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Über die Ratingeinstufung sprechen und Verbesserungen erreichen

Inhaltsverzeichnis
Auf Grund der Vorschriften von Basel II und der „Mindestanforderungen an das Kreditgeschäft“ (MaK) sind die Banken gehalten, ein Risikoklassifizierungsverfahren (Ratingverfahren) einzurichten, das Adressenausfallrisiko zu messen und risikoadäquate Konditionen festzulegen.

Sprechen Sie deshalb unbedingt mit Ihrer Bank über das Ratingergebnis Ihres Unternehmens. Führen Sie ein Ratinggespräch. Lassen Sie sich die Einstufung sagen und – was noch wichtiger ist – die dazugehörige Ausfallwahrscheinlichkeit und die Konsequenzen, die die Bank daraus zieht.

Je nach Ratingeinstufung muss Ihre Bank einen unterschiedlich hohen Eigenkapitalanteil für Ihren Kredit unterlegen. Die Quoten schwanken zwischen 1,6 und 12 %, sofern sich die Bank für den modifizierten Standardansatz entscheiden sollte. Entscheidet sie sich für einen internen Ratingansatz (IRB-Ansatz), weichen die Quoten von denen des Standardansatzes leicht ab.

Grundsätzlich besteht ein Rating aus zwei Teilbereichen: 1. Aus dem Rating der Hard Facts, dem Bilanzrating (quantitative Erfolgsfaktoren), und 2. aus dem Rating der Soft Facts (qualitative Erfolgsfaktoren).

Die quantitativen Erfolgsfaktoren (Hard Facts)

Die quantitativen Faktoren dienen dazu, den Jahresabschluss zu bewerten. Im Einzelnen werden beurteilt:

  1. Ertragslage

  2. Wertschöpfung

  3. Liquiditätslage

  4. Wachstum

  5. Vermögenslage

  6. Finanzlage

  7. Kurzfristige Verschuldung

Die qualitativen Erfolgsfaktoren (Soft Facts)

Für das Rating werden Daten aus sechs Teilbereichen des Unternehmens erhoben:

Die Analysen von qualitativen Fragen zum Jahresabschluss, zur betriebswirtschaftlichen Auswertung sowie zur Kontoführung zielen darauf ab, aktuell die Substanz des Unternehmens (Vermögenslage) und die freien Überschüsse des Kreditnehmers (Ertrags- und Finanzkraft) zu beurteilen.

Hierbei sind beispielsweise folgende Fragen von Interesse:

  • Sind stille Reserven im Jahresabschluss vorhanden?

  • Wurden bilanzbeschönigende Maßnahmen in der Jahresabschlussanalyse festgestellt?

  • Ist die Unternehmensleitung in der Lage, auch unterjährig die wirtschaftliche Entwicklung zutreffend darzustellen?

  • Weicht die durchschnittliche Entwicklung des Umsatzes beziehungsweise des Betriebsaufwandes in der BWA wesentlich vom letzten vorliegenden Jahresabschluss ab?

  • Kam es im letzten Jahr zu nicht genehmigten Kontoüberziehungen, zu Scheck- bzw. Lastschriftenrückgaben, zu nicht ausgeführten Überweisungen oder zu Kontopfändungen?

Im Bereich des Marktes geht es um die Frage, ob und wie sich Absatz- und Beschaffungsmärkte sowie die Wettbewerbsposition des Kreditnehmers innerhalb von Markt und Branche verändern werden. Folgende Fragen werden gestellt:

  1. BWA

  2. Jahresabschluss

  3. Kontoführung

  4. Unternehmensführung/Management

  5. Markt

  6. Planung

  • Wie ist die Abhängigkeit des Kreditnehmers von Kunden und Lieferanten?

  • Wie ist die Wettbewerbssituation des Unternehmens im Vergleich mit seinen Konkurrenten?

  • Wie ist die Produktpolitik des Unternehmens angelegt?

