Value-Aktien – Unterbewertete Aktien & Value-Strategie

Value-Aktien – Unterbewertete Aktien & Value-Strategie
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Inhaltsverzeichnis

Alles über Value-Aktien & die Value-Strategie

Definition: Aktien von etablierten Unternehmen traditioneller Branchen, deren Kurswert unter dem eigentlichen Unternehmenswert liegt

Unterscheidung: Growth-Aktien haben höheres Wachstum, höheres Kurs-Gewinn-Verhältnis, benötigen größere Investitionen, schütten kaum/keine Dividende aus

Value-Investing: Begründer war Benjamin Graham, berühmter Ökonom der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Strategie: Unterbewertete Aktien identifizieren, kaufen, nach Preiskorrektur mit Rendite verkaufen


Definition: Was sind Value-Aktien?

Aktien bzw. Wertpapiere lassen sich in zwei Klassen von Anlageprodukten unterteilen: Value-Aktien (Substanzwertaktien) und Growth-Aktien (Wachstumsaktien). Eine exakte Einteilung von Unternehmen zu einer dieser Produktklassen ist schwierig. In der Folge betrachten verschiedene Investoren ein und dieselbe Aktie unterschiedlich.

Value-Aktien basieren auf wirklicher Substanz der Unternehmen in ihrem Markt bzw. ihrer Branche. Es besteht eine gewisse Marktkapitalisierung. Erfolgreiche Produkte oder Dienstleistungen sind im Markt eingeführt und gelten zu sogenannten Cashcows. Value-Aktien zeichnet in der Folge ein niedrigeres Wachstum als Growth-Aktien aus. Das Wachstum liegt vielmals ebenfalls unter dem generellen Wachstum des Marktes oder des Index, in dem sie gelistet sind. Aus diesem Grunde fristen diese Wertpapiere eher ein Dasein außerhalb des Rampenlichts.

Oftmals handelt es sich um emittierte Wertpapiere von Unternehmen, die aus Branchen wie der Automobilindustrie, Finanzen, Pharmazie, Konsumgüter oder der Stahlindustrie stammen. Value-Aktien werden mithilfe der Value-Strategie, die ebenfalls auf dieser Seite besprochen wird, ausgewählt.

Value-Aktien spielen eine wichtige Rolle in der Portfolio-Diversifizierung von Anlegern. Aus diesem Grund gibt es bestimmte Indizes, Exchange Traded Funds (ETFs) und Aktienfonds, die sich auf Value-Aktien spezialisiert haben. Diese sind durch den Zusatz „Value” im Produktnamen erkennbar. Der relevanteste Index ist der MSCI World Value, der sich zum 31.12.2019 aus 940 Einzelaktien zusammensetzt.

Hinweis

Zu den größten Value-Aktien im MSCI World Value Index zählen Unternehmen wie: JPMorgan Chase, Johnson & Johnson, Procter & Gamble, Bank of America, Berkshire Hathaway, EXXON Mobile, AT&T, Intel, Walt Disney und Verizon. Die Holding-Gesellschaft Berkshire Hathaway der Investoren-Legende Warren Buffett ist insofern hervorzuheben, da Warren Buffett als bekanntester lebender Vertreter der Value-Strategie gilt.

Eigenschaften von Value-Aktien

Value-Aktien sind Aktien von Unternehmen, deren Wachstum eher langsam und stetig verläuft – sogenannte Substanzwerte. Diese Substanzwerte sind in den häufigsten Fällen Aktienunternehmen mit einer soliden Finanzierung, regelmäßigen Ausschüttungen von Gewinnen (Dividenden) und einer guten Marktpositionierung im Marktdurchschnitt. Value-Aktien lassen sich zusätzlich anhand weiterer Kriterien charakterisieren. Die dazugehörigen Unternehmen besitzen beispielsweise ein niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) und ein niedriges Kurs-Buch-Verhältnis (KBV). 

Aufgrund der soliden Marktpositionierung verfügen Unternehmen, die zu den Value-Aktien zählen, über höhere Gewinne und einen höheren Cashflow. Da das Wachstum stetig erfolgt, sind in der Regel niedrige Investitionen ausreichend. Der Gewinn wird als Dividenden an die Aktionäre ausgeschüttet. Es ergibt sich oftmals eine hohe Dividendenrendite bei Value-Aktien.

