Geschlossene vs. offene Fonds: Unterschiede erklärt

Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste in Kürze

  • Offene und geschlossene Fonds sind völlig unterschiedliche Finanzkonstrukte
  • Geschlossene Fonds sind sehr komplex, riskant und haben lange Laufzeiten
  • Wer in geschlossene Fonds investiert, ist nicht nur Investor, sondern auch Mitunternehmer
  • Offene Fonds sind einfacher strukturiert und weisen eine bessere Risikostreuung auf
  • Geschlossene Fonds kommen für die Mehrheit der Privatanleger nicht in Frage

Offene und geschlossene Fonds stellen zwei verschiedene Ansätze der Kapitalanlage dar, die jeweils einzigartige Merkmale und Chancen für Investoren bieten. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die wesentlichen Unterschiede zwischen diesen beiden Anlageformen und beleuchten ihre jeweiligen Vor- und Nachteile, um Anlegern dabei zu helfen, eine fundierte Entscheidung zu treffen, welche Variante am besten zu ihren individuellen Anlagezielen passt.

Was sind geschlossene Fonds?

Geschlossene Fonds sind rechtlich und ökonomisch äußerst komplexe und intransparente Fondskonstruktionen. Es handelt sich in den meisten Fällen um nicht börsennotierte Beteiligungen von Privatanlegern an einer Kommanditgesellschaft, die in verschiedene Immobilien (z.B. Bürogebäude und Einkaufszentren), Flugzeuge, Schiffe, Windparks, Solarkraftanlagen, Filme oder ähnliche Projekte investiert.

Geschlossene Investmentfonds haben üblicherweise sehr hohe offene und versteckte Nebenkosten, die sich sowohl anfänglich, als auch während der Laufzeit ergeben. Zwar gibt es keinen Ausgabeaufschlag (Agio) wie bei offenen Fonds, die Kosten für die Emission und den Vertrieb der Anteile werden in der Regel jedoch in den Zeichnungsbedingungen und den laufenden Kosten berücksichtigt.

Investoren müssen bei geschlossenen Fonds in der Regel hohe Mindestbeträge aufbringen, um sich an den Projekten des Fonds beteiligen zu können. Bei einem geschlossenen Fonds ist ein Investor nicht einfach nur Anleger, sondern auch Mitunternehmer. Das Investment geht also mit entsprechenden Rechts- und Haftungsrisiken einher. Dies ist ein wesentlicher Unterschied zu offenen Fonds. Sollte ein Fonds in Schieflage geraten und scheitern, ist das investierte Geld weg. Unter Umständen besteht auch eine Nachschusspflicht, sodass Investoren gegebenenfalls mehr in den Fonds einzahlen müssen, als sie eigentlich wollten.

Die Laufzeit von geschlossenen Fonds ist von vornherein genau festgelegt und das angelegte Geld kann bis zum Ende der Laufzeit nicht entnommen werden. Dies ist ein weiteres wesentliches Unterscheidungskriterium zu offenen Fonds. Unter Umständen ist ein vorzeitiger Ausstieg zwar möglich, dann aber meist mit hohen Kosten verbunden. Es hat sich allerdings ein Zweitmarkt für geschlossene Fonds gebildet, wie zum Beispiel die unabhängige Plattform Fondsbörse Deutschland Beteiligungsmakler AG.

Geschlossene Fonds sind üblicherweise sehr schlecht diversifiziert. Dadurch, dass sich ein Fonds meist nur auf wenige Investitionsobjekte beschränkt, entstehen für die beteiligten Investoren große Klumpenrisiken und ein erhöhtes Risiko von Totalverlusten. Durch die Kombination der vielfältigen Risiken und Nachteile sind geschlossene Fonds in der Vergangenheit zunehmend in Verruf geraten.

Was sind offene Fonds?

