Deutschland holt sein Gold zurück: Das steckt dahinter

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Normalerweise sind Behörden und öffentliche Stellen nicht bekannt dafür, Projekte fristgerecht oder gar vorzeitig zu beenden. Dass es dennoch geht, hat jüngst die Bundesbank gezeigt.

Das Projekt „Deutschland holt sein Gold zurück“ wurde im Februar soweit abgeschlossen, dass bis Jahresende nur noch ein Rest aus dem Ausland in die Bundesbanktresore verlagert werden muss. Dabei hätte sie bis Ende 2020 Zeit gehabt.

50%-Ziel: Deutschland holt Gold zurück

Vor vier Jahren wurde das Ziel ausgegeben, bis dahin mindestens die Hälfte der deutschen Goldreserven selbst zu verwahren und insgesamt 674 Tonnen Gold nach Deutschland zurückzuholen, die bisher bei der US-Notenbank Fed und der Banque de France gelagert waren.

Nach dem Transport von 300 Tonnen Gold aus den USA wurden 2016 erneut 111 Tonnen geholt. Und zusätzlich 105 Tonnen aus Paris.

Die Tresore der Bundesbank füllen sich. Den Angaben zufolge enthalten sie nun 1.619 Tonnen bzw. 47,9 % der deutschen Goldbestände. Ende letzten Jahres betrugen sie über 3.378 Tonnen zum Marktwert von 119,3 Mrd. € – weltweit der zweitgrößte Schatz nach den USA.

Noch bis Jahresende holt Deutschland Gold zurück, um den Zielwert von über 50 % zu erreichen. Nur Paris, wo einst 374 Tonnen lagerten, wird komplett geräumt. Bei der US-Fed bleiben 1.236 Tonnen und bei der Bank of England 432 Tonnen.

Bundesbank-Vorstand Thiele hält es für opportun, einen Mindestbestand dort zu lagern, wo Gold notfalls am schnellsten zu Geld gemacht werden kann.

Donald Trump und der Brexit ändern daran nichts. London wird nach Thieles Ansicht auch weiterhin größter Handelsplatz für Gold bleiben. Mit Blick auf die USA fügt er hinzu, dass auch die einen Teil ihrer Währungsreserven bei der Bundesbank halten. Und Goldbestände sind Währungsreserven.

Bundesrechnungshof und diverse Verschwörungstheorien

Die ganze Rückholaktion wurde 2013 angeschoben, nachdem der Bundesrechnungshof und die Öffentlichkeit Druck gemacht hatten. Der hatte sich nach der Finanzkrise aufgebaut. Auf der Suche nach realen Werten häuften sich Schlagzeilen mit der Frage „Wo ist unser Gold?“ Zu dem Zeitpunkt lagerten nur 31 % der Goldreserven bei der Bundesbank.

Das war zwar im Vergleich zu den 2 % bis zur deutschen Wiedervereinigung viel, doch nun ging es ans Eingemachte. Die Befürchtung ging um, dass die 270.000 Barren eventuell gar nicht mehr existierten oder zum Schein nur vergoldet waren.

Dass allerlei Verschwörungstheorien aufkamen, geht auf eine alte Gepflogenheit der Bundesbank zurück, die nun als naiv angesehen wurde: Sie hatte bisher einfach ihren Partnern vertraut.

2012 schaltete sich auch der Bundesrechnungshof ein und monierte, die Bundesbank habe ihre Goldreserven im Ausland „noch nie physisch aufgenommen und auf Echtheit und Gewicht geprüft“.

Daraufhin bemühte sich die Bundesbank um Transparenz und listete bis 2015 erstmals auf 2.300 Seiten öffentlich einsehbar alle Barren auf. Der gesamte Bestand hatte sich nach dem Krieg aufgebaut, als mit dem Dollar als Leitwährung ein Golddevisenstandard mit festen Wechselkursen festgelegt wurde. Ab 1973 wurden die Wechselkurse freigegeben.

Bis dahin wuchs der Goldbestand in den Wirtschaftswunderjahren. Die durch Exporterfolge und Leistungsüberschüsse erzielten Dollar wurden gegen Goldforderungen getauscht.

In der Zeit des kalten Krieges lag es nah, aus Furcht vor einem Überfall durch die Sowjetunion die Goldbestände außerhalb Deutschlands zu lagern.

Passend zu politischen Bedrohungen

Zeitlich zumindest passt die Rückholaktion zu den Wahlen in Frankreich, Deutschland oder Italien, in denen eurofeindliche Kräfte die Gemeinschaftswährung und den Zusammenhalt der EU bedrohen.

Notfalls könnte das zurückgeholte Gold nicht nur zur Stützung des Euro dienen, sondern auch die Folgen einer Wiedereinführung der Mark abfedern. Nicht zuletzt fordert die AfD eine Volksabstimmung zum Euro.

Insgesamt machen die 3.378 Tonnen Gold im Wert von fast 120 Mrd. € 68 % der Währungsreserven aus. Zu ihnen zählen außerdem Devisen für 35 Mrd. € sowie Forderungen gegen den Internationalen Währungsfonds (IWF) in Höhe von 21,5 Mrd. €.

Laut Bundesbank wurden seit Aufgabe des Goldstandards 1973 weder Gold gekauft noch verkauft. Der leichte Schwund geht auf eine jährliche Abgabe von bis zu fünf Tonnen an das Finanzministerium zurück, das daraus Münzen prägt.