Eurobonds: Pro und Contra eines umstritten Themas

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Die Schuldenkrise ist nicht gelöst. Die angeschlagenen Staaten brauchen noch mehr Geld.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Griechenland, Irland und Co. günstiger an Kredite kommen könnten. Eine Option sind „Eurobonds“. Lesen Sie hier die Pro und Contra zu diesem Thema.

Eurobonds: Eine Definition

Der Eurobond ist eine von allen Euro-Mitgliedsländern ausgegebene Anleihe. Das bedeutet, dass die Euro-Länder als Einheit auftreten und als Ganzes einen Kredit beantragen.

Das am Markt eingesammelte Geld kann dann innerhalb der Eurozone so verteilt werden, wie es gerade gebraucht wird.

Die Haftung für die Euro-Anleihe wird auf die gesamte Euro-Zone verteilt. Die Staaten haften also gesamtschuldnerisch.

Die Euro-Länder sind dann gemeinsam für die Rückzahlung verantwortlich. Genau hier liegen sowohl die Pro- als auch Contra-Argumente zu den Eurobonds.

Mehr zum Thema: Eurobonds: Die Schuldengemeinschaft genauer erklärt

Spekulations-Angriff auf den Euro nur noch sehr schwer möglich

Der größte Vorteil einer solchen Anleihe ist, dass Pleite-Spekulationen auf ein in Schieflage geratenes Euro-Land unterbunden werden.

Diese Spekulationen machen aktuell besonders den Iren und den Portugiesen die Refinanzierung ihrer Staatsschulden verhältnismäßig teuer.

Besonders kleine EU-Länder können von den Spekulanten leicht angegriffen werden. Bei Eurobonds ist das dagegen nur sehr schwer möglich, da wesentlich mehr Kapital benötigt werden würde, um gegen die gesamte Euro-Zone zu „wetten“.

Daraus leitet sich auch gleichzeitig der zweite Vorteil ab. Den finanziell angeschlagenen Ländern wird so eine vergleichsweise günstige Refinanzierung möglich gemacht. Denn: Die Zinsbelastung würde sinken.

Während Deutschland aktuell nur knapp 3% Zinsen zahlen muss, müssen die schwachen Länder 6 oder 7% zahlen. Bei einem Eurobond könnte der Zinssatz bei etwa 4% liegen.

Bonitätsbeurteilung wird verwässert

Das ist aber gleichzeitig der erste wichtige Kritik-Punkt. Der Zins ist (auch) ein Indikator für Risiko.

Bei einer Euro-Anleihe wird dem Markt die Möglichkeit genommen, über den Zins auszudrücken, welche Zahlung gerechtfertigt ist, um das Ausfallrisiko einzugehen.

Da alle Staaten gemeinsam haften, wird bei den Euro-Anleihen nur noch der Zusammenbruch der kompletten Währungsunion bewertet.

Befürworter der Eurobonds sagen zwar: Die Staaten werden noch über die Emission nationaler Anleihen bewertet, doch dieses Argument gilt nur eingeschränkt. Denn da der Markt antizipiert, dass im äußersten Notfall dem Land über Euro-Anleihen Geld zufließt, wird das die Bonitätsbeurteilung beeinflussen.

Damit wird bei den schwachen Ländern der Zins der nationalen Anleihen unter dem „eigentlichen“ Markt-Zins liegen. Das Risiko wird künstlich niedrig gehalten.

Eurobonds: Der Sparanreiz würde sinken

Weiteres großes Problem: Der Anreiz zu Haushaltsdisziplin wird geringer. Viele hochverschuldete Staaten haben strukturelle Probleme, die zu der jetzigen Krise geführt haben.

Die Billig-Refinanzierung durch den Euro hat den Ländern die Kredit-Aufnahme bereits ungerechtfertigt verbilligt, das Geld wurde verprasst.

Diese Länder wurden jetzt von ihren Schulden eingeholt. Die günstige Refinanzierung über den Kapitalmarkt ist nicht mehr möglich. Wenn jetzt erneut die (zu) günstige Refinanzierung – entgegen der Warnungen des Marktes! – ungerechtfertigter Weise durch die Euro-Anleihen wieder möglich wird, kann das nicht dauerhaft funktionieren.

Die nächste Krise ist vorprogrammiert. Warum sollten die Krisen-Staaten noch sparen, wenn die Gemeinschaft zahlt?

Wiederwahlmotiv der Politiker verhindert sinnvolle Reformen

Wieso sollte sich zukünftig die Hauhaltsdisziplin ändern, wenn es keine Konsequenzen aus dem bisherigen Handeln gibt? Wer kann die Länder in einem solchen Mechanismus wirklich zum Sparen zwingen, wenn das Geld so schön billig bleibt?

Politiker wollen wiedergewählt werden. Die benötigten Einschnitte bei den Ländern sind aber so groß und unpopulär, dass eine Abwahl droht. Daher ist der Anreiz zur Umsetzung gering.

Die Proteste in Griechenland haben gezeigt, wie gering die Einsicht bei den Bürgern ist, wenn man Ihnen sagt: „Sorry, wir haben viele Jahre über unsere Verhältnisse gelebt.“

Wobei in den Medien fast immer nur die Gegner der Sparpolitik gezeigt werden, weil diese „bessere“ Bilder und Schlagzeilen liefern. Eine gewisse Einsicht ist fast überall zu erkennen. Das muss man positiv vermerken.

Kreditrisiko und Zinsbelastung Deutschlands steigt

Wegen dieser systematischen Probleme bin ich gegen die Eurobonds. Es gibt auch nationale Gründe, warum die deutsche Regierung (noch) gegen die Euro-Anleihe kämpft.

Denn die Refinanzierung mittels Euro-Anleihe würde das Kreditrisiko wegen der Haftung Deutschlands ansteigen lassen und damit auch die Zinsbelastung. Deutschland müsste zukünftig höhere Zinslasten tragen.

Wie soll es weitergehen, wenn die Euro-Zone wackelt und die Pleite droht? Kommt dann die Flucht unter den IWF-Rettungsschirm? Werden alle Marktmechanismen nach und nach ausgeschaltet, bis uns das ganze System um die Ohren fliegt?

Kein DM-Comeback, aber jeder soll seine Zeche zahlen

Ich halte den Euro für ein währungspolitisches Experiment, das gelingen kann. Die deutsche Wirtschaft profitiert enorm von der Gemeinschaftswährung.

Eine plötzliche Wiedereinführung der DM würde wahrscheinlich einen gewaltigen wirtschaftlichen Schock auslösen, wenn über Nacht deutsche Waren oder Dienstleistungen 30 oder 50% teurer würden.

Aber das verdrängen die DM-Fans.

Dennoch ist der Euro kein Freifahrtschein. Jeder muss seine Zeche zahlen. Wer Griechenland-Anleihen kauft, muss damit rechnen, dass Griechenland als Schuldner ausfällt und 50% des Kapitals verloren sind.

Das ist ein typisches Investitions-Risiko. Dieses Risiko darf nicht auf die Steuerzahler abgewälzt werden.