäten in Colorado und im Südwesten der USA sowie Offshore-Felder vor der Küste Israels und Förderkapazitäten in Äquatorialguinea/Westafrika bekommen.
Darum will Chevron verkaufen
Für den Ölmulti aus dem kalifornischen San Ramon sind die Ölquellen im Eagle-Ford-Becken mit einer Förderkapazität von 30.300 Barrel Öläquivalent pro Tag nur ein kleiner Fisch. Durch den möglichen Verkauf kann sich das Unternehmen auf seine größeren und wirtschaftlicheren Öl- und Gasprojekte konzentrieren.
Der Verkauf seiner Kapazitäten im Eagle-Ford-Becken passt auch in das erst kürzlich angekündigte Transformationsprojekt des Öl-Multis. Chevron will im Rahmen einer „Low Carbon Strategy“ seine Kohlenstoffemissionen senken. Und so ein Vorhaben kostet bekanntlich sehr viel Geld.
Hinzu kommt noch, dass Chevron die Wiederaufnahme seines Aktienrückkaufprogramms plant. Auch für diese Aktion ist es sehr hilfreich, wenn die Kriegskasse durch Teilverkäufe wieder gefüllt werden kann.