Im Unterschied zu geschlossenen Fonds können die Anteile offener Fonds laufend gekauft und verkauft und meist auch an der Börse gehandelt werden. Das Interesse der Anleger ist üblicherweise deutlich größer, was für die Fondsgesellschaft von Vorteil ist. Ein größeres Fondsvolumen bedeutet üblicherweise auch einen größeren Spielraum der Fondsgesellschaft.

Durch eine bessere Risikostreuung über verschiedene Projekte, Unternehmen und Länder, wird das Risiko von Totalverlusten für Anleger drastisch reduziert. Investoren haben die Möglichkeit, sich bereits mit kleinsten Beträgen zu beteiligen und laufend sowie zeitlich ungebunden Fondsanteile zu kaufen und zu verkaufen bzw. Sparpläne aufzusetzen. Dies macht offene Fonds für Privatanleger zu besonders attraktiven Investments.

Es gibt verschiedene Arten von offenen Investmentfonds. Bei den wichtigsten Fondstypen handelt es sich um:

Aktienfonds: Investieren beinahe ausnahmslos in Aktien. Neben marktbreiten Investmentfonds konzentrieren sich manche Fonds auf bestimmte Regionen, Länder, Länderkategorien, Branchen, Themen, Trends usw. Aktienfonds weisen ein höheres Risiko auf als beispielsweise Anleihenfonds oder Mischfonds, erzielen jedoch langfristig die größeren Renditen.

Anleihen- bzw. Rentenfonds: Investieren hauptsächlich in Staatsanleihen und Unternehmensanleihen. Sie weisen ein deutlich geringeres Risiko als Aktienfonds auf und werden daher gerne dem Investmentportfolio als risikoarmer Portfolioanteil beigemischt oder von eher risikoaversen Anlegern gewählt.

Mischfonds: Beinhalten mehrere Anlageklassen, wie Aktien, Anleihen, Immobilien oder Rohstoffe.

Hedgefonds: Umfassen neben Aktien, Anleihen und Rohstoffen oftmals auch Derivate, Devisen, Unternehmensbeteiligungen und weitere Anlageklassen. Sie weisen damit ein sehr bunt gemischtes Portfolio auf, haben in der Regel jedoch auch hohe Gebühren und zudem hohe Gewinnbeteiligungen des Fonds.

ETFs und Indexfonds: Bilden einen Index nach und sind durch das Entfallen des Fondsmanagements deutlich kostengünstiger als aktiv gemanagte Investmentfonds. Es gibt klassische Indexfonds sowie börsengehandelte Indexfonds (ETFs).

Offene Immobilienfonds: Sind Direktanlagen in ein Gewerbeimmobilienportfolio (Hotels, Einkaufszentren, Bürogebäude etc.). Kostengünstige und weniger riskante Alternativen zu offenen Immobilienfonds sind Immobilienakten-ETFs bzw. REITs.

Was sind die Vorteile und Nachteile von offenen und geschlossenen Fonds?

Offene und geschlossene Fonds stellen zwei völlig verschiedene Wege der Kapitalanlage dar. Durch die grundlegenden Unterschiede ergeben sich potenzielle Vorteile und Nachteile der verschiedenen Fondskonstrukte. Im Folgenden zunächst die wesentlichen Vor- und Nachteile geschlossener Fonds:

Vorteile von geschlossenen FondsNachteile von geschlossenen Fonds
Potenziell höheres Gewinnpotential aufgrund des höheren RisikosSchlechte Diversifikation und hohes Klumpenrisiko
Möglichkeit der Investition in spezialisierte MärkteRechtlich und ökonomisch komplex und intransparent
Planbarkeit durch feste LaufzeitenAnleger geht als Mitunternehmer große Rechts- und Haftungspflichten ein, einschließlich möglicher Nachschusspflichten
Geringe Anfälligkeit für kurzfristige Marktschwankungen und KapitalabflüsseHohe offene und versteckte Nebenkosten
Weniger anfällig für plötzliche Anteilsrückgaben von Anlegern und damit verbundenen Liquiditätsrisiken für den FondsGefahr von „Schönfärberei“ und überoptimistischen Renditevorhersagen der Fondsgesellschaft
Niedrigere Transaktionskosten aufgrund von geringerem Handel im Vergleich zu offenen FondsIlliquides Investment: Fondsanteile können üblicherweise nur mit hohen Preisabschlägen vor Fälligkeit verkauft werden
 Mangelnde Flexibilität: Investoren können nur in einer begrenzten Zeichnungsphase investieren und Fondsanteile vor Fälligkeit nur auf dem Zweitmarkt handeln
 Lange Laufzeiten und damit verbunden hohe Unsicherheit des zukünftigen Wertes der Anlage

