Lanxess im Einkaufsrausch: Vierter Zukauf in diesem Jahr soll weltweite Führungsrolle bei chemischen Schutzprodukten sichern
Langweilig wird es beim MDAX-Konzern Lanxess wirklich nicht. Ganz im Gegenteil: Gerade hat der Kölner Spezialchemiekonzern eine weitere Großübernahme bekanntgegeben. Für umgerechnet 1,1 Milliarden Euro will der Konzern das Geschäft mit antimikrobiellen Schutzprodukten vom US-Konzern International Flavors & Fragrances (IFF) schlucken.
Vierter Deal in diesem Jahr
Kaum hat Lanxess den 900 Millionen Euro-Kauf des US-Konzerns Emerald Kalama abgeschlossen, folgt nun der nächste Streich. Mit der Übernahme des Geschäfts mit antimikrobiellen Schutzprodukten von IFF für 1,1 Milliarden Euro tätigen die Kölner bereits den vierten Zukauf in diesem Jahr.
Mit zwei weiteren kleineren Übernahmen in Frankreich summiert sich das für die Transaktionen eingesetzte Kapital auf über 2 Milliarden Euro. Damit entwickelt sich der Spezialchemiekonzern immer stärker zu einer richtigen M&A-Maschine.
Lanxess wechselt auf die Überholspur
Mit dem Anbieter von Wirkstoffen und Formulierungen für Materialschutz, Konservierungs- und Desinfektionsmittel baut der Chemiekonzern das konsumnahe Geschäft zur größten Sparte im Konzern aus. Laut der Lanxess-Konzernführung handelt es sich dabei um ein ausgesprochen lukratives Geschäft. Unter dem Strich legen die Kölner das 13-fache des operativen Gewinns vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen auf den Tisch. Zuletzt lag die Marge des Geschäfts bei 22% und damit über den internen Lanxess-Zielvorgaben.
Werden die erwarteten Synergieeffekte in Höhe von 35 Millionen Euro (Ziel innerhalb der nächsten vier Jahre) mit berücksichtigt, reduziert sich das Kaufpreis-Multiple auf 9,6. Der normalisierte Jahresumsatz des Geschäfts liegt laut Firmenangaben bei rund 450 Millionen Dollar.
Führend im Bereich antimikrobielle Wirkstoffe
Beim Objekt der Begierde IFF Microbial Control handelt es sich um einen führenden Anbieter von antimikrobiellen Wirkstoffen und Formulierungen für Materialschutz, Konservierungs- und Desinfektionsmittel. Die Produkte kommen in zahlreichen Anwendungen zum Einsatz, insbesondere in Personal-Care- und Haushalts-Produkten, in der industriellen Wasserbehandlung sowie in Farben und Lacken.
IFF Microbial Control beschäftigt rund 270 Mitarbeitende und betreibt zwei eigene Produktionsanlagen in den USA. Darüber hinaus unterhält der Geschäftsbereich ein großes Partnernetzwerk mit Wirkstoffherstellern und Formulierern.
Finanzierung über Fremdkapital
Wurden die ersten drei Deals noch mit vorhandenen Mitteln finanziert, will Lanxess die jüngste Übernahme mit der Aufnahme von Fremdkapital finanzieren. Trotz der dann höheren Verschuldung soll das Investment Grade-Rating beibehalten werden.
Auf Grund der Komplexität des Deals dürfte es aber etwas dauern, bis alles über die Bühne geht. Erst muss das Geschäft bei IFF ausgegliedert und die Zustimmung verschiedener Behörden eingeholt werden. Mit dem finalen Closing rechnet Lanxess daher erst im zweiten Quartal 2022.
Aktionäre bewerten Deal positiv
Die erste Reaktion der Anleger auf den Milliarden-Deal fiel positiv aus. Die Lanxess-Aktie zog beinahe 2% an. Allerdings hinkt die Aktie in diesem Jahr mit einem Rückgang von 6% dem MDAX noch deutlich hinterher. Dieser erreichte nach einem Kursgewinn von rund 18% gerade ein neues Allzeithoch.
Ob sich die Performanceschere in den nächsten Monaten schließt, wird nicht nur von der operativen Entwicklung abhängen. Auch die erfolgreiche Integration der übernommenen Gesellschaften dürfte von den Anlegern mit Argusaugen beobachtet werden.