Zudem lässt sich die Kursentwicklung von Substanzwerten in der Regel zuverlässiger im Marktdurchschnitt prognostizieren. Genau dies macht solche Substanzwerte eigentlich relativ uninteressant für Investoren. Wie kann ein relevanter Gewinn am Aktienmarkt erzielt werden, wenn die Kursentwicklung bzw. das Gewinnwachstum gemächlich und vorhersehbar ist?

Eigenheiten von Value Aktien

 

Tatsächlich kann es bei diesen Wertpapieren vorkommen, dass sie aus unterschiedlichen Gründen an einer Börse deutlich unter Wert gehandelt werden. Man spricht in diesem Fall von einem unterbewerteten Aktienkurs. Dies führt dazu, dass sie im Marktdurchschnitt Schwankungen ausgesetzt sind, die sich Value-Investoren zunutze machen möchten. Es handelt sich einfach gesagt um Unternehmen, deren Anteile im Marktdurchschnitt günstiger sind, als sie aktuell sein sollten.

Value-Aktien: Unterscheidung zu Growth-Aktien

Growth-Aktien zeichnet vor allem ein hohes Wachstum aus. Ein Beispiel für Wachstumsaktien (Wachstumswerte) sind die FANG-Titel (Facebook, Amazon, Netflix, Google). Mit dem hohen Wachstum geht eine gewisse Prestige einher, weswegen viele Magazine und Tageszeitungen regelmäßig über diese Aktien und Unternehmen berichten. Das erhöhte Wachstum wird primär durch massive Investitionen erkauft. Gewinne und der Cashflow sind deutlich niedriger als bei Value-Aktien, eine Dividende fällt deutlich niedriger aus oder wird von vornherein ausgeschlossen. Tatsächlich gibt es zahlreiche Unternehmen wie Google, die noch keine Dividende ausgeschüttet haben. Die Rendite wird bei diesen Werten über die Kursgewinne erzielt.

Wie kann man in Value-Aktien investieren?

Obwohl Growth-Aktien bei vielen Privatanlegern aufgrund der starken Wachstumsraten höher im Kurs stehen, macht es Sinn, zusätzlich Value-Aktien ins Aktienportfolio beizumischen. Value-Aktien haben in der Regel geringere Kursschwankungen als volatilere Wachstumsaktien, wodurch der sogenannte Drawdown eines Portfolios abgefedert werden kann. Aufgrund der höheren Dividendenrendite spielen Value-Aktien ebenfalls bei Strategien rund um Dividendenausschüttungen eine wichtige Rolle.

Wer sich etwas in die Thematik einliest, kann mittels Einzelaktien eine Investition in passende Substanzwerte tätigen und auf entsprechende Renditen spekulieren. Einzelaktien können für eine mittel- und langfristige Position aufgebaut oder im Rahmen der Value-Strategie als Trades herausgepickt werden.

Wer in Value-Aktien unabhängig der Value-Strategie investieren möchte, kann sich z. B. an den Investitionen von Warren Buffett oder anderen Investment-Ikonen mit Fokus auf Substanzwerte orientieren. Ebenfalls können Indizes wie der MSCI World Value oder der Dow Jones US Large Cap Value herangezogen werden.

Einfacher investieren Privatanleger mittels Aktienfonds oder passiven ETFs. Der Fondsmanager des Aktienfonds stellt eine benötigte Risikostreuung selbständig her und verwaltet das Fondsvermögen hinsichtlich lukrativer Anlagemöglichkeiten. Die exakte Verteilung von Value- und Growth-Aktien sowie der Grad der Risikostreuung kann dem Anlageprospekt vor der Investition entnommen werden. Darüber hinaus gibt es ebenfalls spezielle Aktienfonds, die sich rein auf Value-Aktien spezialisiert haben. Eine Beimischung ist sinnvoll, wenn primär Growth-Aktien im Portfolio liegen. Die Positionsgröße sollte in Abhängigkeit des individuellen Risikos vorgenommen werden.