Offene Fonds sind im Vergleich zu geschlossenen Fonds deutlich weniger komplexe Finanzkonstrukte. Dennoch sind auch bei offenen Fonds eine Reihe spezifischer Vor- und Nachteile zu beachten:

Vorteile von offenen FondsNachteile von offenen Fonds
Hohe Liquidität für Anleger: Fondsanteile können direkt bei der Fondsgesellschaft zurückgeben oder an der Börse gehandelt werdenVolatilität und Marktbeeinflussung: In Zeiten erhöhter Marktvolatilität können große Anteilsrückgaben den Fonds finanziell unter Druck setzen und die Rendite beeinträchtigen
Höhere Flexibilität für Anleger: Investitionen können jederzeit und regelmäßig erfolgen, Sparpläne können eingerichtet werdenHöhere Opportunitätskosten, da offene Fonds einen wesentlichen Portfolioanteil in liquiden und gegebenenfalls weniger lukrativen Anlagen halten müssen
Deutlich breitere Risikostreuung 
Höhere Transparenz 
Strengere Regulierung und Aufsicht durch die Finanzbehörden 
In der Regel deutlich niedrigere Gesamtkosten 

Für wen sind offene und geschlossene Fonds geeignet?

Die für geschlossene Fonds typische Kombination einer hohen Mindestanlagesumme, einem hohen Kostenvolumen und einer schlechten Diversifikation, dürfte nur für wenige Investoren von Interesse sein. Für die überwiegende Mehrheit der Privatanleger werden daher offene Fonds die deutlich attraktivere Investmentvariante darstellen.

Anleger sollten ein Investment in einen geschlossenen Fonds nur dann in Erwägung ziehen, wenn die folgenden Voraussetzungen erfüllt werden:

  • Der Anleger kennt die Branche, in der investiert wird, sehr gut. Detaillierte Branchenkenntnisse können dabei helfen, den Erfolg des geplanten Investments besser abzuschätzen.
  • Es herrscht Klarheit darüber, in welches Projekt das investierte Geld fließt. Sogenannte „Blind-Fonds“, bei denen das Investitionsobjekt nicht bekannt ist, sollten allenfalls vermieden werden.
  • Der Anleger verfügt über ausreichend Geld. Da es sich bei geschlossenen Fonds um sehr riskante Investments handelt, sollte nur ein geringer Teil des Investmentportfolios in geschlossene Fonds investiert werden. Der Einstieg in geschlossene Fonds ist jedoch sehr teuer und lohnt sich in der Regel erst ab hohen Investitionssummen. Der Investor sollte also über ein möglichst hohes Gesamtkapital verfügen.
  • Da die Laufzeiten von geschlossenen Fonds üblicherweise sehr lang sind (unter Umständen mehrere Jahrzehnte), muss der Anleger während dieser Zeit auf das investierte Kapital verzichten können, da es in einer Notlage nicht einfach wieder aus dem Fonds abgezogen werden kann.
  • Der Anleger ist bereit, die Rechts- und Haftungsrisiken zu tragen, die mit der unternehmerischen Beteiligung verbunden sind. Unter Umständen ergeben sich auch bestimmte Verpflichtungen daraus, wie die Teilnahme an Versammlungen und die Beteiligung an strategischen Entscheidungen. Das setzt Zeit und entsprechendes Vorwissen beim Investor voraus.