Anleihen-ETFs: Risikolose Rendite oder renditeloses Risiko?

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Sehnen Sie sich auch hin und wieder nach einer sicheren Geldanlage? Bei dem Begriff sichere Geldanlage denken Sie vielleicht an deutsche Staatsanleihen. Und in den letzten Jahren hätte eine Anlage in deutschen Staatsanleihen auch gar nicht mal so schlecht entwickelt.

Der Rentenindex REXP bildet die Wertentwicklung von deutschen Staatsanleihen mit einer Laufzeit von im Schnitt 5 Jahren ab. In den letzten zehn Jahren hat der REXP 55% an Wert zugelegt. Das wäre – zumindest für den konservativen Teil Ihres Vermögens – vielleicht gar keine so schlechte Wertentwicklung gewesen.

Allerdings hat die Bundesregierung letztes Jahr das Geschäft mit Privatanlegern eingestellt. Neue deutsche Staatsanleihen, wie z.B. die Bundesschatzbriefe, werden also nicht mehr an Privatkunden angeboten.

Doch es existieren auch ETFs am Markt, die ausschließlich in sichere deutsche Staatsanleihen investieren. Somit könnten Sie also durch den Kauf eines solchen ETFs indirekt weiterhin deutsche Staatsanleihen kaufen und die vermeintlich sichere Rendite vereinnahmen. Doch macht das auch Sinn? Oder verbirgt sich hinter der vermeintlich sicheren Rendite inzwischen nicht vielmehr ein „renditeloses Risiko“?

Deutsche Staatsanleihen können auch an Wert verlieren

Wenn Sie Staatsanleihen bis zum Laufzeitende halten, nehmen Sie die jährlichen Zinseinnahmen ein und bekommen das anfangs angelegte Geld zurück – vorausgesetzt der Emittent ist zahlungsfähig, was in der BRD bislang immer der Fall war.

Doch auch losgelöst von einem Ausfall des Emittenten können Sie zwischenzeitlich Geld verlieren. Auch Anleihen handeln während ihrer Laufzeit zu einem bestimmten Kurs. Und dieser kann wie bei jeder Geldanlage auch fallen.

Wenn Sie aus irgendeinem Grund die Anleihen vor dem Laufzeitende veräußern wollen oder müssen, kann es also sein, dass Sie trotz der regelmäßigen Zinszahlung einen Verlust erleiden.

Anleihen-ETFs haben kein Laufzeitende

Im Falle der besagten ETFs auf deutsche Staatsanleihen gibt es kein Laufzeitende. Die Anleihen innerhalb des ETF werden vom Emittenten so umgeschichtet, dass Sie immer eine bestimmte durchschnittliche Laufzeit aufweisen.

Ein solcher ETF ist der iShares eb.rexx Government Germany. Er orientiert sich am Rentenindex REXP und beinhaltet somit immer deutsche Staatsanleihen mit einer durchschnittlichen von knapp fünf Jahren. Mit anderen Worten: Es existiert kein bestimmtes Laufzeitende. Wenn Sie den ETF irgendwann veräußern wollen, steht der Kurs entweder höher oder niedriger als beim Kauf.

Die Vergangenheit lässt sich nicht fortschreiben

Wenn das Zinsniveau sinkt, steigt der Wert für existierende Staatsanleihen, die noch eine höhere Verzinsung aufweisen. Die „alten“ Anleihen werden gegenüber den „neuen daher relativ betrachtet attraktiver. Das lässt die Kurse der „alten“ Anleihen steigen. Diese Kursgewinne waren neben dem Zinskupon der Grund dafür, dass sich der REXP in der Vergangenheit so gut entwickelt hat.

Wir befinden uns nämlich seit bereits 30 Jahren in einem Umfeld stetig sinkender Zinsen. Doch die Geschichte lehrt uns, dass kein Trend für immer anhält. Beginnen die Zinsen irgendwann deutlich zu steigen, werden Sie mit einem Renten-ETF spürbare Verluste erleiden.

Lassen Sie sich daher nicht dazu verleiten, den Großteil Ihrer langfristigen Geldanlage in deutsche Staatsanleihen mittels eines ETFs zu investieren. Aus dem risikofreien Zins ist längst ein zinsloses Risiko geworden.