Anstelle von aktiv verwalteten Aktienfonds können ETFs, börsengehandelte, passiv verwaltete Indexfonds, ebenfalls eine valide Option darstellen. Diese bilden einen gesamten Index, eine Branche oder Region ab und werden danach passiv verwaltet, wodurch deutlich niedrigere Verwaltungsgebühren anfallen. Der iShares Edge MSCI World Value Factor UCITS ETF oder der Xtrackers MSCI World Value Factor UCITS ETF bilden beispielsweise den MSCI World Value Index ab. Entsprechende Finanzprodukte lassen sich ebenfalls für andere Regionen wie die Vereinigten Staaten oder Europa finden.

Tipp

Statt einzelne Value-ETFs zu erwerben, bieten viele ETFs eine Mischung aus Value- und Growth-Aktien. Die zugrundeliegenden Indizes performen oftmals besser als einzelne Value- oder Growth-ETFs. Wer den Fokus auf Growth-Aktien legt, sollte mit Value-Aktien, z. B. durch einen Value-ETF, das Portfolio ergänzen.

Definition: Was ist die Value-Strategie?

Da Value-Aktien vom Markt unterbewertet werden können, bietet dies Chancen auf Rendite. Nach dem Ansatz der Value-Strategie investieren Value-Investoren in Aktienunternehmen, die unterbewertet sind und generieren nach einer Kurskorrektur Gewinne durch die Wachstumsraten bzw. den steigenden Aktienkurs. Dies kann sich für den jeweiligen Anleger bezahlt machen, wenn die korrekten Annahmen getroffen wurden.

Value-Investoren verlassen sich also nur auf die Fundamentalanalyse der finanziellen Daten eines Unternehmens und laufen nicht den kurzfristigen Modetrends der Börse hinterher. Value-Investoren versuchen, Aktien zu finden, deren Kurse unter dem fairen Wert der Aktie liegen. Wenn nach Ansicht von Value-Investoren Aktienkurse unter dem Wert der Aktie liegen, ist damit Folgendes gemeint: Der aktuelle Kurs liegt unter dem Wert der künftigen Cashflows eines Unternehmens.

Einfach ausgedrückt bedeutet das, dass die erwarteten künftigen Cash-Zuflüsse des Unternehmens einen höheren Aktienkurs rechtfertigen. Die Unterscheidung zwischen dem Kurs und dem Wert einer Aktie ist ein entscheidendes Abgrenzungsmerkmal gegenüber so gut wie allen anderen Anlagestrategien an der Börse.

Denn die Anhänger der anderen Anlagestrategien gehen davon aus, dass der Kurs einer Aktie identisch mit dem Wert der entsprechenden Aktie ist. Warren Buffett sagt jedoch dazu: „Price is what you pay. Value is what you get.“ Das bedeutet: Der Preis ist, was du bezahlst und der Wert ist, was du bekommst.

Die Value-Strategie gilt daher als eine der typischen Anlagestrategien der Investoren-Legende Warren Buffett, welcher den Ansatz als eine der wichtigsten Investment-Strategien betitelte. Im Zentrum des Value-Investments steht aus diesem Grunde der innere Wert eines Unternehmens.

Was ist der innere Wert eines Unternehmens?

Die gesamte Vorgehensweise des Ansatzes basiert auf dem inneren Wert eines Unternehmens. Wie bei den inneren Werten eines Menschen, die sich nach außen unterschwellig zeigen, liegen die inneren Werte eines Unternehmens oftmals im Verborgenen. Sie müssen von einem informierten Investor erst identifiziert werden, bevor sie genutzt werden können. Das bedeutet im Gegenzug, dass Value-Investoren über Know-how und Erfahrung verfügen sollten, um den inneren Wert eines Unternehmens zu entdecken. Und zwar dann, wenn die Bewertung des Unternehmens von diesem Wert abweicht.

Was ist die Sicherheitsmarge?

Sicherheitsbewusste Value-Investoren sind auf der Suche nach der sogenannten Sicherheitsmarge. Diese bezeichnet einen Wertrahmen, bei dem der Anleger mit seinem Investment bezüglich seiner zu befürchtenden Verluste in einem angemessenen Bereich bleibt. Es handelt sich um den Unterschied zwischen dem notwendigen Ordervolumen, um Gewinn zu erzielen und einer darüber liegenden tatsächlich benötigten Menge an Kapital. Wenn weniger nötig wäre, um Sicherheit herzustellen, wird der Wert bewusst überschritten.

