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Selten aber möglich: Aktien für einzelne Sparten im Konzern

Inhaltsverzeichnis

Wer sich mit Aktien beschäftigt, kennt meist die verschiedenen Formen wie Stammaktien, Vorzugsaktien oder Inhaber- und Namensaktien. Doch was sind Geschäftsbereichsaktien? Üblicherweise wird dafür das englische Wort Tracking Stock verwendet.

Tracking Stock – Definition eines exotischen Papiers

Tracking Stock ist per Definition ein Anteilsschein an einzelnen Geschäftsbereichen, den Tracked Units eines Unternehmens. Stock steht dabei für Aktie. Mit dieser Aktie haben Anleger das Gewinnbezugsrecht auf das Ergebnis nur einer bestimmten Sparte, nicht aber auf das gesamte Unternehmen. Soweit die Definition.

Tracking Stocks sind ein extrem seltenes Finanzierungsinstrument aus den USA und in der rechtlichen sowie steuerlichen Behandlung bei Unternehmen teils völliges Neuland. Deshalb existiert für Tracking Stock keine echte Legaldefinition, und sie sind im Detail mit erheblicher Rechtsunsicherheit verbunden.

Inhaltlich erinnern Tracking Stocks an einen Spin-Off, bei dem ein Unternehmensteil abgespaltet und eigens an die Börse gebracht wird. Die Anleger bekommen die neuen Aktien kostenlos zugeteilt. Prominenter Fall war die Abtrennung von Osram durch Siemens.

Zusätzliches Aktionärsgeld ohne Kapitalerhöhung

Bei Tracking Stocks allerdings gibt es keine automatische Aktienzuteilung. Sie können zwar ebenso als Sachdividende an die Aktionäre dienen, doch das ist nur eine Möglichkeit. Tracking Stocks wurden vorwiegend Anfang der 1980er Jahren für selbständige Tochtergesellschaften ausgegeben.

Mittlerweile gibt es sie eher für klar abgegrenzte Geschäftsbereiche innerhalb von Konzernen. Sie werden als Spartenaktien neu aufgelegt und sollen zusätzliches Eigenkapital bringen. Beispielsweise, wenn die Aktien des Gesamtunternehmens dauerhaft unterbewertet sind, bietet sich der Bereich mit den besten Aussichten für zusätzliche Tracking Stocks an. Steigt dann der Börsenwert, kann das auch feindliche Übernahmen verhindern.

Die Anlässe können völlig verschieden sein. In den USA wurden sie verbreitet während des Dot.Com-Hypes aufgelegt, weil immer mehr Anleger auf Internetaktien Wert legten. Konzerne, die irgendeinen Bereich mit Internetschwerpunkt hatten, brachten genau diesen separat an die Börse. Nach dem Platzen der Blase im März 2000 war Schluss.

Von der Telekom verworfen

Fünf Jahre später kamen Tracking Stocks plötzlich hierzulande ins Gespräch. Es ging um die Wiedereingliederung von T-Online in die Deutsche Telekom. Viele Anleger hatten kein Interesse, ihre T-Online-Aktien mit Verlust gegen Telekom-Papiere zu tauschen. Sie gingen von einer dynamischeren Entwicklung der Online-Sparte aus und hätten ihre Aktien gerne als Tracking Stocks in den Mutterkonzern eingebracht.

Die Idee wurde letztlich auch wegen des hohen Aufwands und der Kosten verworfen. Abgesehen davon entstehen Interessenskonflikte, wenn ein Konzernchef Entscheidungen für zwei Aktionärsgruppen treffen muss.

Hamburger Hafen als Tracking-Stock-Pionier

Dieses Problem hat die Hamburger Hafen und Logistik AG (HLLA) auf eigene Weise gelöst. Das Unternehmen hat sich 2007 neu ausgerichtet und zwei Aktien herausgegeben: die einen für den Hafen, sprich Logistik, die anderen für die Speicherstadt und den Fischmarkt, also Immobilien.

Die Speicherstadt-Aktien sind ausnahmslos im Besitz der Stadt Hamburg. Anleger bekommen nur die Hafen-Aktien. Die Papiere waren anfangs im MDax gelistet, dann aber in den SDax abgestiegen. Damit ist die HLLA das einzige deutsche Unternehmen, das sich mit Tracking Stocks versucht hat.

Insgesamt sind Geschäftsbereichsaktien in manchen Fällen eine galante Lösung, doch im Detail komplex, teuer und streitanfällig. Kompliziert ist unter anderem die Trennung und Bewertung einzelner Sparten, die zudem eine eigene Bilanz brauchen. Eventuelle Quersubventionierungen sind für Außenstehende oft schwer erkennbar. Weltweit gibt es nicht einmal 50 Firmen mit Tracking Stocks. Fast alle werden unter Wert gehandelt.