Tom Hayes – Finanzmarkt-Betrüger im Gefängnis

Einige Großbanken haben mit Milliardenstrafen für Betrügereien bezahlt. Schuld daran trägt unter anderem der Devisen-Händler Tom Hayes. (Foto: Vytautas Kielaitis / Shutterstock.com)
Er wirkt nicht so schräg wie einst Bernie Cornfeld, dem Hippie der Fondsgeschäfte, oder so großspurig wie Iwan D. Herstatt, dem Boss der ehemaligen Kölner Privatbank. Aber ein Betrüger am Finanzmarkt ist Tom Hayes ebenfalls.
Seine Seriosität dürfte der 35-jährige Hayes komplett eingebüßt haben. Denn ein Londoner Geschworenengericht hat den einstigen Star unter den Devisen-Händlern zu einer Haftstrafe von 14 Jahren verurteilt.
Er soll die graue Eminenz im globalen Skandal um Manipulationen beim Referenzzinssatz Libor gewesen sein. Ende Mai dieses Jahres hatte der Prozess verfolgt von enormem Medieninteresse begonnen.
Tom Hayes und seine Tricksereien am Devisenmarkt
In den Jahren 2006 bis 2010 stand Hayes nach Recherchen der britischen Strafverfolgungsbehörde SFO im Zentrum eines Netzwerks von Händlern aus wenigstens 10 Brokerhäusern und Banken. Hayes war damals für die UBS und die Citigroup tätig gewesen.
Bei den illegalen Absprachen ging es um Tricksereien um den Libor. Der Libor (London Interbank Offered Rate) ist der Referenzzinssatz im internationalen Interbankengeschäft. Er bildet den durchschnittlichen Zinssatz, zu denen sich verschiedene Geldinstitute von anderen Geschäftsbanken Termingeld leihen können.
Von solchen Referenzzinsätzen sind Geschäfte in einer Größenordnung von vielen hundert Billionen US-$ abhängig. Dadurch lassen sich schon durch minimale Bewegungen enorme Gewinne erzielen. Und das bildete die Grundlage für die Absprachen des Finanzmarkt-Betrügers Tom Hayes.
Betroffene Großbanken haben bereits teuer bezahlt
Sowohl die UBS und die Citigroup als ehemalige Arbeitgeber von Hayes aber auch etwa die Deutsche Bank hatten bereits im Vorfeld des Gerichtsverfahrens Vergleiche in Milliardenhöhe mit verschiedenen Behörden in Washington, London und Brüssel geschlossen.
Hayes hatte bei einer polizeilichen Vernehmung erklärt, die Schiebereien seien kein Einzelfall sondern ein Phänomen der gesamten Branche gewesen. Die Manipulationen hätten vor seiner Zeit bei der UBS begonnen und seien nach seinem Austritt weitergegangen.
Das britische Gericht, der Southwark Crown Court, hatte das Vorgehen des Devisen-Händlers als pure Gier gewertet und keine strafmildernden Argumente gelten lassen. Hayes wurde von der achtköpfigen Jury in allen 8 Anklagepunkten der Verschwörung zum Betrug für schuldig gehalten.
Die Banken haben Hayes wie „heiße Kartoffel“ fallen gelassen
Tom Hayes ist der erste von einer ganzen Reihe von Verdächtigen im Eklat um den Libor, der sich vor Gericht zu verantworten hatte. Die Banken haben Hayes wie „heiße Kartoffel“ fallen gelassen, erwarten selbst aber auch noch weitere Sanktionen.
So hat beispielsweise die Deutsche Bank bereits die Rückstellungen für bevorstehende Streitfälle erhöht. Tom Hayes freilich wird das alles nicht mehr helfen – hinter Gittern ist er weit weg vom großen Geld.
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