Speziell im Value-Investment wird die Sicherheitsmarge mit der Differenz zwischen dem tatsächlichen inneren Wert eines Unternehmens und seinem an einer Börse gehandelten Aktienkurs verstanden. Je höher die Differenz ist und damit die Sicherheitsmarge ausfällt, desto sicherer ist das Geschäft für den Investor, der nicht ausschließlich mehr Gewinne generieren, sondern ebenfalls das Risiko verringern kann, dass das Investment durch plötzliche Marktschwankungen in eine falsche Richtung in Gefahr gerät.

Sicherheitsmarge erklärt

 

Hinweis

Warren Buffett verglich einst die Sicherheitsmarge mit dem Fahren eines LKWs über eine Brücke: Mit einem 4,8-Tonner würde er die Brücke mit fünf Tonnen Limit meiden und die ein paar Kilometer entfernte Brücke mit 7,5 Tonnen Limit wählen. Mit einer Differenz von 2,7 t (vs. 0,2 t) ist die Sicherheitsmarge, die er dadurch erreicht, deutlich höher.

Geschichte der Value-Strategie

Die Value-Strategie hat ihre Wurzeln bei dem US-amerikanischen Fondsmanager und Wirtschaftswissenschaftler Benjamin Graham, welcher die Strategie Anfang des 20. Jahrhunderts insbesondere mit zwei großen Standardwerken prägte, und seinem Kollegen, dem amerikanischen Finanzanalysten und Investor David L. Dodd.

Graham vertrat die Meinung, eine Aktie dürfe ausschließlich unter ihrem sogenannten fundamentalen Wert (dem inneren Wert) gekauft werden. Damit begründete er das klassische Value-Investment bzw. das Value-Investing als Anlage-Strategie. Er kaufte Anteile von hunderten kleinen und großen Firmen auf, von denen sich einige erholten, während andere an der Niedrigbewertung scheiterten. Insgesamt vermehrte Graham sein Vermögen über die große Depression und den Zweiten Weltkrieg hinweg mit rund 22 % pro Jahr.

Grahams Ideen stammen aus den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Sie haben damals wie heute große Wellen geschlagen. Seine beiden großen Standardwerke „Security Analysis” von 1934 und „The Intelligent Investor” von 1949 gehören zur Lektüre vieler Investment-Interessenten und werden wiederholt neuaufgelegt.

Benjamin Grahams Buch „The Intelligent Investor ist der Klassiker zum Thema Value-Investing und auch in deutscher Sprache unter dem Titel „Intelligent Investieren erhältlich. Es gilt als das Lehrbuch für Einsteiger, die sich mit der Value-Strategie auseinandersetzen möchten. Graham hingegen gilt als der Architekt und zugleich wichtigster Vertreter dieser Anlagephilosophie.

Der von Graham, in Zusammenarbeit mit David L. Dodd, verfasste Klassiker des Value-Investing ist das bereits im Jahr 1934 erstmals veröffentlichte Buch „Security Analysis“. Dieses geht noch etwas mehr in die Tiefe als „The Intelligent Investor“ und beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit den Bilanzen von Unternehmen. Dieses Werk ist in deutscher Sprache unter dem Titel „Das Geheimnis der Wertpapieranalyse“ erhältlich.

Richtig bekannt wurde die Value-Strategie aber erst einige Jahrzehnte später. Verantwortlich für die Steigerung des Bekanntheitsgrades ist Warren Buffett, der erst Student und dann Mitarbeiter von Benjamin Graham war und als erfolgreichster Börsen-Investor aller Zeiten gilt.

Trotz seiner frühen Wurzeln ist die Theorie hinter dem Value-Investment nicht in den 30er und 40er Jahren steckengeblieben. In der Folge wurden die Strategien von Benjamin Graham von vielen namhaften Wirtschaftswissenschaftlern und professionellen Investoren aufgegriffen, überarbeitet und modernisiert. Dazu gehört neben dem in diesem Zusammenhang häufig zitierten Warren Buffett auch Peter Lynch, der das Kurs-Gewinn-Wachstums-Verhältnis (engl.: PEG-Ratio) als wichtige Komponente prägte: Liegt dieses unter dem Wert von Eins, lohnt sich der Kauf eines Unternehmens.

