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Teladoc schluckt Livongo Health: Mega-Deal schafft neuen Riesen in der Telemedizin

Inhaltsverzeichnis

Während zahlreiche Geschäftsmodelle durch die Corona-Krise enormen Gegenwind verspüren, spielt die Pandemie einem Sektor gehörig in die Karten: Die Nachfrage nach Telemedizin wurde durch die Lock Down-Maßnahmen und Abstandsregeln regelrecht befeuert. Ein Blick auf die Aktienkurse der führenden Akteure Teladoc und Livongo dürfte investierten Anlegern Freudentränen ins Gesicht treiben. Mit einem Kursplus von +200% (Teadoc) und +476% (Livongo) seit dem Jahreswechsel gehörten die Papiere zu den Lieblingen der Anleger.

Jetzt bahnt sich ein spektakulärer Deal an: Teladoc will für 18,5 Milliarden Dollar Livongo schlucken. Sollte die Transaktion durchgehen, würde ein neuer Riese auf dem Markt für Telemedizin entstehen.

Ähnlich und doch unterschiedlich

Bevor ich auf die aktuelle Übernahmeofferte eingehe, möchte ich Ihnen erst einmal die  Geschäftsmodelle der beiden Firmen näher vorstellen: Teladoc und Livongo sind beide im Bereich der virtuellen Gesundheitsfürsorge für Patienten tätig. Die Firmen vermarkten ihre Dienstleistungen an Krankenkassen, Arbeitgeber, Regierungsbehörden und Gesundheitsdienstleister, die sie wiederum ihren Mitgliedern anbieten.

Obwohl die Geschäftsmodelle sich ähneln, besetzen die beiden Player doch unterschiedliche Nischen. Teladoc verfügt über ein Netzwerk von mehr als 50.000 Ärzten, Spezialisten und Therapeuten in 450 medizinischen Fachrichtungen, die rund um die Uhr in 175 Ländern akute und chronische Krankheiten behandeln. Das Unternehmen bietet virtuelle telemedizinische Arztbesuche für Patienten mit den unterschiedlichsten Krankheitsbildern, von der Grippe bis hin zu Krebs.

Livongo hingegen konzentriert sich auf die Selbsthilfe für Menschen mit chronischen Krankheiten und ist bisher nur in den USA tätig. Es versorgt seine Mitglieder mit einer Smartphone-App und angeschlossenen Geräten wie Glukose- und Blutdruckmessgeräten, um bei der Bewältigung insbesondere von Diabetes und Bluthochdruck zu helfen. Die Software liefert Warnmeldungen und Gesundheits-Tipps auf der Grundlage von Monitordaten, hilft bei der Organisation von Gesundheitsberichten für Ärzte, erledigt den Einkauf von Materialien und kann Patienten mit Coaches verbinden.

Starkes Wachstum durch Corona nochmals befeuert

Beide Konzerne erhielten durch die Pandemie kräftigen Rückenwind. Bei Teladoc schossen die Umsätze im zweiten Quartal um knapp 85% auf 241 Millionen Dollar in die Höhe. Allerdings operiert der US-Konzern weiter in der Verlustzone. Unter dem Strich stand zum 30. Juni ein Verlust von 25,7 Millionen Dollar in den Büchern (Vorjahresquartal: -29,3 Mio. Dollar).

Livongo kam im letzten Berichtsquartal (zum 31. März) auf ein Umsatzplus von 114% auf 68,8 Millionen Dollar. Der Verlust belief sich auf 5,6 Millionen Dollar.

Milliarden-Deal soll Wachstum befeuern

Nun will Teladoc sein Wachstum durch den Milliarden-schweren Zukauf von Livongo weiter ankurbeln. Jede Aktie von Livongo soll gegen 0,592 Aktien von Teladoc Health plus eine Barabfindung von 11,33 Dollar pro Aktie eingetauscht werden. Das entspricht einem gesamten Transaktionswert von 18,5 Milliarden Dollar. Nach der Fusion werden die bestehenden Aktionäre von Teladoc Health ~58% und die bestehenden Aktionäre von Livongo ~42% des kombinierten Unternehmens besitzen.

Hohe Synergien erwartet

Kombiniert rechnen beide Firmen gemeinsam mit einem Jahresumsatz von rund 1,3 Milliarden Dollar, was einem Zuwachs um 85% entspricht. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) soll bei über 120 Millionen Dollar liegen. Zudem peilt die Konzernführung beachtliche Synergien an, die bis 2025 auf 500 Millionen  Dollar ansteigen sollen.