Welche Entwicklung bezüglich der zukünftigen Substanz und der zukünftigen freien Überschüsse ist vor diesem Hintergrund zu erwarten? Fragen zur Planung sollen dies ermitteln. Hier geht es beispielsweise darum, ob

  • die Planung eine Szenariobetrachtung beinhaltet,

  • in den Planungen die beantragten oder in Aussicht genommenen Kreditmittel und Investitionen berücksichtigt sind und

  • die Bank einen Einblick in wichtige Unternehmensentscheidungen besitzt

Letztendlich muss die Frage beantwortet werden, ob das Managementin der Lage ist, die in der Planungdargestellten Ziele und Zahlen umzusetzen und das Unternehmen sicher in die Zukunft zu führen. Dazu sind u.a. folgende Fragen relevant:

  • Gibt es in der Geschäftsleitung ausreichend technisches und betriebswirtschaftliches Know-how?

  • Wie viel Erfahrung bringt der Geschäftsführer mit? Besteht eine geeignete Nachfolgeregelung?

  • Hat das Unternehmen eine Kostenstellen- und Kostenartenrechnung? Wie ist das Mahnwesen organisiert?

  • Sind die wesentlichen Risiken über Versicherungen abgedeckt?

  • Werden Absprachen mit der Bank eingehalten?

  • Wie transparent gibt sich das Unternehmen?

Lassen Sie sich Ihre Ratingeinstufung möglichst im Detail erläutern. Prüfen Sie bei der Gelegenheit, ob die Bank Ihrer Ansicht nach eine zutreffende Bewertung vorgenommen hat.

Falls nicht, kann dies auch damit zusammenhängen, dass sie nicht über alle Informationen zur „richtigen“ Einstufung verfügte.

Stellen Sie in diesem Fall fehlende Informationen zur Verfügung, damit Sie zu einer besseren Einstufung kommen, die Ihnen auch Konditionenvorteile bringt.

Zum Vergleich: Eine weitere bankmäßige Kennzahlenanalyse

Da nicht alle Kennzahlen, die zur Ermittlung der Ratingnote eingesetzt werden, bei allen Banken gleich sind, finden Sie nachstehend einige Kennzahlen und deren Bedeutung, so dass Sie sich selbst ein abgerundetes Bild von der bankmäßigen Kennzahlenanalyse machen können.

  • Eigenkapitalquote

Formel: Eigenkapital × 100 ÷ Bilanzsumme

Die durchschnittliche Eigenkapitalquote deutscher Unternehmen liegt bei 17,7 % (nach einer Untersuchung der Deutschen Bundesbank). Sollwert: über 20 %, besser 30 %.

Anlagendeckung/Finanzstruktur

Formel: Eigenkapital + langfr. Fremdkapital × 100 ÷ Anlagevermögen

Bei einer stabilen Finanzstruktur liegt der Prozentwert über 100, das heißt, mindestens das gesamte Anlagevermögen ist langfristig finanziert.

Schuldendienstfähigkeit

Formel: Gesamtverschuldung ÷ Brutto-Cash-Flow = Tilgungsdauer Die Tilgungsdauer sollte nicht über 5 bis 8 Jahren liegen.

Liquidität

Formel: Umlaufvermögen × 100 ÷ kurzfristige Verbindlichkeiten Das Working Capital muss größer als 100 % sein, um Deckung zu haben. Je höher das Working Capital, umso günstiger ist die Liquiditätslage. Sollwert: je nach Branche 130 bis 200 %.

Umsatzrentibilität

Formel: Gewinn × 100 ÷ Umsatz Sollwert: wenigstens Höhe des Branchendurchschnitts.

Gesamtkapitalrentabilität

Formel: (Gewinn + Zinsaufwand) × 100 ÷ Bilanzsumme Die Gesamtkapitalrentabilität soll höher liegen als der für Fremdkapital zu zahlende Zinssatz.

Die Banken üben Kreditzurückhaltung

Diese Entwicklung ist – ohne zu übertreiben – als dramatisch zu bezeichnen. Sparkassen und Genossenschaftsbanken haben wenigstens ihr Kreditvolumen in etwa gehalten.