Die Graham-Formel

Benjamin Graham begründete die Value-Strategie allerdings nicht ausschließlich theoretisch und durch ein Set eigener Regeln, sondern mit einer eigenen Formel. Diese setzt den Kaufpreis als ein Verhältnis von Gewinn pro Aktie und Buchwert derselben gleich.

Formel:

Maximaler Kaufpreis = √(22,5 * Gewinn pro Aktie * Buchwert pro Aktie)

Diese Formel, die ebenfalls als Graham-Nummer bezeichnet wird, ist eine der zentralen Ergebnisse des Ansatzes. Der Buchwert pro Aktie beinhaltet hierbei entweder den Substanzwert oder den Ertragswert. Der Substanzwert entspricht dem Eigenkapital des Unternehmens, welcher aus der Bilanz herausgelesen werden kann, geteilt durch die Anzahl der im Umlauf befindlichen Aktien. Der Ertragswert entspricht dem jährlichen Gewinn mit einem Multiplikator, z. B. fünfzehn, geteilt durch die Anzahl der emittierten Aktien des Unternehmens. Der Gewinn pro Aktie kann ebenfalls aus der veröffentlichten Bilanz ermittelt werden.

Beispiel:

Als Beispiel wird der US-amerikanische Konsumgüter- und Pharmazie-Hersteller Johnson & Johnson mit der Bilanz aus 2018 herangezogen. Der Buchwert der Aktie wird mit dem Ertragswert ermittelt, da das Unternehmen nicht insolvenzgefährdet ist mit einem Multiplikator von fünfzehn. 15,297 Milliarden US-Dollar Gewinn wurden ausgegeben, multipliziert mit fünfzehn und geteilt durch die Anzahl an emittierten Aktien (2,63187 Milliarden) ergibt dies einen Ertragswert von 87,18 $. Der Gewinn pro Aktie betrug 5,7 $.

Nach Einsetzung in der Formel ergibt sich ein maximaler Kaufpreis von 105,74 $. Am 07.01.2019 wurde die Aktie mit 144,1 $ gehandelt. Sie wäre damit für die Value-Strategie überbewertet.

Das Ziel des Value-Investments

Ein Investor, welcher der Value-Strategie folgt, hat sich das Ziel gesetzt, in die Aktien von Unternehmen zu investieren, die vom Markt unterbewertet sind. Der Grundgedanke hinter dieser Idee ist es, dass der Markt das Ungleichgewicht schnell erkennen und die Preise entsprechend anpassen wird. Dies ist der Moment, auf den der Value-Investor wartet. Er verkauft seine Anteile im Gleichgewicht und erhält die Differenz als Gewinn.

Die Schwierigkeit der Value-Strategie

Grundsätzlich klingt die Herangehensweise machbar, es gibt jedoch einige Herausforderungen in der Praxis. Wer würde schon einen Unternehmensanteil für weniger anbieten als er offenkundig wert ist und wer würde an diesem Top-Angebot vorrübergehen? Obwohl dies Suggestivfragen sind, werden auf der Welt jeden Tag Aktien unter ihrem tatsächlichen Wert verkauft. Die Aufgabe ist es, diese Wertpapiere zu finden, bevor andere auf sie stoßen und gegebenenfalls Prognosen zu treffen, die andere nicht vorhersehen, die sich allerdings bewahrheiten.

Das Geheimnis liegt ohne Frage in einer Informationsasymmetrie. Ganz egal ob bei Auktionen oder Verkauf im Internet, auf Flohmärkten, in regulären Geschäften oder an der Börse: Es gibt Menschen, die den Wert eines Produktes korrekt einschätzen können und andere, die einen Preis bestimmen müssen, dafür allerdings nicht über die nötige Menge an belastbaren Informationen verfügen. Die Informationen sind also asymmetrisch verteilt. Bei der Value-Strategie gilt es Know-how, Erfahrung und Informationen gezielt einzusetzen, um unterbewertete Aktien zu erkennen.

