SDAX-Rückkehrer Dr. Hönle: Interessanter Turnaround-Kandidat
Gestern habe ich Ihnen an dieser Stelle über Atoss Software berichtet. Heute möchte ich Ihnen den zweiten SDAX-Aufsteiger vorstellen: Dr. Hönle.
Genau genommen ist die Aktie kein Neuling im SDAX. Für anderthalb Jahre war das Papier bereits im Nebenwerte-Index vertreten, musste im März wegen der zuvor schwachen Kursentwicklung aber weichen. Drei Monate später kehrt die Aktie nun schon wieder zurück.
Zurück im SDAX: der UV-Spezialist Dr. Hönle
Wie Atoss kommt auch Dr. Hönle aus Bayern. Das Unternehmen, das seinen Firmensitz in Gräfelfing bei München hat, wurde 1976 von Karl Hönle und Günter Schmidt gegründet. Im Jahr 1980 wurden die ersten UV-Bestrahlungsgeräte für industrielle Anwendungen entwickelt.
Heute ist Dr. Hönle eines der weltweit führenden Unternehmen im Bereich der UV-Technologie für industrielle Anwendungen. Beispielsweise stellt der Konzern UV-Bestrahlungsgeräte für die Kleb- und Kunststoffhärtung oder die Farb- und Lacktrocknung her.
Die Produkte kommen in Fertigungsprozessen unter anderem in den Bereichen Elektronik, Feinmechanik und Optik, in der Druck-, Automobil- und Pharmaindustrie, aber auch in der Telekommunikation oder bei optischen Speichermedien zum Einsatz.
UV-Licht zur Virenbekämpfung
Mit seiner breiten Produktpalette deckt Dr. Hönle auch die Oberflächenentkeimung ab. Stichwort Corona. Vor Kurzem präsentierten die Bayern positive Resultate von Laborversuchen mit UVC-Entladungslampen und UV-LED zur Bekämpfung des Corona-Virus. Gemeinsam mit der Goethe-Universität Frankfurt konnte das Unternehmen den wissenschaftlichen Nachweis erbringen, dass die in beiden Fällen Viren wirksam abgetötet werden konnten. Die Versuche brachten eine Abtötungsrate von 99,99%.
Das heißt, ein Infektionsrisiko lässt sich durch eine UVC-Entkeimung von Luft und Oberflächen sicher und effizient minimieren. Auch über Corona hinaus setzt Dr. Hönle diese Erkenntnis in seinen neuen Geräten um. Einsatzgebiete könnten beispielsweise die Entkeimung von stark frequentierten Räumen wie Gesundheitseinrichtungen oder öffentliche Wartebereiche sein, aber auch die Entkeimung von Smartphones.
Prognose zurückgenommen
Auf diese Nachricht reagierte die Aktie von Dr. Hönle mit kräftigen Aufschlägen. Allerdings war der Kurs im Zuge der Corona-Panik auch massiv zurückgefallen. Zeitweise notierte der Kurs mehr als 70% unter seinem Rekordstand, der im August 2018 bei 89 Euro erreicht worden war.
Nach einem Umsatz- und Gewinnrückgang im Vorjahr musste das Management seine Prognose für das laufende Jahr zurücknehmen. Die Folgen der Corona-Pandemie sind derzeit noch nicht abschätzbar. Nach dieser Delle dürfte das Unternehmen im kommenden Jahr aber wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren.
Für Fantasie sorgt dabei auch das neue Einsatzgebiet, das sich durch die erfolgreichen Tests ergibt. Offenbar stoßen die Geräte auf gute Nachfrage aus der Gastronomie und dem Hotelgewerbe. Auch aus dem öffentlichen Nahverkehr erhofft sich der Konzern Aufträge.
Langfristiger Aufwärtstrend vor der Fortsetzung
Die Spekulation auf einen Turnaround wird auch durch die Charttechnik genährt. Den mittelfristigen, vom Allzeithoch im Sommer 2018 ausgehenden Abwärtstrend hat die Aktie im Mai klar übersprungen. Die Aufnahme in den SDAX dürfte die Nachfrage nach dem Nebenwerte zusätzlich stärken.
Einiges deutet also auf eine Wiederaufnahme des langfristigen Aufwärtstrends hin. Für risikobereite Anleger könnte sich daher der Einstieg lohnen. Auf Sicht der nächsten Monate sind Kurse um 60 Euro ein realistisches Ziel.