Lohnt sich eine Lebensversicherung noch als Altersvorsorge?

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Sparer haben es in Deutschland seit Jahren nicht leicht. Wer seine Rente später aufstocken und bereits einige Zeit vorher etwas für die Altersvorsorge tun will, griff früher auf eine Lebensversicherung zurück. Die brachte vor der Jahrtausendwende vier Prozent Zinsen – ohne Risiko. Anschließend wurde der Garantiezins nach und nach gesenkt. Heute liegt die Verzinsung bei unter einem Prozent und man fragt sich zwangsläufig: Lohnt sich eine Lebensversicherung als Altersvorsorge?

Niedrige Zinsen bei neuen Verträgen

Jetzt eine solche Versicherung abzuschließen, ist angesichts der Niedrigzinsen nicht ratsam. Zudem kommen Versicherungsunternehmen immer wieder in die Schlagzeilen, weil sie teilweise gar nicht wissen, wie sie die Kunden bezahlen sollen. Schließlich fehlen auch ihnen rentable Anlageformen. Staatsanleihen beispielsweise werden auch nur noch mit weniger als einem Prozent verzinst und Aktien bedeuten ein zu großes Risiko – sie sind tabu.

Doch wie sieht es mit Altverträgen aus? Hier kommt es darauf an: Wer seine Lebensversicherung vor dem 1. Januar 2005 abgeschlossen hat, sollte sie nicht kündigen, solange er das Geld nicht dringend benötigt. Die Auszahlung dieser Verträge ist nämlich steuerfrei und zudem vergleichsweise gut verzinst.

Anders sieht es bei neueren Policen aus – hier fallen Steuern an und die Zinsen sind niedrig. Möglicherweise bieten sich hier andere Anlageformen an.

Versicherungspolice verkaufen

Doch eine Kündigung sollte dennoch gut überlegt sein. Es gibt bessere Optionen, etwa den Verkauf der Police. Dabei muss aber ganz genau hingeschaut werden, etwa wenn der Käufer in Raten bezahlen will. Daher ist es empfehlenswert, sich beim Verkauf nur an Mitglieder des BVZL (Bundesverband Vermögensanlagen im Zweitmarkt Lebensversicherungen e. V.) zu wenden, so Winninger, ein Pionier auf dem Markt der sogenannten gebrauchten Lebensversicherungen.

Eine weitere Möglichkeit ist die Beleihung der Lebensversicherung. In diesem Fall bekommt der Versicherte eine zu verzinsende Vorauszahlung, jedoch höchstens die Summe des aktuellen Rückkaufswertes, von der Versicherungsgesellschaft. Bei einer Beleihung entfällt die Bonitätsprüfung und sie ist ganz oder teilweise rückzahlbar. Der Nachteil: Die Zinsen fallen monatlich an. Stirbt der Versicherte, wird die angesparte Summe abzüglich des Policendarlehens ausgezahlt.

Sparmöglichkeiten prüfen

Geht es darum, Geld zu sparen, gilt es zunächst, andere Faktoren zu prüfen. Für eine monatliche Zahlung der Versicherungsbeiträge erheben die Versicherungen beispielsweise eine Gebühr – teilweise sind das bis zu fünf Prozent des Jahresbeitrags. Dann bietet es sich an, auf eine jährliche Zahlungsweise umzustellen. Auch zusätzliche Versicherungen, etwa gegen Berufsunfähigkeit oder Burnout, blähen die Kosten auf. Hier sollte genau geprüft werden, ob sie tatsächlich benötigt werden.

Wer über 45 ist, sollte der dynamischen Beitragsanpassung widersprechen. Denn im fortgeschrittenen Alter packen die Versicherungsunternehmen einen Großteil der Beitragserhöhungen in den Risikoanteil, der allerdings nicht verzinst wird. Auch hier lässt sich also Geld sparen ohne negative Konsequenzen. Schafft man es aktuell finanziell gar nicht, in die Lebensversicherung einzuzahlen, kann man diese auch ruhend stellen.

Die Rückabwicklung einer Lebensversicherung, also ein Widerruf, der seit einem BGH-Urteil im Mai 2014 möglich ist, gilt hingegen als schlechteste Option, um schnell an Geld zu kommen. Die Versicherungsunternehmen sträuben sich in der Regel und einige scheuen gar vor einem Gerichtsprozess nicht zurück. Vor allem bei Altverträgen sind die Verluste viel zu hoch.