Erkennen von Value-Aktien: Wie funktioniert die Value-Strategie?

Benjamin Graham führte zu diesem Zweck die Methode der Fundamentalanalyse ein. Diese nutzt verschiedene Daten, um basierend darauf den Wert eines Unternehmens bewerten zu können. Die Fundamentalanalyse einer Aktie gilt aufgrund der Verwertung belastbarer Informationen als einer der Grundpfeiler der Value-Strategie. Im Folgenden werden die Pfeiler der Fundamentalanalyse genauer beschrieben.

Das Kurs-Buchwert- & Kurs-Gewinn-Verhältnis

Das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) sowie das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) sind zwei Kennzahlen, die als die einzigen beiden Kriterien der Fundamentalanalyse propagiert werden. Dennoch handelt es sich um zwei ausgewählte Bewertungskennzahlen von vielen. Das KBV berechnet sich üblicherweise durch das Dividieren des Aktienwertes durch den Buchwert je Aktie.

Das KGV berechnet den aktuellen Aktienkurs durch den Gewinn je Aktie. Das entspricht salopp gesagt der Anzahl Jahre, die die Aktie ihren aktuellen Wert bei konstanten Gewinnen verdient hat. Das Problem mit KBV und KGV ist, dass sie starken Unsicherheiten unterworfen sind und es nicht einfach ist, verlässliche Voraussagen auf Basis dieser Werte zu treffen. Entsprechend sollten die beiden Verhältnisse mit der nötigen Vorsicht verwendet werden.

Achtung

Das KBV berücksichtigt keine stillen Lasten oder Reserven. Das Ergebnis ist aus diesem Grunde nicht zuverlässig. Andere Kennzahlen wie die Kapitalrendite liefern durchaus bessere und langfristig zuverlässigere Ergebnisse.

Kennzahlen, um Value-Aktien zu bewerten:

  • Historisches Wachstum des Unternehmens: Wie hat sich das Unternehmen in der Vergangenheit geschlagen?
  • Umsatz: Wie viele Einkünfte erwirtschaftet das Unternehmen?
  • Gewinn: Wie hoch ist der reine Gewinn des Unternehmens?
  • Dividendenrendite: Wie hat sich die Dividendenrendite verändert?
  • Wachstumsaussichten: Wie wird das zukünftige Wachstum des Unternehmens eingeschätzt?
  • Verschuldung: Besitzt das Unternehmen hohe Schulden?
  • Unternehmenswerte: Besitzt das Unternehmen hohe Rücklagen?
  • Buchwert: Wie hoch ist der Buchwert des Unternehmens?
  • Margen: Wie hoch sind die Gewinnspannen des Unternehmens?
  • Cash-Flow: Wie stark unterscheiden sich die Summen eingehender und ausgehender Geldströme?
  • Kapitalrenditen: Wie steht es um die Eigenkapitalrendite und die Gesamtkapitalrendite des Unternehmens?

Unter Betrachtung all dieser und weiterer Bewertungskennzahlen wird in einer Fundamentalanalyse der innere Wert eines Unternehmens sowie dessen Qualität und Branchenrelevanz bestimmt. Dabei werden zwei Fragen beantwortet: „Ist das Unternehmen qualitativ hochwertig?” und: „Wo liegt der innere Wert dieses Unternehmens?”.

Zur Durchführung der Fundamentalanalyse existieren eine ganze Reihe an verschiedenen Methoden, die Teil einer übergeordneten Analyse sein können. Diese werden in der folgenden Tabelle vorgestellt und näher erläutert. Es handelt sich um verschiedene Methoden, die teilweise oder in ihrer Gesamtheit als eine Fundamentalanalyse durchgeführt werden können.

BranchenanalyseMit einem fokussierten Blick auf die Branche werden Rahmenbedingungen und Wertentwicklung definiert. Abhängigkeiten, Risiken und Chancen stehen im Mittelpunkt, genauso wie starke branchentypische Regulierungen, die zu temporären Unterbewertungen führen können.
GlobalanalyseDie Globalanalyse definiert die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eines Unternehmens angesichts eines vordefinierten Themas. Dabei spielen insgesamt globale Themen und Einflussfaktoren eine Rolle.

