Intuitive Surgical: Weltmarktführer für Operationsroboter weiter auf der Überholspur

Intuitive Surgical: Weltmarktführer für Operationsroboter weiter auf der Überholspur
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Tot gesagte leben länger. Während Skeptiker schon lange nachlassende Wachstumsraten prognostizieren und vor den Folgen zunehmender Konkurrenz warnen, hat der Marktführer für Operationsroboter einmal mehr beeindruckende Zahlen vorlegen können.

Die gerade präsentierten vorläufigen Zahlen zur Geschäftsentwicklung kamen bei den Anlegern offenbar gut an. Mit einem Kursplus von knapp 3% am Freitag kletterten die Papiere von Intuitive Surgical auf ein neues Rekordhoch und der Börsenwert nähert sich in großen Schritten der 70 Milliarden Dollar-Marke.

Dem Roboter gehört auch im OP die Zukunft

Bevor ich auf die aktuellen Zahlen eingehe, möchte ich Ihnen den US-Konzern erst einmal im Detail vorstellen: Intuitive Surgical stellt Medizinroboter her, mit deren Hilfe Chirurgen komplexe Operationen minimalinvasiv durchführen. Demnach wird für die Operationen der Körper nicht mehr aufgeschnitten. Vielmehr werden durch Einstiche, Kameras und Instrumente mit Hilfe von Roboterarmen in den Körper eingeführt, um die Operationen im Körperinneren durchzuführen.

Das wichtigste Produkt ist das sogenannte „da Vinci“-OP-System: Dies ist ein roboter-assistiertes Chirurgie System, das inzwischen in zahlreichen großen Kliniken rund um die Welt bei Eingriffen im Darmbereich, Magen, Herz, Leber, Speiseröhre und Gallenblase zum Einsatz kommt.

Besonders erwähnenswert: Intuitive Surgical verdient nicht nur prächtig am Verkauf der bis zu 2 Millionen Euro teuren OP-Roboter, sondern auch an den dafür benötigten OP-Instrumenten, Wartungen und Updates. Dies führt dazu, dass über 70% der Umsätze wiederkehrender Natur sind.

Win-Win-Situation für Klinik und Patient

In den letzten Jahren ritt der Konzern mit seiner Positionierung auf einer regelrechten Erfolgswelle. Seit 2004 explodierten die Umsätze von 139 Millionen Dollar auf 3,72 Milliarden Dollar in 2018. Beeindruckend sind aber vor allem die Gewinnmargen, die in 2018 mit 30,29% das höchste Niveau seit 2012 erreichten.

Warum die Entwicklung so sprunghaft verlaufen ist, liegt auf der Hand, denn bei den minimalinvasiven Eingriffen kann das DaVinci-System seine Stärken voll ausspielen:

Der Patient profitiert durch reduzierte Komplikationen und geringeren Blutverlust. Hohe Präzision ermöglicht günstige funktionelle Ergebnisse (z. B. Potenz-Erhalt). Kleinere Einschnitte bedeuten neben besseren kosmetischen Ergebnissen auch eine raschere Wundheilung sowie weniger Wundschmerz.

Dadurch ist eine raschere Mobilisierung (kürzerer Aufenthalt im Krankenhaus) des Patienten möglich, wobei wiederum Komplikationen nach der OP wie Thrombosen und Lungen-Komplikationen (z. B. Entzündungen) reduziert werden können.

22% Wachstum im vierten Quartal

Das hohe Wachstum hielt auch im gerade abgelaufenen Quartal an. Der Umsatz kletterte um 22% auf 1,28 Milliarden Dollar. Der Gesamtumsatz wurde durch den Verkauf von Instrumenten und Zubehör für die da Vinci Chirurgiesysteme angekurbelt, die im Vergleich zum Vorjahr um 24% gestiegen sind. Für 2019 ergibt sich damit ein Umsatz von 4,48 Milliarden Dollar.

Leasing gewinnt zunehmend an Bedeutung

Intuitive Surgical lieferte im vierten Quartal 336 Systeme aus, was einer Steigerung von 16% gegenüber dem vierten Quartal 2018 entspricht, in dem 290 Systeme ausgeliefert wurden. Das Unternehmen nutzt zunehmend Operating-Leasing und nutzungsabhängige Vereinbarungen, um seine Geräte ohne große Kapitalaufwendungen der Krankenhäuser in die Hände von Chirurgen zu bekommen. Im Rahmen von Finanzierungsvereinbarungen wurden im Quartal 126 Maschinen ausgeliefert, gegenüber 84 Systemen im vierten Quartal 2018.

Intuitive Surgical stellte fest, dass die Anzahl der an seinen Maschinen durchgeführten Eingriffe im Vergleich zum Vorjahr um 19% gestiegen ist. Insgesamt schätzt das Unternehmen, dass im Jahr 2019 mehr als 1,2 Millionen chirurgische Eingriffe auf den da Vinci Systemen durchgeführt wurden, angetrieben durch das Wachstum der allgemeinchirurgischen Eingriffe in den USA und der urologischen Eingriffe weltweit.

Leichte Abschwächung in 2020 erwartet

Die endgültigen Zahlen werden erst am 23. Januar veröffentlicht. Dann steht auch fest, wie profitabel der Konzern gewirtschaftet hat und ob Intuitive Surgical die hohen Gewinnmargen der Vergangenheit (Q3 2019: 35%) beibehalten konnte. Eine konkrete Finanzprognose für 2020 wurde bislang noch nicht den Investoren präsentiert. Allerdings soll sich das Wachstum der durchgeführten Operationen auf 13 bis 16% in 2020 etwas abschwächen.