Ein führender Banker: „Es ist zweifelsohne heute schwieriger, Kredit zu bekommen, als früher. Die Unternehmen müssen mehr Informationen zur Verfügung stellen, nur dann haben sie eine Chance.“

Ein Sprecher der Commerzbank, die 1 Mrd. € zusätzliche Kredite ausschließlich an mittelständische Unternehmen (Anmerkung des Autors: an „große“ Mittelständler) zur Verfügung stellen will, erklärt, dass die Bank auf Grund ihrer Kreditstrategie Neukredite nur an Unternehmen im Ratingbereich „Investment Grade“ zur Verfügung stellen werde.

Dies bedeutet, dass Unternehmen nur dann eine Genehmigungschance haben, wenn sie über eine sehr gute oder gute Bonität verfügen (gilt für die Commerzbank; andere Institute verhalten sich jedoch ähnlich).

Was zum Investment- oder zum Spekulationsbereich zählt, können Sie der folgenden Zusammenstellung der Ratingnotenskala von Standard & Poor’s entnehmen.

 Da die Ratingsysteme deutscher Banken sehr unterschiedlich sind, sollten Sie sich die Ratingnote, die Sie von Ihrer Bank erhalten haben, sozusagen „übersetzen“ lassen, damit Sie feststellen können, ob Sie im Investmentbereich oder im Spekulationsbereich eingestuft sind. Ihre Ratingnote kann je nach Bank bei einer Zahl zwischen 4 und 25 liegen.

Wie sich die „Buchstaben“ zu den „Zahlen“ der Sparkassen und Volksbanken verhalten, zeigt die folgende Übersicht:

Standard & Poor’s Volksbank Sparkassen AAA 1a 1 AA+ 1b 2 AA 1c 2 AA– 1d 2 A+ 1e 3 A 2a 3 A– 2b 3 BBB+ 2c 4 BBB 2d 5 BBB– 2e 6 BB+ 3a 7 BB 3b 8 BB– 3c 9 B+ 3d 10 B 3e 11 B– 4a 12 CCC+ 4b 13 CCC 4c 13 CCC– 4d 13 CC 4e 14 C 5a 15 C– 5b 15 DDD/DD/D = 5c, d, e 16,17,18 Ausfall

Die Banken argumentieren mit einem erhöhten Risiko, das sie angesichts weiterhin steigender Insolvenzzahlen zu tragen hätten. Da Experten für das laufende Jahr mit über 40.000 Unternehmensinsolvenzen rechnen, lässt sich gegen dieses Bankenargument nichts vorbringen.

Sie können Ihre Bank durch von Ihrer Bonität überzeugen und erhalten sich damit die Gesprächs- und Kreditbereitschaft Ihrer Bank.

Insolvenzrecht: Banken sind bei ihren Bonitätsprüfungen noch penibler

Erschwerend kommt das Insolvenzrecht hinzu, das einem Schuldner die Möglichkeit gibt, von sich aus Insolvenz bereits bei „drohender Zahlungsunfähigkeit“ anzumelden.

Das Problem der Bank dabei ist, dass sie nicht mehr wie bisher in jedem Fall mit der Verwertung ihrer Sicherheiten kalkulieren kann, sondern berücksichtigen muss, dass die ihr eingeräumten Sicherheiten zur Weiterführung des Unternehmens benötigt werden und sie sich daraus nicht befriedigen kann.

Führen Sie mit Ihrer Bank jährlich ein ausführliches Ratinggespräch

Ergreifen Sie die Initiative und bieten Sie der Bank ein ausführliches Gespräch über das Ratingergebnis und das Ergebnis der bankmäßigen Bilanzanalyse an. Stellen Sie zusätzliche Informationen zur Bilanz zur Verfügung. Informationen, die ein Externer den Bilanzzahlen nicht ohne weiteres entnehmen kann.

