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Wenn Valeant seinen Namen ändert, verschwinden nicht die Schulden

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Ende des Monats wird es Valeant Pharmaceuticals nicht mehr geben. Nicht, dass es dem Unternehmen so schlecht gehen würde, dass eine unmittelbare Insolvenz zu befürchten wäre. Sondern weil das kanadische Pharmaunternehmen seinen Namen ablegen wird. Ab dem 1. Juli firmiert Valeant unter Bausch Health Corp. Seine Vergangenheit will das Unternehmen damit endgültig hinter sich lassen.

Dabei wurde Valeant jahrelang an der Börse gefeiert. Zwischen 2008 und 2015 hat sich der Kurs der Valeant-Aktie auf 250 US-Dollar mehr als verfünfundzwanzigfacht. Hintergrund der Kursexplosion war ein Geschäftsmodell, dass von Valeants damaligen CEO Michael Pearson folgendermaßen umschrieben wurde: Konkurrenten kaufen, Forschungsbudget streichen, Preise der Medikamente erhöhen, Wissenschaftler entlassen und die Gewinne nach Kanada verlagern, wo die Steuersätze günstiger waren – und dann das Ganze wiederholen. Insgesamt mehr als 140 Gesellschaften wurden so über die Jahre übernommen, darunter eher skurrile Unternehmen wie etwa den Hersteller des so genannten „Pink Viagra“, einer Sex-Pille für die Frau.

Hedgefonds mit Milliardenverlust

Getrieben von einem wahren Akquisitionsrausch konnten zwar die Umsätze massiv gesteigert werden, gleichzeitig aber wuchs der Schuldenberg auf mehr als 30 Milliarden Dollar. Zu wanken begann das aggressive Geschäftsmodell, als die damalige US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton in einem Tweet die Preissetzungspolitik für Medikamente kritisierte. Kurz danach geriet Valeant auch noch ins Visier von Short-Sellern. Das Analysehaus Citron Research bezeichnete das Unternehmen als „Enron der Pharmabranche“ und deckte Unregelmäßigkeiten in der Bilanzierung auf.

Danach zeigte der Aktienkurs nur noch in eine Richtung: Nach unten. Am Ende war der Kursverfall so stark, dass der Hedgefonds Pershing Square, dessen Gründer Bill Ackman zuvor Valeant als die „neue Berkshire Hathaway“ bezeichnete und 2015 mit rund 3,2 Milliarden Dollar bei Valeant eingestiegen war, seine Anteile mit einem Verlust von mehr als 90% verkaufen musste.

Turnaround-Gelegenheit des Lebens

Seither hat sich viel getan bei Valeant. Der neue CEO des Arzneimittelherstellers, Joe Papa, bezeichnete Valeant bei seinem Amtsantritt als „die Turnaround-Chance seines Lebens“. Im Vordergrund seiner Strategie stand der Abbau der immensen Verschuldung – vor allem durch den Verkauf von Geschäftsbereichen, die er als Randbereiche klassifizierte. Mit Erfolg: Inzwischen konnte Valeant seine Verschuldung um mehr als 5 Milliarden Dollar verringern.

Allmählich gehen Valeant jedoch die nicht zum Kerngeschäft gehörenden Vermögenswerte aus. Da Forschung und Entwicklung immer noch eine eher untergeordnete Bedeutung haben, scheint eine weitere Ergebnisverbesserung und der ersehnte Schuldenabbau ohne einen Verkauf von Kronjuwelen schwerlich möglich zu sein. Immer noch gibt Valeant mehr als 400 Millionen Dollar pro Quartal aus, allein um die Verbindlichkeiten zu bedienen.

Die Schulden von Valeant werden durch die Namensänderung nicht verschwinden. Wenn sich das Zinsumfeld weiter verschlechtert, könnten die erreichten Ertragsfortschritte schnell aufgezehrt werden. Und dann geht alles wieder von vorne los. Vor diesem Hintergrund bleibt Valeant eine hochspekulative Anlage.