Lockruf der Kellerkinder – Das sind Fallen Angels Aktien

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Im Prinzip sind Aktieninvestments relativ simpel, wenn es an den Märkten stabil aufwärts geht. Kommen sie aber an ihre Höchststände, sind clevere Strategien gefragt. Dazu gehört das Aufspüren von Fallen Angels Aktien.

Das sind Titel, die eine schwere Zeit und massive Kurseinbrüche hinter sich haben, gleichzeitig aber von hoher Qualität sind. Mit ihrem Potenzial kann man darauf setzen, dass sie in absehbarer Zeit zu neuer Stärke zurückfinden.

Fallen Angels Aktien – am Markt in Ungnade gefallen

Fallen Angels sind Aktien, die in Ungnade gefallen sind und sozusagen aus dem Börsenhimmel verbannt wurden. Viele steigen irgendwann wieder auf – allerdings nicht alle. Die Kunst besteht darin, den Wert anhand einer genauen Fundamentalanalyse auszumachen, schließlich ist der Absturz nicht ohne Grund erfolgt.

Stimmt etwa der Cashflow und handelt es sich um Anlässe, die an Bedeutung verlieren oder längst überwundene Probleme, bietet sich Gelegenheit, billig einzukaufen und in absehbarer Zeit teils ernorme Kurszuwächse mitzunehmen. Doch Vorsicht: Viele gefallene Engel schaffen es einfach nicht mehr. Und sind sie erst einmal im Pennystock-Bereich angelangt, wird es immer schwieriger, mit ausgedünnter Kapitaldecke ein Comeback hinzulegen.

Grundsätzlich geht es bei Fallen Angels Aktien darum, dass nach Bekanntwerden schlechter Nachrichten die anschließende Abwärtsbewegung häufig übertrieben ist. Doch selbst wenn klar ist, dass es sich um eine gewisse Massenhysterie handelt, kann es fatal sein, in dem Moment zuzugreifen. Oft genug ziehen derartige Aktien zwar bald wieder an – nur um dann wieder abzubröckeln. Das geschieht vor allem dann, wenn die Ursachen für die Krise noch nicht wirklich behoben sind.

Fundamentaldaten bei Fallen Angels richtig interpretieren

Kaufen sollte man erst, sobald es sichere Anzeichen für eine anhaltende Besserung gibt, also überzeugende Umstrukturierungen, ein neues Management, neue Produkte oder veränderte Rahmenbedingungen. Darüber hinaus muss man abschätzen können, ob etwa die neue Führungsriege in der Lage ist, das Blatt zu wenden, ob neue Produkte gefragt sind und ein angepasstes Geschäftsmodell nachhaltig ist.

An diesem Punkt zeigt sich, dass es nicht ganz so einfach ist, die Strategie mit Fallen Angels Aktien erfolgreich umzusetzen. Außerdem werden derartige Unternehmen auch von Marktprofis beobachtet. Und sind die ersten Personalien und Berichte erst einmal in den Medien, ist der ideale Kaufzeitpunkt bereits verpasst.

Unternehmenskrise erkennen und einordnen

Wer nicht gerade Lotterie spielen will, sollte zumindest wissen, in welchem Krisenstadium sich das Unternehmen befindet. In der Regel laufen Krisen nach einem bestimmten Muster ab. Auf anhaltend sinkende Umsätze folgen häufig Verluste. Dies ist das Stadium der Strategiekrise. Das bisherige Geschäftsmodell ist überholt, gefragt sind neue Konzepte.

Darauf folgt die Ertragskrise, in der Bestände und Personal abgebaut werden. Und schließlich die Liquiditätskrise und der Kampf gegen die Insolvenz. Meist helfen selbst große Kapitalspritzen nur, wenn zugleich der Konzern umgebaut wird – je früher desto besser.

Sucht man nun den richtigen Einstieg, kann man parallel Hilfsmittel der technischen Analyse einsetzen, um Bodenbildungen bzw. eine bevorstehende Trendwende zu erkennen. Dabei darf aber die Dynamik nicht übersehen werden, die Kurse bewegt. Da viele Anleger mit Stop-Loss-Orders arbeiten, kann das Einbrüche ebenso verstärken wie Leerverkäufe. Dieser Effekt kann bei einer zwischenzeitlichen Kurserholung schnell ins Gegenteil umschlagen.

Und immer daran denken: Aktien fallen schneller und leichter als sie sich erholen. Darin jedoch liegt gerade die Chance: Es dauert oft eine Weile, bis der Markt dem Braten traut bzw. bis sich positive Veränderungen und bessere Zahlen im Kurs niederschlagen.

Riskantes Spiel mit der Wende – Beispiele

Wiederauferstehung oder Begräbnis von Aktien: Für beide Fälle gibt es genügend Beispiele. Vor zwei Jahren stieg etwa Adidas wie der Phönix aus der Asche, während der Anbieter von Mobilfunk-Datenkarten Vtion aus dem TecDax im Pennystockbereich endete. Conergy oder Praktiker sind längst begraben.

Klar, die Erfolgsgeschichten sind verführerisch. Lag Nokia 2012 mit 1,33 € am Boden, ging es nach einem Radikalumbau auf über 7 € im letzten Jahr. Kaum in Erinnerung ist, dass Apple 2003 mit 6 US-$ ums Überleben kämpfte – heute steht der Kurs bei 114 US-$.

Im Rückblick fällt diese Betrachtung natürlich leicht. Viel schwieriger ist es, derartige Turnaround-Kandidaten erst ausfindig zu machen. Ohne ein Mindestmaß an Erfahrung und Grundkenntnissen können Fallen Angels Aktien schnell zum Rohrkrepierer mit Totalverlust werden. Bei der reinen Trendfolge-Strategie ist das Risiko allemal geringer.