Fragen Sie nach Ihrer Ratingeinstufung. Lassen Sie sich möglichst die Details des bankinternen Ratings erläutern. Fragen Sie Ihren Banker nach Schwachstellen, und bitten Sie ihn, Ihnen Verbesserungsvorschläge zu machen. Fragen Sie, ob er noch zusätzliche Informationen benötigt, um das Rating noch zutreffender zu erstellen. Bieten Sie unterjährige und zeitnahe Informationen über die Entwicklung Ihres Unternehmens von sich aus an.

  • aktuelles Zahlenmaterial zur Finanz- und Liquiditätslage sowie zur Rentabilitätsentwicklung,

  • ein kompetentes Managementkonzept sowie

  • klare Vorstellungen über Ihre zukünftige Geschäftsentwicklung

Ein gut und zeitnah informierter Banker bietet die Voraussetzungen für erfolgreiche Kreditvereinbarungen

Ein Banker, der sich zeitnah informiert und sicher fühlt, wird immer aufgeschlossener an einen Kreditantrag herangehen als ein Banker, der uninformiert ist und sich deshalb in seiner Beurteilung unsicher fühlt.

Derjenige, der sich unsicher fühlt, denkt in erster Linie an die Sicherheit seiner Bank (sowie den Erhalt seines Arbeitsplatzes) und trifft deshalb im Regelfall eine weniger großzügige Kreditentscheidung.

Vertrauensbildende Maßnahmen gegenüber der Bank erhalten Ihnen deren Kreditbereitschaft

Mit gezielten Informationen können Sie das Vertrauensverhältnis zu Ihrer Bank verbessern und Ihren Kreditspielraum ausweiten. Folgende Maßnahmen können Sie zur Verbesserung Ihrer Bonität ergreifen:

Checkliste: So überzeugen Sie die Bank von Ihrer guten Bonität und erreichen günstige Ratingnoten

  • Richten Sie Ihr Rentabilitätsziel an der Gesamtkapitalrentabilität aus, und streben Sie eine Verzinsung an, die deutlich über dem Zinssatz liegt, den Sie selbst für aufgenommenes Fremdkapital zu zahlen haben.

  • Ermitteln Sie Ihren Kapitaldienst, indem Sie alle Kredite mit Zins- und Tilgungszahlungen erfassen.

  • Legen Sie für Ihr Unternehmen wichtige Finanzierungsgrundsätze verbindlich fest, die unbedingt einzuhalten sind.

  • Organisieren Sie Ihre Finanzierung so, dass Sie neben dem Anlagevermögen auch noch die Teile Ihres Umlaufvermögens, die langfristig Kapital binden, durch Eigenkapital, eigenkapitalähnliche Mittel und langfristiges Fremdkapital finanzieren.

  • Achten Sie streng darauf, dass Sie immer in der Lage sind, Ihren Kapitaldienst zu leisten und noch einen Überschuss zur Liquiditätsbildung zu erwirtschaften.

  • Wenn Sie als Einzelunternehmen firmieren, sollten Sie Ihre Entnahmen in Privatsteuern, Sonderausgaben und Privatentnahmen untergliedern.

  • Achten Sie immer darauf, dass Sie Ihre Kapitaldienstgrenze nicht in vollem Umfang durch Kapitaldienstleistungen ausschöpfen. Versuchen Sie, einen Liquiditätsüberschuss von 20 bis 40 Prozent, bezogen auf den gesamten Mittelzufluss, zu erreichen.

  • Überzeugen Sie die Bank von Ihrer Zuverlässigkeit als Kreditnehmer mit aktuellem Zahlenmaterial zur Rentabilität und Liquidität Ihres Unternehmens.

  • Führen Sie mit Ihrer Bank jährlich ein ausführliches Ratinggespräch, und geben Sie ihr dabei noch Hintergrundinformationen.

  • Tragen Sie Ihrer Bank fundierte Vorstellungen über die Zukunftsperspektiven Ihres Unternehmens vor.