Die Globalanalyse kann beispielsweise in Form einer SWOTAnalyse durchgeführt werden. SWOT steht für Strength (Stärken), Weaknesses (Schwächen), Opportunities (Chancen) und Threats (Risiken). Die Analyse dient der strategischen Planung von Unternehmen.

UnternehmensanalyseDie Unternehmensanalyse ist der eigentliche Kern der Fundamentalanalyse und umfasst verschiedene Analyseformen.

Qualitativ:

  • Was ist die Tätigkeit des Unternehmens?
  • Womit verdient es sein Geld?
  • Wie ist der Wettbewerb?
  • Welche Vorteile und Nachteile gibt es?
  • Welchen Eindruck macht das Unternehmen?

Quantitativ:

  • Welche Zahlen kann das Unternehmen aufweisen?
  • Gibt es Statistiken, die über Erfolge und Misserfolge des Unternehmens berichten?

Fundamentalanalyse Übersicht

 

Wie können Value-Aktien gefunden werden?

Value-Aktien werden identifiziert, indem ihr wahrer innerer Wert bestimmt wird. Dazu können verschiedene Strategien angewandt werden, die in diesem Artikel ebenfalls Erwähnung finden sollen. Wie die Ergebnisse einer Fundamentalanalyse, die allenfalls auf gutbasierten Fakten beruht, ist die Berechnung eines inneren Wertes durchaus fehlerbehaftet und sollte keinesfalls als eine blinde Kaufempfehlung gewertet werden. Schließlich gibt es ausreichend Aktien, die niedrig bewertet sind, was allerdings aus guten Gründen geschehen ist und bei denen sich die Werte in der Folge nicht erholen werden.

DCF-Verfahren (Discounted Cash Flow)DCF oder Discounted Cash Flow bezeichnet ein Bewertungsverfahren, bei dem die Zahlungsströme als Mittel verwendet werden, um den Wert eines Unternehmens zu bestimmen.
EigenkapitalrenditeDie Bewertung anhand der Eigenkapitalrendite erfolgt durch Bewertung der Höhe des Prozentsatzes, mit dem der erwirtschaftete Gewinn auf das eigene Kapital zurückzuführen ist. Wie viel Gewinn wurde mit dem eigenen Kapital erwirtschaftet?
GewinnprojektionsverfahrenDas Gewinnprojektionsverfahren entspricht der KGV-Methode (Kurs-Gewinn-Verhältnis). Der aktuelle Gewinn je Aktie wird mit einer fiktiven Wachstumsrate in die Zukunft projiziert. Ein solcher Blick in die Glaskugel ist stark fehlerbelastet.
Bestimmung der Payback-TimeDie Zeit, in der ein Unternehmen benötigt, um investierte Gelder wieder einzunehmen, wird als Payback-Time bezeichnet. Der Wert wird gewöhnlich in Jahren angegeben und orientiert sich nach den Werten im Geschäftsbericht.

Fazit zu den Value-Aktien & der Value-Strategie

Abschließend bleibt festzuhalten, dass Value-Aktien bezüglich der Kursentwicklung häufig im Schatten der Wachstumswerte (Growth-Aktien) stehen, aber dennoch interessante Möglichkeiten bieten, um Rendite zu erzielen. Vor allem durch Anwendung des Value-Investing-Ansatzes lassen sich unterbewertete Wertpapiere identifizieren. Mit dieser Vorgehensweise verfolgen Privatanleger dieselben Ansätze wie zahlreiche Star-Investoren. Zur Anwendung ist zwar etwas Know-how erforderlich, dieses kann aber leicht erworben werden.

Wer sich weniger intensiv mit der Thematik des Value-Investings beschäftigen möchte, kann über spezielle Aktienfonds oder ETFs gezielt Value-Aktien ins Portfolio aufnehmen. Auf diese Weise kann von der Rendite dieser Wertpapiere profitiert werden, ohne die Einschätzung selbst vornehmen zu müssen. Es gibt für Anleger also zahlreiche Möglichkeiten, um mit Substanzwerten Rendite zu erzielen.